Zunächst einmal, weil es nicht „verfransen“, sondern „verfranzen“ heißt, wie mir meine wunderbare Lektorin am Rand von „Hexenherz – Glühender Hass“ anmerkte.
Ich hatte immer vage im Hinterkopf, dass diese Wort von „Fransen“ kommt, verwandt vielleicht mit dem „Ausfransen“ eines Stoffes, vielleicht aus der Webersprache entliehen, sich „verfranst“ haben im Sinne von: „Ups, da ist beim weben/umnähen was falsch gelaufen und nun franst es an den Rändern aus!“
Da ich nun aber darauf aufmerksam gemacht wurde, dass das Wort mit Z geschrieben wird, war ich neugierig geworden und recherchierte seine Herkunft.
Das Ergebnis: „sich verfranzen“ kommt tatsächlich von „Franz“!
Wenn das mal nicht eine gute „Wer wird Millionär“-Frage gewesen wäre, 😀
Und zwar entstammt der Begriff der Fliegersprache: So wurde früher der für die Koordination zuständige Copilot in den zweisitzigen Flugzeugen um den ersten Weltkrieg rum genannt; der Pilot selbst übrigens „Emil“.
Tja. In der alternativen Realität der Hexenherzwelt gab es jede Menge Kriege, aber immerhin keinen 1. Weltkrieg. Flugzeuge sind bislang auch noch nicht erfunden worden (Ich wette, die Chinesen erfinden zuerst eins!) – ergo darf der Ausdruck „sich verfranzen“ in dem Buch nicht vorkommen.
Und so wurde dann aus „hatte ich mich verfranzt“ eben „hatte ich mich verirrt“ und ich habe wieder was gelernt.:-)
Mal ehrlich: Vermutlich hätte es niemand gemerkt, wenn es doch drin geblieben wäre. Aber die Mühe macht man sich als Lektor und Autor eben; auch, wenn es niemand mitbekommt, 😀
Im letzten Beitrag hatte Euch Mika ja schon sein Buch „Wonders Macht“ vorgestellt.
Hier jetzt, was ich davon halte:
Kennt Ihr diese Filme? Eine Gruppe von Menschen – Jugendliche Partygänger, zwei Pärchen auf der Flucht vor einem Unwetter, eine Truppe Wissenschaftler – betritt eines Abends ein altes Haus. Vorzugsweise ist es dunkel und/oder stürmisch oder Jedem ist klar, dass das nicht gut ausgehen wird und man möchte schreien: „Ja seid Ihr denn verrückt oder was? GEHT DA NICHT REIN!!!“
Und dann geht es auch schon los …
Jetzt, nachdem ich „Wonders Macht“ gelesen habe, weiß ich auch endlich, wo solche Filme herkommen: Die entstehen aus Büchern wie diesen!
Hatte im Gegensatz zu mir keine Gänsehaut: Albert.
In „Wonders Macht“ sind es sechs junge Leute um die 19/20, Schüler eines abgelegenen Sonderpolizeiausbildungscenters in den Wäldern Norwegens, die das tun, was niemand freiwillig tun würde (und auch sie natürlich nicht freiwillig tun): Sie betreten das Dannken-Anwesen und das Haus, in welchem es dann natürlich ordentlich zur Sache geht.
Und ja, man möchte die jungen Menschen die ganze Zeit über anschreien: „Hört auf, euch andauernd in Zweiergruppen zu trennen! So arbeitet nicht nur ihr effizienter, sondern auch …“
Wer oder was sei an dieser Stelle natürlich nicht verraten.
Ein Buch wie ein Horrorfilm; für mich fällt das Ganze eindeutig unter „Horror“. Nicht von der Art, dass ständig jemand auf grausamste Weise abgeschlachtete wird, sondern auf subtilere, dies Psyche in Grauen versetzende Art.
Wer sich also gerne gruselt und mit immer wieder neuen, perfiden Tricks überraschen lässt, der ist hier richtig!
Passt auch gut zum Milchkaffee: „Wonders Macht“
Mika Jänisen schreibt flüssig und spannend; vor allem, wenn es wieder gruselig wird, breitet der Autor die grausigen Einzelheiten geradezu genüsslich vor dem Leser aus. Man merkt, dass er sich viel mit seinen Protagonisten auseinandergesetzt hat: jeder der sechs jungen Leute hat seinen ganz eigenen Charakter, seine eigene Vergangenheit. Und dass er sichtlich Spaß daran hat, sie (und den Leser) in Angst und Schrecken zu versetzen.
„Wonders Macht“ ist der erste Teil einer ganzen Reihe über das „PSBD“, des „Polizeisonderbereitschaftsdienstes“ und macht definitiv Lust auf mehr!
Er ist jung, er ist wild und vor allem ist er gnadenlos talentiert: heute habe ich mir Mika Jänisen gekrallt – und ihm 13 Fragen gestellt, die mir nach der Lektüre von „Wonders Macht“ auf den Nägeln brannten. Meine Rezension zum Buch gibt es später, jetzt ist erst mal der Autor an der Reihe:
Lieber Mika, stell uns doch mal bitte Dein Buch „Wonders Macht“ vor.
Tag Welt, das hier ist „Wonders Macht“:
WM ist ein Mystery-Thriller mit Horrorelementen, Science-Fiction-Anteilen und ein bisschen Humor. Es ist mein absolutes Herzblutwerk und das Buch, das mich als Manuskript schon seit meiner Jugend begleitet; umso surrealer ist es für mich, das Ding nun endlich in den Händen halten zu können.
In „Wonders Macht“ begleiten wir sechs Rekruten einer internationalen Polizeischule auf ein düsteres Anwesen mitten in den norwegischen Wäldern, wo sie ein leerstehendes Gebäude kontrollieren sollen. Für die fünf Jungs und das Mädel ist der Abend als Strafeinsatz vorgesehen, um sie für diverse Verfehlungen abzustrafen und somit vorerst vom Silvesterfeiern abzuhalten. Die allgemeine Motivation hängt also verständlicherweise eher im Keller. Ihr Vorhaben, ein paar blöde, öde Stunden möglichst schnell rumzubringen, um dann wieder nach Hause zu fahren, wird dann allerdings doch relativ schnell zunichte gemacht; denn natürlich ahnt niemand von ihnen, was auf dem Anwesen wirklich vor sich geht. Und das ist nicht nur jenseits von allem, was sie sich nicht einmal in ihren wildesten Träumen ausgemalt hätten – sondern auch absolut tödlich.
Du hast lange an Deinem Debütroman „Wonders Macht“ gearbeitet. Wann bzw. weswegen hast Du Dich entschlossen, Dich auf die Suche nach einem Verlag zu machen?
Ich kann das heute gar nicht mehr wirklich an Zahlen festmachen – eben weil es so lange gedauert hat. WIE lange darf man echt gar keinem erzählen… Ich habe ja damals zu Schulzeiten bereits daran geschrieben, da mich die Protas und die Welt drumherum seit meiner Kindheit begleiten. 1999 habe ich irgendwann mal „Fertig“ unter das Manuskript gesetzt – heute lach ich drüber. Nach weiteren +10 Überarbeitungen in den nächsten Jahren (und auch mal längeren Phasen der Pause dazwischen) hat sich irgendwann eine völlig neue Story ergeben. Wirklich richtig daran gearbeitet (und vor allem auch endlich das Ende geschrieben), habe ich dann so ab ca. 2015/2016. Das war dann auch der Zeitpunkt, als ich gemerkt habe, dass ich das wirklich ernst meine, das Ding zu veröffentlichen. Ausschlaggebend waren einige doch eher lauter werdende Stimmen von Testlesern, die mir nicht nur das ausreichende Talent zum Schreiben bescheinigten, sondern mir androhten, mir die Finger zu brechen, wenn ich nicht endlich aus dem Quark käme damit. ;-P Schlussendlich bin ich tatsächlich ein gläubiger Mensch und denke mir oft, dass man Talente im Leben nicht ohne Grund mit auf den Weg bekommt. Ich hatte das Gefühl, mir diese Sache schuldig zu sein: mir meinen Lebenstraum mit diesem Buch zu erfüllen.
„November 2017: endlich isser da, der langersehnte Autorenvertrag \o/“
Du hast mit Lando, Damon, Kaido, Nitha, Aramis und Spark gleich sechs Hauptfiguren erschaffen, sie sogar „gezeichnet“ (siehe unten). Mal Hand aufs Herz und mal ganz unabhängig davon, wer in „Wonders Macht“ (über)lebt oder nicht: Wen würdest Du – wenn es nach Dir ginge – am ehesten sterben lassen?
Das ist eine fiese, gemeine Frage. Bin sicher, das weißt du. Das ist ein bisschen wie „Soll ich lieber deinen Vater oder deine Mutter erschießen?“ >>‘ Unabhängig von WM lautet die Frage ja indirekt eher „Auf wen könntest du am ehesten verzichten“? Antwort: Auf niemanden. Aber wenn ich wirklich wählen müsste, dann… Seite 201, direkt der erste Name. (Ja, ich weiß – das war jetzt gemein.) Aus dem recht profanen Grunde, dass uns rein vom Wesen/Charakter her am wenigsten verbindet und ich nicht gefühlt direkt einen Teil von mir selbst töten müsste. Bzw. nur einen kleineren Teil – irgendwo sind es ja alles „Splitter“.
Wie bist Du auf den genialen Namen „Wonder“ gekommen?
Ganz ehrlich, das hab ich mich unlängst auch noch gefragt – und ich hab keinen blassen Schimmer. Oo Ist schon zu lange her. Keine Ahnung. War anscheinend einfach da. Gibt auch keinen rationalen Grund dafür, war einfach so.
Du schreibst nicht nur klasse, Du bist auch ein echtes Zeichen- und Airbrushgenie! Von welchem dieser Talente würdest Du Dich – von einer fiesen Kollegin vor die Wahl gestellt – am ehesten verabschieden?
Erst soll ich Protas killen, dann meine Skillz … *g* Na schön, also ich schätze, in dem Fall würde ich auf das Malen verzichten. Das Schreiben ist mir zu heilig und bedeutet mir zu viel. Mein Zeichentalent betreibe ich dann doch eher hobbymäßig und nehme mir da auch ein Stück weit das Recht heraus, das auch mal ein paar Wochen/Monate in die Ecke zu schieben, wenn ich keine Lust drauf habe. Darüber hinaus schätze ich beim Schreiben immer diese Tatsache, dass ich dazu fast nix brauche. Ok, Laptop evtl… oder Zettel und Stift. Aber der Rest kommt aus mir heraus. Beim Malen müsste ich auf zu viele Hilfsmittel zurückgreifen (Airbrushgun, Kompressor, Farben, Beamer, Vorlagen, Schablonen, Tape…) Ich mein, es macht wirklich Spaß – aber da geht es mehr um die Technik. Nicht um das, was in mir drin ist. Versteht man, was ich meine?
„Hier kombiniere ich kurz Arbeitsplatz 1 mit Arbeitsplatz 2: Laptop und Airbrushstaffelei.“
Was nervt Dich am Autorendasein?
Dass man damit weniger verdient, als ne McD*n*lds-Putzfrau. -_- (Oder um es in deinen eigenen Worten zu sagen: „Davon kannste wenn du Glück hast einmal schick essen gehen.“) Gemessen an Zeit und Herzblut und Aufwand hat man (zumindest als Debütautor in einem Kleinverlag am unteren Ende der Karriereleiter) gefühlt irgendwie unterm Strich so überhaupt gar nichts von diesem „überragenden Talent“. Und oft einfach eine sehr begrenzte Leserzahl, was noch trauriger ist. Man will ja für ganz viele Menschen schreiben – nicht bloß für eine Hand voll. Außerdem nervt es mich, dass man im weiteren Verlauf anscheinend nur Geld verdienen kann, wenn man Lesungen abhält und sich ständig präsentiert wie ein Rockstar. Liegt mir nicht. Ich will nicht (vor)lesen, ich will, dass die Leute das selber lesen. Ich will nur schreiben.
Was liebst Du am Autorendasein?
Den ganzen Rest. Ich kann Welten erschaffen, Protas zum Leben erwecken und sterben lassen, kann so viele Bilder und Emotionen im Kopf der Leser entstehen lassen – zumindest wenn ich’s drauf habe; ich hab den ultimativen God-Mode in der Hand!
Ich kann plötzlich fremden Menschen die Dinge zeigen, die mir seit der siebten Klasse im Kopf rumschwirren. Ich kann sie teilhaben lassen, mitnehmen – und dafür sorgen, dass sie mir Schmerzen androhen, wenn ich nicht weiterschreibe. *g* Das ist irgendwie toll. Und das Gefühl, für das alles von Lesern mit begeisterten Worten belohnt zu werden, ist unbeschreiblich und das beste Gefühl, das ich jemals hatte. Das ist, als hätte plötzlich alles einen Sinn. Ich liebe das.
Verrate uns Deine Pläne für die Zukunft!
Naja, „Wonders Macht“ ist zwar schon irgendwo in sich abgeschlossen, lässt aber einige Fragen offen – das ist mir bewusst. Um ehrlich zu sein war die Grundfassung dieses Buches auch um fast 400 Seiten länger damals. ;D Das passte aber alles nicht mehr in die Story. Was böte sich also mehr an, als Teil 2? ^^ Den schreib ich seit einer Weile – und ich hoffe, ich brauche nicht nochmal 15 Jahre dafür. (Da ich aber mittlerweile innerhalb einer AG schreibe und ein paar Testleser zum Treten bei mir habe, bin ich ganz guter Hoffnung.) Der Nachfolger des WM-Auftaktes trägt den Namen „Traumgänger“ – und das ist im Grunde schon alles, was ich zunächst mal für die Zukunft plane. Hätte ich einen Wunsch in dieser Richtung frei, würde ich der guten Fee mit glänzenden Augen von meiner Vision einer PSBD-Buchreihe berichten, die am liebsten nie aufhört. Aber das tut sie in meinem Kopf ohnehin nicht.
„Der Grund, weshalb ich im Moment nicht so zum schreiben komme wie sonst: Marduk – 11 Wochen alt.“
Gibt es etwas, dass Du beim nächsten Buch anders machen wirst oder was Du angehenden Autoren mit auf den Weg geben möchtest?
Ich mache automatisch schon so einiges anders, das bleibt gar nicht aus. Fängt dabei an, dass ich zumindest versuche, ganz grob vorzuplotten. Bei WM hab ich das überhaupt nicht getan. Und nein, ich hab auch keine Ahnung, wie ich das gemacht habe. Bin letztens noch gefragt worden, wie ich mir diesen Plot ausgedacht habe, ohne das vorher geplant zu haben. Hat anscheinend funktioniert – aber ich hab auch oft genug hier gesessen, mich total verzettelt und dann mit Bindfäden und Reißzwecken irgendwelche Timeline-Boards gebastelt, weil ich nicht mehr weiterkam.
Technisch schreibe ich (hoffentlich) mittlerweile auch „besser“ als bei WM; ich hatte mittlerweile genug Zeit, zum üben. Ich mach diese häufigen Perspektivsprünge auch nicht mehr. Das wurde mir ausgetrieben. *g* (Aber einige sind in WM noch drin, weil ich mich nicht davon trennen wollte und konnte.) Generell ist aber mein ganzes Grundgefühl anders als früher; eben weil ich – so hoffe ich – beim Hybrid Verlag so viel Rückenwind für meine PSBD-Reihe bekomme und schon allein diese ganze Zitterei wegfällt, dafür überhaupt ein Zuhause zu finden. Ich muss es jetzt halt nur selbst fertigschreiben, das ist meine einzige Hürde. Angehenden Autoren kann ich – völlig subjektiv – auf den Weg geben, trotz der Einbußen durch geringe Mittel keine Scheu vor Kleinverlagen zu haben. Wenn man, wie ich, viel Wert darauf legt, sich selbst zu verwirklichen, ist das das Beste, was man tun kann. Und sowieso sollte man niemals den Traum vom eigenen Buch begraben. Man muss nur wirklich kritikfähig sein und bereit, daran zu feilen. Wenn ich mir heute die „fertige“ WM-Version von 1999 angucke, versinke ich vor Scham im Boden.
„Retroalarm, die Urversion von Wonders Macht: – hier war ich Anno 1999 mal davon überzeugt, ein Buch fertiggeschrieben zu haben. Das war allerdings erst 2018 der Fall. ;D“ Ich glaube, lieber Mika, das kennen wir alle! 😀
Womit kann man Dich als Leser so richtig ärgern?
Unsympathischen Charakteren, unglaublich langweiligen Plots mit 0815-Verläufen und schrecklichen Kitsch-Romance-Einlagen. Oh, und mit völlig unspektakulären und unbefriedigenden Enden von ansonsten megaspannenden Büchern. Und wenn mein Lieblings-Chara draufgeht! Ich ertrag sowas echt nur sehr schwer.
Dein Lieblingssatz aus dem Buch?
Hmmm, schwierig… ich schwanke zwischen:
»Also, wenn jetzt beispielsweise da hinten an der Wegkreuzung ein Eichhörnchen rumliegen würde, könntest du quasi von hier aus die Körpertemperatur ermitteln und im Dunkeln erkennen, ob die Schwanzspitze noch zuckt?«
und
„»Und während wir im Turm von einem Monsterwerwolf angegriffen werden und einer nach dem anderen in diesem Hause spurlos verschwindet, kommt ein Raumausstatter vorbei und legt einen Flokati in die Küche oder was?«
*lol*
Von welchem Buch wünschst Du Dir, dass Du es geschrieben hättest?
Jetzt wollt ich grad erst „Die Bibel“ schreiben, aber ich glaub, dann würd ich zu viele Hater-Mails kriegen. Ach, keine Ahnung. Glaub wenn ich „ES“ oder „Harry Potter“ geschrieben hätte, wären eventuelle finanzielle Engpässe zumindest passé, das wäre auch ganz nett. Aber wahrscheinlich auch nur, wenn ich zudem in den USA leben würde und nicht hier. Ach nein, ganz im Ernst: Ich will gar keine fremden Bücher schreiben. Meine eigenen reichen mir.
„Meine damalige Prota-Artworks; da sich im Lektorat die Nationalität der Protas zum Teil geändert hat, sind hier zum Teil dringend Updates fällig.“ Ich erkenne … hm … Lando, Kaido, Spark und Aramis. Und Damon.
Jokerfrage: Hier darfst Du Dir eine Frage aussuchen und beantworten. 🙂
Okay. \o/
Öh…
Na schön: Welche Pflanze wirkt tödlich, wenn man fünf Minuten unter ihr steht?
Grund dafür ist meine neue Autorenseite. Die alte werde ich ja aufgrund der neuen DSGVO-Bestimmungen schleißen müssen. Ich habe schon drei Interviews von lieben Kollegen auf die neue Seite übertragen. Aber jeden Beitrag? Das sind fast 100 Stück – ich habe weder so viel Zeit, noch so viel Langeweile. Sicher gibt es auch irgendwo irgendwie ein schlaues PlugIn oder Programm, mit dem ich die Daten „mühelos“ überragen kann, aber wenn, dann übersteigt das meine Kenntniss udn mit Sicherheit auch meine Fähigkeiten.
Ich denke daher, dass ich es dabei belassen werde, die Interviews hinübergeschoben zu haben. Ich würde ja sagen, kommentiert bitte, wenn Ihr einen Beitrag gerne auch hier lesen würdet, aber die Kommentarfunktion muss ja leider geschlossen bleiben. 🙁
Wer dennoch mit mir in Kontakt treten möchte, Fragen oder Anmerkungen hat, kann mir gerne unter Monika.Loerchner(at)web.de schreiben. 🙂
Beachtet dabei nur bitte, was ich hier ganz unten bei „Datenschutz&Impressum“ zum Thema Manuskripte geschrieben habe.
Vielleicht werde ich mit der Zeit den ein oder anderen älteren Beitrag dann auch noch auf die neue Seite einpflegen, aber das halte ich mir offen.
Dieser Mann ist für mich eine Legende hinter einer Legende: Viele Jahre lang war Uwe einer der Hauptautoren hinter den von mir heißgeliebten „Gespenstergeschichten“ (wieso die bei Wikipedia auseinander geschrieben werden, ist mir ein Rätsel) und „Spukgeschichten“ (welche von meiner Schwester und mir immer irgendwie einander gegenübergestellt wurden, wobei sie eher die Partei der Gespenstergeschichten ergriff, während ich mich als Anhängerin von Arsat, dem Magier entpuppte, aber das ist wieder eine andere Geschichte).
Ich lernte Uwe in einem Schriftstellerforum kennen und schätzen. Uwe hat 33 Jahre lang vom Schreiben und Lektorieren gelebt, unter anderem verfasste er zahlreiche Ren Dhark-Geschichten.
Heute unterhält er mit Beiträgen im Forum, seinen Tweets und seinem neuesten und letzten Buch „Mr. Fitzgerald – Ist da wer?“ (Rezension von mir folgt).
Nun aber genug der Vorrede! Ich freue mich sehr, dass sich Uwe bereit erklärt hat, mir Rede und Antwort zu stehen – ich wünsche Euch viel Spaß mit diesem höchst vergnüglichen Interview! 🙂
Hallo Uwe!
MOIN, Monika!
Zuerst die Pflicht, lieber Uwe: stell Dich bitte kurz vor. 🙂
Uwe vorm Laptop.
Uwe Helmut Grave (Echtname – kein Pseudonym, kein Agenten-Deckname). Geboren 1955, gestorben 2015, wiederauferstanden ebenfalls 2015 (damit sollte man keine Zeit verlieren). Seit 36 Jahren verheiratet, kinderlos.
Nach diversen nichtssagenden Berufskostproben war ich ab dem 26sten Lebensjahr als freiberuflicher Schriftsteller, Lektor und Korrektor tätig, wobei ich mich innerhalb von 33 Berufsjahren langsam, aber stetig steigerte: Comics, Kurzgeschichten, Groschenromane, Taschenbücher, Bücher. Eventuell Bekanntes: Gespenstergeschichten, Der Bergdoktor, Pfarrer Schmieder, Gaslicht, Ren Dhark, Forschungsraumer Charr, Der Mysterious.
1..Lieber Uwe, als ich im Schriftstellerforum auf Deine Vorstellung stieß, war ich sofort begeistert: Du hast jahrelang die „Gespenstergeschichten“ … ja was eigentlich? Wie entsteht so ein Comicheftchen?
Bildchen malen, Sprechblasen dranpappen, Seiten zusammenheften – fertig. Noch was?
Na gut, für alle Begriffsstutzigen folgen jetzt noch ein paar Details.
Am Anfang war … das Exposé. Entwickelt wurde es ausschließlich von mir, ich war also der allerursprünglichste Urheber der betreffenden Gespenstergeschichte. Danach schlug erbarmungslos der Redakteur zu, ein gewisser Ewald Fehlau, der weit über die Grenzen seines trivialliterarischen Schaffens hinaus berühmt ist. Aus meinem hoffnungsvoll eingereichten Exposé-Stapel warf er üblicherweise die meisten weg und übergab mir den kläglichen Rest, um daraus ein Szenario anzufertigen …
Seufz, jetzt wisst ihr nicht, was das ist, gell?
Szenario = eine möglichst exakte Beschreibung der Bilder, und zwar nicht nur die Handlung betreffend, sondern auch das Layout, also die Größe und Anordnung auf der Seite. Kratzt sich auf einem rechteckigen, hochgestellten Bild der Protagonist am Hintern und ist dabei von Kopf bis Fuß zu sehen – ich hab’s beschrieben. Folgt danach ein rundes Bild mit einem großen Auge, aus dem eine Schmerzensträne gedrückt wird (weil‘s so juckt) – ich hab‘s beschrieben.
Das fertige Szenario bekam dann der Zeichner, der nunmehr die Bilder anfertigte, was vonnöten war, weil ich nämlich nicht zeichnen kann und weil Bilder in Comicheften laut einem uralten Aberglauben nahezu unverzichtbar sind. Anschließend fügte der Texter – mein Freund Hajo F. Breuer, der wie ich kurz vor seinem Sechzigsten starb, aber leider nicht mehr zurückkehrte – die Sprechblasen ein. Unser aller Geschichten erschienen dann unter den Labels Gespenstergeschichten Spukgeschichten in Form von Heften, Taschenbüchern und großformatigen Sonderausgaben. Lang, lang ist’s her. Autoren und Zeichner gab es mehrere (ich war einer von beiden Hauptautoren), getextet hat fast immer Hajo.
„Ren Dhark“ und die „Gespenstergeschichten“ – WOW!
2. Jetzt erschien „Mr. Fitzgerald – Ist da wer?“ im Aavaa-Verlag. Nach zahlreichen Ren-Dhark-Bänden hast Du damit für Dich literarisches Neuland betreten. Mal ehrlich: Wie schwierig oder einfach war es für Dich als alten Hasen, einen Verlag dafür zu finden?
So schwierig wie für jeden Neuling, der ein Produkt auf den Markt wirft, um das ihn niemand gebeten und auf das die Welt nicht gewartet hat. Was nutzen mir Kontakte zur unterhaltsamen Trivialliteratur – eine Bezeichnung, an der ich übrigens nichts Negatives sehe, was auch für „Groschenroman“ gilt –, wenn ich auf (für mich) gänzlich neuen Pfaden wandele? Abgesehen davon hätte ich nicht einmal dort wieder anknüpfen können, wo ich kurz vor meinem Tod aufgehört hatte, weil man meinen Leichnam bereits innerhalb von wenigen Tagen gefleddert hatte. The Show must go on – mit unbekannten toten Autoren kann man nun einmal keine Geschäfte machen, es musste umgehend Ersatz herbeigeschafft werden, weshalb ich das rigorose Absägen meines Astes niemandem übel nehme.
Der Fitzgerald-Roman beinhaltet so viele Facetten, dass er partout in keine Schublade passen wollte. Zu guter Letzt wurde er dem Genre Mystery zugeordnet, damit man wenigstens ungefähr weiß, in welche Richtung der Text abdriftet. Der Verlag hatte zunächst Fantasy vorgeschlagen, doch irgendwie trifft es das auch nicht. Hinzu kam, dass die Geschichte nicht wie eine gradlinige Erzählung, sondern mehr wie ein Puzzle aufgebaut ist, allerdings eins, das sich leicht zusammenfügen lässt, sodass alle Steinchen letztlich in einem Plot gipfeln.
Es gab ein paar wenige interessierte Kleinverlage, doch selbige wollten das, was ihrer Meinung nach nicht ins Schema passte, mit der Brechstange passend machen. Erst der Aavaa-Verlag gestand mir zu, alles so zu belassen wie es mir vorschwebte; dafür musste ich selbst für ein professionelles Lektorat und Korrektorat sorgen – und nun konnte ich endlich von meinen früheren Kontakten Gebrauch machen, denn ich kannte einen guten Lektor, der mir unentgeltlich zur Seite sprang (und der letztlich einen fehlenden Buchstaben sowie ein fehlendes dreibuchstabiges Wort übersah, wofür ihn meine Anwälte noch zur Rechenschaft ziehen werden). Anschließend ging der Roman ziemlich fix in Druck und ist seit dem 1. Oktober 2017 im Handel, rechtzeitig zum Weihnachtsfest: Der Tod auf dem Gabentisch.
3. Erzähl uns bitte, worum es Deiner Meinung nach in dem Roman geht!
Ich bin mir nicht sicher, ob ich während unseres Gesprächs bereits die Sache mit meinem Tod erwähnt habe – möglicherweise ist mir das schon mal rausgerutscht, nebenher, so ganz am Rande …
Im Klartext: Ich hatte ein Nahtod-Erlebnis, durfte einen Blick nach drüben auf die andere Seite werfen (ja, es gibt ein Jenseits!) und kehrte wieder ins Diesseits zurück. Offenbar wollte man mich nicht dortbehalten, obwohl ich gern geblieben wäre, denn es ist da gar nicht so übel – wie mein Protagonist Mister Fitzgerald des Öfteren betont.
Mein Nahtod ist der eigentliche Dreh- und Angelpunkt des Romans, aber es geht noch um mehr: um die Entstehung und Heilung von Depressionen, um die Auslegung von Bibelworten, um seltsame Geister, um den menschlichen Phantasie-Himmel, ja sogar um Gott … lauter Wahrheiten, die mir sowieso keiner geglaubt hätte, daher habe ich von vornherein einen Mystery-Roman daraus gemacht.
Leben
Vor einiger Zeit habe ich mich bei Twitter angemeldet und festgestellt, dass es mir da recht gut gefällt. Dass einem dort für die Kommunikation nur 280 Zeichen (einschließlich der Links und den Hashtags genannten Rauten) zur Verfügung stehen, ist eine echte Herausforderung, die mich vor ein kleines Problem stellte: Wie wirbt man mit so wenigen Zeichen in möglichst vielen verschiedenen Themenbereichen für ein Buch?
Klar, ich könnte jeden Tag zig Werbungen twittern, gleich mehrere zu jedem einzelnen Thema, doch damit würde ich den wenigen Verfolgern, die sich mittlerweile für meinen Account interessieren, wohl gehörig auf den Wecker fallen, denn sie bekämen dieselbe Werbung ja wieder und wieder zu sehen. Also beschränke ich mich auf zwei, drei Buchhinweise pro Tag, wobei jede zweite einen neuen Totenspruch enthält – beispielsweise Nachdenkliches wie „Das Leben erlischt, die Liebe nie“ oder Flapsiges wie „So, so, zu deinen Lebzeiten warst du also Band-Mitglied bei Die Toten Hosen – und jetzt möchtest du dich im Jenseits verbessern?“
Die andere Hälfte besteht aus einer Dauerwerbung, die sich dank gezielt platzierter Hashtags auf einen Schlag in elf Richtungen verstreut:
Seltsames Nahtod-Erlebnis. War es Mystik oder eine kuriose Depression? Was bewirkte die plötzliche Heilung? Ein Wunder? Geister und Engel? Wo beginnt man die Suche nach Gott? In der Bibel oder im Himmel?
(http://www.aavaa.de/Mister-Fitzgerald)
Womit ich in meine wortreiche Rede nunmehr den Verlagslink eingeschoben habe – den Link auf meine Twitterseite lasse ich sogleich folgen.
4. Welches Deiner Projekte ist Dir das Liebste?
Früher war es immer das, an dem ich gerade gearbeitet habe – weshalb es jetzt, o Wunder, Mister Fitzgerald ist. Die Gespenstergeschichten habe ich einst so gern gemocht, dass ich sogar geweint habe, als sie eingestellt wurden – was kurz vor der Jahrtausendwende beinahe meinen schriftstellerischen Untergang bedeutet hätte. Mittlerweile bin ich nicht mehr so eine Heulsuse, man nennt mich den Mann aus Stahl (also ich nenne mich so, weil mich sonst keiner so nennt).
5. Wie bist Du eigentlich zum Schreiben gekommen?
Schon in der Schule mochte ich Diktate und das Schreiben von Aufsätzen, was zumindest bei ein paar Lehrern Anklang fand; die anderen hatten halt keinen intellektuellen Zugang zu meinen Texten – sprich: Die waren zu blöd, meinen Kindergenius zu erkennen!
Später probierte ich mehrere Berufe aus, vom Einzelhandelskaufmann über den Soldaten bis zum Lagerarbeiter. Nach etwa zwanzig Versuchen nahm ich mit 26 mein Schicksal selber in die Hand und begann, zu schreiben …
6. Was war der schönste Moment in Deiner Schriftstellerkarriere – von welchem Moment träumst Du noch?
Zählen Albträume auch? Ein Gefühl der Freude empfand ich stets dann, wenn ich ein veröffentlichtes Werk in den Händen hielt, was sich leider im Laufe der Jahre immer mehr verlor, weil ich anfing, Veröffentlichungen als etwas Selbstverständliches zu betrachten – bis zu dem Tag, an dem ich mein Fitzgerald-Freiexemplar in der Hand hielt. Plötzlich war das einstige Hochgefühl wieder da!
Logisch, denn bis dahin hatte ich immer nur Auftragsarbeiten erledigt bzw. exakt das geschrieben, was der Markt verlangte. Nun aber ist endlich, endlich etwas entstanden, das einzig und allein mir selbst entwachsen ist. Na gut, die erwähnten Geistererscheinungen haben mir vermutlich geholfen, jedoch bezweifle ich, dass sie Urheberrechtsansprüche stellen werden.
„Mister Fitzgerald – ist da wer?“ rund um den Erdball zu verbreiten ist fortan meine Restlebensaufgabe. Laut Hausarzt und Kardiologe mache ich es nicht mehr lange, aber denen huste ich was! Erst wenn 99% der gesamten Menschheit mein Buch NICHT gelesen haben – bescheiden wie ich bin, genügt mir das verbliebene Prozentchen -, beiße ich ins Friedhofsgras, keine Sekunde früher, Pasta mit Pesto!
7. Wenn Du in Hinsicht auf Deine Karriere nochmal von vorn anfangen könntest – würdest Du etwas anders machen und wenn ja, was?
Wahrscheinlich wäre ich zu feige, das Ganze überhaupt noch mal in Angriff zu nehmen, denn gerade in der Anfangszeit gab es viele Stolpersteine, insbesondere finanzieller Natur. Andererseits wären mir viele interessante Erlebnisse und Lebenserfahrungen entgangen, hätte ich mich nicht auf dieses Wagnis eingelassen. Was also anders machen? Hm, ehrlich gesagt: null Ahnung. Ich vermute mal, dass die meisten Menschen Deppen sind, die bei einem Neubeginn wieder exakt dieselben Fehler machen würden wie zuvor; da schließe ich mich nicht aus.
So sieht es also bei Uwe zuhause aus …
8. Du sagst, dass Mr. Fitzgerald Dein definitiv letztes Buch ist. Fehlt Dir das Schreiben denn gar nicht?
Nö, denn irgendwas wurstelt man sich am Schreibtisch immer zurecht, sei es eine kleine Kurzgeschichte oder eine ausführliche Mail – oder ein Interviewtext wie dieser hier, der hoffentlich nicht bis zur Unkenntlichkeit zensiert wird.
9. Welche/n Tipps/s hast Du für angehende Schriftsteller oder solche, die noch ganz am Anfang stehen?
Schreiben, schreiben und nochmals schreiben, denn Texte, von denen man immer nur träumt, kann auch keiner veröffentlichen. Fertige Texte, die in Schreibtisch-Schubladen vergammeln, übrigens auch nicht.
Aber ganz egal, ob man zielgenau für ein bestimmtes Genre schreibt oder ob man überzeugt ist, letztlich würde man auch für einen ungewöhnlichen Text einen Interessenten finden: Wenn die handwerkliche Qualität nicht stimmt – und die fängt bereits bei der Rechtschreibung an! –, wird es echt schwierig.
Alles Weitere ist abhängig von sehr, sehr viel Glück und guten Geistern, was manche erfolgreiche Bestsellerautoren gern vergessen, wenn sie sich unentwegt damit brüsten, was für Könner sie sind; auch diese Klientel hat mal als kleiner Pfurz angefangen.
Uwes letztes Buch.
10. Welche Faktoren entscheiden Deiner Meinung nach über Erfolg oder Misserfolg? Und was ist Erfolg überhaupt? Wirtschaftlich ertragreich zu arbeiten? Ein Buch zu beenden?
Die letzte Teilfrage beantworte ich zuerst und überaus umfangreich: Ja.
Erst wenn dieser wichtigste aller wichtigen Erfolge eingetreten ist, kann man die Veröffentlichung in Angriff nehmen. Ob selbige wirtschaftlich ertragreich ist oder nicht, sollte nur eine untergeordnete Rolle spielen, es sei denn, man muss (wie einst ich) davon leben.
Und was die entscheidenden Erfolgsfaktoren betrifft: Würde ich die kennen, wäre ich der Guru aller Schreiberlinge, und meine Jünger dürften mich anbeten und mein Konto auffüllen.
Von der vielen Kohle gehen meine Frau und ich dann auf Weltreise – eine, von der wir nie wieder zurückkommen. Da der Megaerfolg von Mister Fitzgerald nur noch eine Frage der Zeit sein dürfte, fangen wir schon mal mit dem Packen an.
11. Lieber Uwe, müssen wir alles, was du hier gesagt hast, wirklich ernst nehmen?
Er ist erst 18 Jahre alt und kann schon auf eine beeindruckende Karriere als Selfpublisher zurückblicken: Nikodem Skrobisz hat unter seinem Alter Ego Leverat Pale bereits fünf Romane, drei Anthologien und zwei Sachbücher sowie zahlreiche Kurzgeschichten veröffentlicht und sich eine treue Fangemeinde erschrieben. Da ich das Privileg genieße, Nikodem zu meinen mir freundschaftlich verbundenen Kollegen zählen zu dürfen, liegt der Gedanke nahe, ihn zu interviewen um ein bisschen Werbung für seine ungewöhnlichen Bücher zu machen und sich im Gegenzug auch von ihm ausfragen zu lassen. Da ich Interviews oft informativ, aber langweilig finde, haben Nikodem und ich uns etwas ganz Besonderes ausgedacht: Wir dürfen die 12 Fragen des anderen AUSSCHLIESSLICH mit Zitaten aus unseren VERÖFFENTLICHTEN Werken beantworten! Dabei müssen wir stets den ganzen Passus schreiben – wäre sonst ja witzlos – und dürfen maximal drei verschiedene Textstellen zitieren. (Die ausführlichen bibliographischen Angaben findet Ihr ganz unten.)
Es versteht sich von selbst, dass wir dem jeweils Anderen keine einfachen Ja-/Nein-Fragen stellen … 😉
1. Frage:
Lieber Nikodem, Du hast ja bereits im Alter von sechzehn Jahren Dein erstes Buch veröffentlicht. Als ich so alt war, war es für mich noch ein mehr oder weniger absurder Zukunftstraum, irgendwann einmal Schriftstellerin zu werden. Was war der Auslöser dafür, dass Du diesen Schritt schon so früh gewagt hast?
„Als kleines Kind hatte er oft stundenlang am Fenster gesessen und sich vorgestellt, dass dort Riesen und Drachen in den Wäldern oder auch Zwerge in den Minenschächten lebten. Aber er war schon lange kein kleines Kind mehr und schenkte der Aussicht keine Beachtung.“
Zitat aus: „Der Bunker“, S.11.
So jung und schon so viele Bücher – Chapeau!
„An einem Punkt in meinem Leben begann ich mich jedoch für die bewusstseinserweiternde Wirkung halluzinogener Psychedelika zu interessieren, hatte doch eines von diesen, nämlich die Hawaiianische Holzrose, mich wie Lazarus von den Toten auferstehen lassen. […] Ich ging durchs Purgatorium, meine Katharsis, und meine Augen wurden gewaltsam weit aufgerissen. Ich erkannte mein Potenzial, meine Möglichkeiten, meine Fähigkeiten, meine Bürde, mein Leiden und damit meine Bestimmung, eine Identität, den einzigen Sinn, für den ich geschaffen wurde und für den ich weiterleben sollte: Das Schreiben, das Erzählen und Dichten. Ja, ich gebe offen und ehrlich zu, dass ich die Tatsache noch am Leben zu sein und nun als Schriftsteller zu erblühen, diesem Erlebnis verdanke, ohne welches ich wohl tot oder zumindest noch immer ein Taugenichts wäre.“
Zitat aus: „Kratom“, S.427.
Nikodem bei der Arbeit.
2. Frage:
Du wurdest ja schon des Öfteren von Menschen angegriffen, deren größter Wunsch es ebenfalls ist, als Schriftsteller tätig zu sein. Dahinter steckt natürlich Neid. Wie stehst Du generell zum Thema Neid unter Autoren-“Kollegen“?
„Definitiv, ich habe mich aber bereits oft genug mit solchen Menschen unterhalten. Sie machen immer die gleichen Fehler, lassen sich von Doktrinen und ihren Trieben, vor allem Neid, leiten, sie sind realitätsfern und gehen von einem homogenen Menschenbild aus. Lassen wir das. Ich könnte mir den Spaß erlauben, sie in eine Debatte zu verwickeln, aber das würde uns nur Ärger einbringen.“
Zitat aus: „Crackrauchende Hühner“, S.61.
„Es ergibt keinen Sinn, es ist absurd, und das ist der relevante Punkt.“
Zitat aus: „Das Erwachen des letzten Menschen“, S. 54.
3. Frage:
Wenn Du nur noch ein einziges Buch schreiben könntest, wovon würde es handeln?
„Wie ein gigantisches Monster verschlingen die zentralen Gebäudekomplexe aus Beton, Glas und Stahl tagtäglich abertausende Individuen, und scheiden Angestellte, 1er-Schüler, Arbeitnehmer, Konformisten und ähnlich langweiligen Dreck aus. Die Mühlen und Stanzen der Wirtschaft und der Jagd nach Wohlstand rattern und schlagen erbarmungslos auf den Menschen ein, bis er zerbricht, und das einzige, was ihn hält, bleibt das Rauschgift.“
Zitat aus: „Arschageddon“, S. 22.
„Mein Leben mag zwar sinnlos sein, aber dadurch bin ich frei. Ich kann das Leben und diese Freiheit genießen, statt mich zu betäuben oder wahnsinnig im Kreis zu laufen, auf der Suche nach einem Weg zur Unsterblichkeit oder einem fadenscheinigen Sinn. Ich kann die wahre Welt, wie sie um mich herum existiert wahrnehmen und akzeptieren, statt mich in abstrakte Gedankengebilde und engstirnigen Hedonismus zu flüchten.“
Zitat aus: „Das Erwachen des letzten Menschen“, S. 53.
4. Frage:
Was müsste man Dir bieten, damit Du nie wieder außerhalb von Schule, Uni oder Beruf etwas schreibst?
„Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und begann die ersten Zeilen meines zweiten Romans zu tippen. Ich versank wie so oft im Schreibrausch, dem einzigen Zustand, in dem ich mich selbst vergesse, wo die Finger über die Tastatur fliegen und der Mensch davor verschwindet. Frieden.“
Zitat aus: „Kratom“, S.429.
Kreatives Chaos – so muss das sein! 😀
„Ein leichtes Schwanken meiner Seele, als wäre ich gerade auf ein kleines Ruderboot gestiegen, dessen Bestimmung es war, für immer und in Frieden über den endlosen Fluss der astralen Welten zu gleiten.“
Zitat aus: , „Crackrauchende Hühner“, S. 146
5. Frage:
Deine Bücher handeln oft vom Wahnhaften, Verstörten, Kranken … Aber hast Du auch schonmal einen Liebesbrief geschrieben?
„Ja, klar.“
Zitat aus: „Crackrauchende Hühner“, S. 267.
Er kann auch romantisch – wenn er denn will.
„Weißt du was? Manchmal habe ich das Gefühl, Liebe könnte die Antwort auf all unsere Probleme sein. Liebe ist das stärkste natürliche Schmerzmittel. Sie lässt das Leben göttlich wirken, sie spendet Sinn und Trost in dieser kalten und sinnlosen Welt.“
Zitat aus: „Crackrauchende Hühner“, S. 247.
6. Frage:
Ich stelle mir gerade vor, dass ich Deine Oma wäre und mit kummervollem Kopfschütteln seufzen würde: „Ach Jung, warum schreibst Du denn nicht mal was Schönes?“ 😀 Ernsthaft: Werden wir von Dir auch mal etwas „Seichteres“, „Sonnigeres“ zu lesen bekommen?
„Stell dir vor, Atombomben würden in Rom, Jerusalem, Mekka, Varanasi und Beijing explodieren. Stell dir vor, die Fresken des Vatikans und der Papst würden innerhalb von Sekunden zu radioaktiven Staub verbrennen. Stell dir vor, der Stein von Kaaba würde im nuklearen Feuer dahinschmelzen. Stell dir vor, der Ganges würde mit all den Pilgern darin schlagartig verdampfen. Ein Inferno aus Millionen von Schmerzensschreien und unendlicher Hitze, kochendem Blut und berstenden Knochen. Stell dir die Stätten aller großen Religionen ausgelöscht vor.“
Zitat aus: „Samael“, S.9.
„Und? Fühlst du dich besser?“
Zitat aus: „Paranoia“, S. 19.
Frage 7:
Hand aufs Herz: Bist Du als Schriftsteller finanziell im Plus, im Minus oder gleicht sich alles in Etwa aus?
„Ich stehe hier und lache der Absurdität der Welt ins Gesicht.“
Zitat aus: „Das Erwachen des letzten Menschen“, S.53.
Frage 8:
Was denkst Du: Gibt es zu viele Menschen, die schreiben, obwohl sie es nicht können, oder solche die es können, aber sich nicht trauen? Oder auch mal allgemein gefragt: was hältst Du für schädlicher, Over- oder Understatement?
„Ich sehe nichts Neues, denn überall wo ich hinkomme, war ich bereits. […] Nur ich bin geblieben und wandere weiter, denn dies ist meine Essenz.“
Zitat aus: „Der letzte Wanderer“, S. 162.
Frage 9:
Was war Dein miesestes Erlebnis als Schriftsteller?
„Ein weißes Kaninchen sitzt daneben und lacht. Wozu soll das alles gut sein? Ach ja, stimmt, ich vergaß. War ja klar. Ich darf es nur dem Leser nicht verraten. Moment mal! Träume ich gerade in einem Buch zu sein?“
Zitat aus: „Crackrauchende Hühner“, S. 46.
Frage 10:
Was wäre Dein Berufswunsch, wenn jeder Job der Welt gleich gut bezahlt wäre?
„Ich möchte frei sein. Auf allen Wegen. Wahrscheinlich werde ich ein Bohèmedasein führen, sobald ich mich durch die Schule durchgetrickst habe und alles Notwendige dafür bereitsteht. Ich werde Philosoph, Künstler, Designer, Prophet und Schriftsteller. Frei, unabhängig und authentisch und ich werde einige Projekte voranbringen, die die Welt grundlegend verändern werden. Oh ja, an diesen Projekten arbeite ich bereits jetzt schon seit einigen Jahren.“
Zitat aus: „Crackrauchende Hühner“, S.67.
Frage 11:
Womit kann man Dir eine Freude machen, was wäre das Schönste, dass jemand über eines Deiner Bücher sagen oder schreiben könnte?
„Ich muss darüber nachdenken.“
Zitat aus: “ Das Erwachen des letzten Menschen“, S. 14.
Frage 12:
Letzte Frage, lieber Nikodem, dann hast Du es geschafft! 😀 Überzeuge mich, Deine Bücher zu kaufen! 🙂
„Product-Placement: Lest alle Bücher von Leveret Pale. Buy my shit. Ich habe auch einen geilen Instagramaccount, um meinen inneren Narziss zu ernähren. Bitte. Nur ein Herzchen am Tag von dir kann das Leben eines Narzisses signifikant verbessern. Call alle deine Bekannten zu Action und spread meinen Wahnsinn und den Hype!“
Zitat aus: „Apokalypse“, S.57.
Das, lieber Nikodem, hat mir sehr viel Spaß gemacht! Chapeau, ich hätte wirklich nicht gedacht, dass Du meine Fragen nur mit Zitaten so souverän antworten kannst, Hut ab!
Meine Lieblingsantworten von Dir sind übrigens 4, 5 und 7, genial!
Im Gegenzug Deine Fragen ebenfalls nur mit Zitaten zu beantworten hat mir übrigens auch sehr viel Spaß gemacht, das war teilweise ganz schön kniffelig, eine tolle Herausforderung, das können wir in ein paar Jahren gerne wiederholen. 🙂
Wen es interessiert, wie ich mich so geschlagen habe und mit welch geistreichen Zitaten ich um mich geworfen habe, kann das Interview mit mir auf Nikodems Autorenseite lesen. 🙂
Ich habe ihr Buch gelesen, nun fühle ich ihr ein bisschen auf den Zahn: Sabrina Wolv ist nämlich nicht nur eine ganz wunderbare Person und Autorin, sondern auch ein ganz schöner Sturkopf: Dass sie Legasthenikerin ist hat sie nicht nämlich nicht nur nicht davon abgehalten ein Buch und ein Krimidinner zu schreiben, sie hält auch regelmäßig Lesungen ab. Da stellt man sich Fragen – oder besser gesagt 12 – viel Spaß beim Lesen! 🙂
1. Liebe Sabrina, Du bist ja Legasthenikerin. Für mich hat das bislang immer bedeutet, dass man weder richtig lesen, noch schreiben kann. Und dann kommst Du daher und veröffentlichst nicht nur im Verlag el Gato einen Roman, sondern hälst auch Lesungen. Erklär doch mal bitte, wie Du das schaffst und wie auch andere das schaffen können!
Hallo Monika,
Ich freue mich schon sehr auf dieses Interview und bin tierisch gespannt auf deine Fragen! Kommen wir also gleich zur Ersten:
Ja, ich bin Legasthenikerin. Und ja, das bedeutet, dass ich gewisse Probleme mit dem Lesen und Schreiben habe: Ich verdrehe Buchstaben, lasse sie aus oder füge welche hinzu. Ich sehe Rechtschreibfehler nicht. Heißt, sie fallen mir in aller Regel schlicht nicht auf, auch wenn ich einen Satz mehrfach, konzentriert lese. Meine Handschrift ist, wenn ich ‚normal‘ schreibe, fast unleserlich. Wenn ich einen unbekannten Text lese, lese ich nur in den seltensten Fällen wirklich genau das, was auf dem Blatt steht. Das ist so, weil das Gehirn von Legasthenikern ein bisschen anders funktioniert. Wenn man keinen allzu großen Wert auf Rechtschreibung legt, würde ich aber sagen,
dass ich sonst genauso gut oder schlecht schreiben kann wie andere auch. Ich glaube sogar, dass ich Vorteile daraus ziehe Legasthenikerin zu sein. Denn wie viele Legastheniker bin ich sehr kreativ und ich habe gelernt, mich durchzubeißen und nicht aufzugeben. Fähigkeiten, die für ein Autorenleben äußerst nützlich sind. Natürlich gibt es ein paar Hürden, die Menschen ohne Legasthenie nicht haben. Zum Beispiel bin ich immer auf menschliche Testleser angewiesen, wenn einer meiner Texte wirklich fehlerfrei sein soll. Ich benutze zwar das tolle Schreibprogramm Papyrus Autor, das mir sehr hilft, aber alle Fehler kann es leider nicht für mich finden. Zum Glück habe ich ein paar tolle Freunde, die das für mich übernehmen. Mein Manuskript von ‚Nummer 365 – Die Lichtbringer‘ haben mindestens 6 Leute auf Rechtschreibfehler überprüft, bevor ich es damals auf Verlagssuche geschickt habe. Das ist ein bisschen aufwendiger, aber kein Grund, warum man es nicht schaffen sollte, einen Roman zu veröffentlichen. Schließlich geht es dabei um die Geschichte und nicht um Rechtschreibung. Manchmal muss ich Dinge einfach ein bisschen anders angehen als andere Autoren. Sozusagen auf Legasthenikerart: Ich lasse etwa beim Signieren die Leute ihren Namen immer für mich aufschreiben und schreibe ihn dann Buchstabe für Buchstabe ab. So versuche ich zumindest zu vermeiden, dass sich dort ein Fehler einschleicht. Bei Lesungen ist es einfach eine Sache der guten Vorbereitung. Ich beginne mindestens eine Woche vor einer Lesung zu üben und kann den Text am Ende fast auswendig. Jetzt habe ich schon ganz schön viel dazu gesagt, aber eins will ich noch kurz loswerden: Ich glaube, man kann trotz Legasthenie alles erreichen. Deshalb rate ich allen Legasthenikern: Lasst euch von so einer Unwichtigkeit wie Rechtschreibfehlern nicht von euren Träumen abhalten!
Und jetzt werde ich versuchen, bei den nächsten Fragen nicht ganz so sehr ins Detail zu gehen. Sonst können wir dieses Interview am Ende noch als Kurzgeschichte herausbringen.
Sabrina und ihr Schatz: Eine ganze Kiste voll „Die Lichtbringer – Nummer 365“. Eins davon habe ich mir signieren und schicken lassen. 🙂
2. Wann und wie hattest Du zum ersten Mal die Idee mit den Lichtbringern?
Klingt kitschig und total abgedroschen, aber es war ein Traum.
In diesem Traum kam Strudel vor. Ein verängstigter Junge, der es nicht ertrug, wenn andere ihn berührten. Ausgerechnet dieses traumatisierte Kind sollte zu einem Soldaten ausgebildet werden. Die Idee hat mich nach dem Aufwachen nicht losgelassen. Ich fand den Charakter so interessant und wollte unbedingt seine Geschichte erzählen. Übrigens kam in diesem Traum auch ein Freund von Strudel vor. Ein brilletragender, intelligenter Junge, der Strudel beschützte und mit sehr sanfter Stimme sprach. Wer meinen Roman schon gelesen hat, wird vielleicht Finan und Simon in ihm wiedererkennen.
3. Was war Dein erstes literarisches „Werk“, wie alt warst Du da etwa und wie würdest Du es heute beurteilen?
Das war ‚Tom, Anna, Jonas und der Drachenreiter‘. Ich habe zwar schon früher Geschichten geschrieben, bzw. meinen Eltern diktiert, aber das war mein erstes ‚Buch‘. Ich habe es in der 3. Klasse geschrieben. Es hatte stolze zwölf getippte Seiten und auf dem Sommerfest meiner Eltern war es DER Verkaufsschlager.
Wie ich es bewerte? Vielleich so: Sie war stets bemüht. Im Endeffekt war es ein Harry Potter-Abklatsch nur mit Drachen, statt Tiefgang. Aber ich war noch in der Grundschule, dafür war es wohl ganz in Ordnung. Die meisten nennen es ‚süß‘.
4. Was denkst Du: Gibt es heute zu viele Menschen, die schreiben oder zu viele, die sich leider nicht trauen? Gute Bücher kann es, wie ich finde, nicht genug geben. Ich finde auch, dass jeder schreiben sollte, dem es Spaß macht. Und das jeder die Geschichten lesen darf, die ihm gefallen. Leider habe ich aber oft den Eindruck, dass Leute ein Buch schreiben und dann der Meinung sind, damit wären sie Autoren und hätten ein Recht auf Erfolg. Ein Buch zu beenden IST eine starke Leistung. Daran scheitern ja schon Viele. Dieser Leistung gilt mein Respekt. Nur leider fängt damit die Arbeit als Autor oder Autorin erst an. Und zwar eine verdammt harte Arbeit. Das scheint aber vielen nicht klar zu sein. Wer sein Buch unüberarbeitet auf dem Markt ‚schmeißt‘ und dann rumposaunt er wäre Autor, der schadet meiner Meinung nach den wirklichen Autoren und enttäuscht Leser. Das scheint, meiner subjektiven Wahrnehmung nach, leider immer öfter zu passieren.
5. Wie viele Bücher liest Du ungefähr?
So viele wie möglich. Leider nie so viele, wie ich gerne würde. Und seit ich selbst als Autorin arbeite noch weniger.
6. Wie oft und wie lange schreibst Du im Schnitt? Pauschal würde ich sagen, dass ich praktisch jeden Tag mehrere Stunden an meinen Projekten arbeite. Das heißt aber nicht, dass ich jeden Tag mehrere Stunden schreibe. Das wäre schön. Dann wären meine neuen Projekte längst fertig. Stattdessen gehört zur Arbeit einer Autorin ja noch viel mehr. Du kennst das ja. Überarbeiten der Texte, Marketing, Zusammenarbeit mit dem Verlag, Autorentreffen, Lesunge, Interviews beantworten und vieles mehr. Ich teile dabei grob in Phasen ein. Zuletzt war ich etwa in einer Marketingphase, in der ich mich darauf stark konzentriere. Schließlich war mein Roman zwar jetzt erschienen, nur kannte ihn deshalb die Zielgruppe ja noch nicht. Vor zwei Wochen bin ich endlich wieder in eine Schreibphase übergegangen. Dabei schraube ich alles andere etwas herunter, um mich den größten Teil meiner Zeit aufs Schreiben zu konzentrieren. Das kann dann zwischen 30 Minuten bis 8 Stunden aktives Schreiben bedeuten.
Sabrina am Messestand des Verlagshauses el Gato. Es ist so schön, sein „Baby“ in freier Wildbahn zu besuchen! 🙂
7. Wie viel Zeit steckt in Recherchen?
Ähnlich wie mit der Schreibzeit, geht es mir auch bei der Recherche. Es ist sehr unterschiedlich. Am Anfang eines Projekte kann es sein, dass ich taglang erstmal nur Recherche. Auch während des Schreibens unterbreche ich manchmal stundenlang, um etwas herauszufinden, das für die Stelle gerade wichtig ist. Gute Recherche ist mir übrigens sehr wichtig und ich bin immer bemüht, so logisch wie möglich zu schreiben. Ich stelle mir übrigens vor, dass du gerade für den geschichtlichen Hintergrund von ‚Hexenherz‘ ziemlich viel recherchiert hast. Da sind wir uns wohl ziemlich ähnlich.
8. Was ist oder war bislang das Coolste daran, sich hochoffizielle „Schriftstellerin“ nennen zu können? Dass damit mein größter Kindheitswunsch in Erfüllung gegangen ist und ich gesehen habe, wie sehr sich mein ganzes Umfeld zusammen mit mir gefreut hat.
9. Du hast Deinen Vertrag ja ebenso wie ich über das „Meet&Greet“ des BVjA bekommen, hast dort neben vielen tollen Verlagsvertretern und Agenten eben auch Frau el Gato getroffen. Würdest Du auch anderen angehenden Autoren und Autorinnen diese Vorgehendweise empfehlen und falls ja, welche Tipps hast Du für sie? Das würde ich nicht nur, sondern ich tue es auch regelmäßig. Ich finde, das ist eine richtig tolle Idee und ich empfehle immer wieder Kollegen, es auch mal über diesen Weg zu versuchen. Im meinem Blogbeitag ‚Vom Manuskript zum Verlag‘ (http://sabrina-wolv.de/vom-manuskript-zum-verlag/) berichte ich übrigens von meiner Erfahrung mit dem Meet&Greet. Wer mehr wissen will, kann also gerne mal vorbeischauen.
Meine wichtigsten Tipps: Traut euch! Kümmert euch rechtzeitig um die Anmeldung! Versucht beim Treffen authentisch zu sein.
10. Was möchtest Du mit Deinen Büchern erreichen?
Ich will meine Leser richtig gut unterhalten. Ich will sie mitnehmen in ferne Welten und andere Leben. Ich will sie neue Dinge erleben lassen, will Emotionen hervorrufen. Und während ich sie gut unterhalte, will ich sie ganz nebenbei zum Nachdenken bringen. Über ihre Leben. Über ihre Welt.
11. Derzeit arbeitest Du an „Der Abendstern“, dem zweiten Teil der Lichtbringer-Dystopie, der ebenfalls im Verlag el Gato erscheinen wird. Gibt es schon Pläne für danach?
Da weißt du, liebe Monika, schon mehr als ich und mein Verlag 😉 Aber im Grunde stimmt es schon. Ich arbeite an einem zweiten Teil unter dem Arbeitstitel ‚Der Abendstern‘. Und sollte er verlegt werden, was ich natürlich hoffe, dann selbstverständlich wieder beim Verlagshaus el Gato. Einen Vertrag haben wir aber noch nicht abgeschlossen. Eins nach dem anderem. Ich will ‚Der Abendstern‘ erstmal fertig schreiben, oder das Ende zumindest absehen können, bevor es weiter geht. Für danach habe ich schon zahlreiche weitere Romanideen. Auch die eine oder andere konkretere. Außerdem schreibe ich ja auch noch Krimidinner für den Samhain Verlag. Es wird mir also zum Glück erstmal nicht die Arbeit ausgehen.
12. Was würdest Du gerne in 10 Jahren machen oder generell einmal schriftstellerisch erreichen?
Ich würde gerne wenigstens einen Teil meines Lebensunterhaltes aus dem Schreiben bestreiten und vielleicht irgendwann sogar vom Schreiben leben können. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Aber als Autor lernt man nie aus. Deshalb habe ich die berechtigte Hoffnung, dass ich mit jedem Buch besser werde und ich bin selbst schon ziemlich gespannt, was ich dann in 10 Jahren schreiben werde. Ich würde in der Zeit gerne verschiedene Genres ausprobieren und richtig gute Bücher schreiben, die meine Leser begeistern. Im Grunde genau so, wie ich bei Frage 10. geantwortet habe. Wäre doch toll, wenn wir beide uns dann immer noch kennen und gemeinsam unseren Aufstieg an die Spitzen der Bestsellerlisten feiern könnten!
In diesem Sinn, vielen Dank für das tolle Interview!
Und nun ab mit uns an unsere Projekte, damit das in 10 Jahren etwas mit unserer Feier wird!
Alles klar, liebe Sabrina, Recht hast Du! 😀 Vielen Dank für das tolle Interview, hat Spaß gemacht! 🙂