Er ist jung, er ist wild und vor allem ist er gnadenlos talentiert: heute habe ich mir Mika Jänisen gekrallt – und ihm 13 Fragen gestellt, die mir nach der Lektüre von „Wonders Macht“ auf den Nägeln brannten. Meine Rezension zum Buch gibt es später, jetzt ist erst mal der Autor an der Reihe:

  1. Lieber Mika, stell uns doch mal bitte Dein Buch „Wonders Macht“ vor.

Tag Welt, das hier ist „Wonders Macht“:

WM ist ein Mystery-Thriller mit Horrorelementen, Science-Fiction-Anteilen und ein bisschen Humor. Es ist mein absolutes Herzblutwerk und das Buch, das mich als Manuskript schon seit meiner Jugend begleitet; umso surrealer ist es für mich, das Ding nun endlich in den Händen halten zu können.

In „Wonders Macht“ begleiten wir sechs Rekruten einer internationalen Polizeischule auf ein düsteres Anwesen mitten in den norwegischen Wäldern, wo sie ein leerstehendes Gebäude kontrollieren sollen. Für die fünf Jungs und das Mädel ist der Abend als Strafeinsatz vorgesehen, um sie für diverse Verfehlungen abzustrafen und somit vorerst vom Silvesterfeiern abzuhalten. Die allgemeine Motivation hängt also verständlicherweise eher im Keller. Ihr Vorhaben, ein paar blöde, öde Stunden möglichst schnell rumzubringen, um dann wieder nach Hause zu fahren, wird dann allerdings doch relativ schnell zunichte gemacht; denn natürlich ahnt niemand von ihnen, was auf dem Anwesen wirklich vor sich geht. Und das ist nicht nur jenseits von allem, was sie sich nicht einmal in ihren wildesten Träumen ausgemalt hätten – sondern auch absolut tödlich.

  1. Du hast lange an Deinem Debütroman „Wonders Macht“ gearbeitet. Wann bzw. weswegen hast Du Dich entschlossen, Dich auf die Suche nach einem Verlag zu machen?

Ich kann das heute gar nicht mehr wirklich an Zahlen festmachen – eben weil es so lange gedauert hat. WIE lange darf man echt gar keinem erzählen… Ich habe ja damals zu Schulzeiten bereits daran geschrieben, da mich die Protas und die Welt drumherum seit meiner Kindheit begleiten. 1999 habe ich irgendwann mal „Fertig“ unter das Manuskript gesetzt – heute lach ich drüber. Nach weiteren +10 Überarbeitungen in den nächsten Jahren (und auch mal längeren Phasen der Pause dazwischen) hat sich irgendwann eine völlig neue Story ergeben. Wirklich richtig daran gearbeitet (und vor allem auch endlich das Ende geschrieben), habe ich dann so ab ca. 2015/2016. Das war dann auch der Zeitpunkt, als ich gemerkt habe, dass ich das wirklich ernst meine, das Ding zu veröffentlichen. Ausschlaggebend waren einige doch eher lauter werdende Stimmen von Testlesern, die mir nicht nur das ausreichende Talent zum Schreiben bescheinigten, sondern mir androhten, mir die Finger zu brechen, wenn ich nicht endlich aus dem Quark käme damit. ;-P
Schlussendlich bin ich tatsächlich ein gläubiger Mensch und denke mir oft, dass man Talente im Leben nicht ohne Grund mit auf den Weg bekommt. Ich hatte das Gefühl, mir diese Sache schuldig zu sein: mir meinen Lebenstraum mit diesem Buch zu erfüllen.

„November 2017: endlich isser da, der langersehnte Autorenvertrag \o/“

  1. Du hast mit Lando, Damon, Kaido, Nitha, Aramis und Spark gleich sechs Hauptfiguren erschaffen, sie sogar „gezeichnet“ (siehe unten). Mal Hand aufs Herz und mal ganz unabhängig davon, wer in „Wonders Macht“ (über)lebt oder nicht: Wen würdest Du – wenn es nach Dir ginge – am ehesten sterben lassen?

Das ist eine fiese, gemeine Frage. Bin sicher, das weißt du. Das ist ein bisschen wie „Soll ich lieber deinen Vater oder deine Mutter erschießen?“ >>‘
Unabhängig von WM lautet die Frage ja indirekt eher „Auf wen könntest du am ehesten verzichten“? Antwort: Auf niemanden. Aber wenn ich wirklich wählen müsste, dann… Seite 201, direkt der erste Name. (Ja, ich weiß – das war jetzt gemein.) Aus dem recht profanen Grunde, dass uns rein vom Wesen/Charakter her am wenigsten verbindet und ich nicht gefühlt direkt einen Teil von mir selbst töten müsste. Bzw. nur einen kleineren Teil – irgendwo sind es ja alles „Splitter“.

  1. Wie bist Du auf den genialen Namen „Wonder“ gekommen?

Ganz ehrlich, das hab ich mich unlängst auch noch gefragt – und ich hab keinen blassen Schimmer. Oo Ist schon zu lange her. Keine Ahnung. War anscheinend einfach da. Gibt auch keinen rationalen Grund dafür, war einfach so.

  1. Du schreibst nicht nur klasse, Du bist auch ein echtes Zeichen- und Airbrushgenie! Von welchem dieser Talente würdest Du Dich – von einer fiesen Kollegin vor die Wahl gestellt – am ehesten verabschieden?

Erst soll ich Protas killen, dann meine Skillz … *g* Na schön, also ich schätze, in dem Fall würde ich auf das Malen verzichten. Das Schreiben ist mir zu heilig und bedeutet mir zu viel. Mein Zeichentalent betreibe ich dann doch eher hobbymäßig und nehme mir da auch ein Stück weit das Recht heraus, das auch mal ein paar Wochen/Monate in die Ecke zu schieben, wenn ich keine Lust drauf habe. Darüber hinaus schätze ich beim Schreiben immer diese Tatsache, dass ich dazu fast nix brauche. Ok, Laptop evtl… oder Zettel und Stift. Aber der Rest kommt aus mir heraus. Beim Malen müsste ich auf zu viele Hilfsmittel zurückgreifen (Airbrushgun, Kompressor, Farben, Beamer, Vorlagen, Schablonen, Tape…) Ich mein, es macht wirklich Spaß – aber da geht es mehr um die Technik. Nicht um das, was in mir drin ist. Versteht man, was ich meine?

„Hier kombiniere ich kurz Arbeitsplatz 1 mit Arbeitsplatz 2: Laptop und Airbrushstaffelei.“

  1. Was nervt Dich am Autorendasein?

Dass man damit weniger verdient, als ne McD*n*lds-Putzfrau. -_- (Oder um es in deinen eigenen Worten zu sagen: „Davon kannste wenn du Glück hast einmal schick essen gehen.“)
Gemessen an Zeit und Herzblut und Aufwand hat man (zumindest als Debütautor in einem Kleinverlag am unteren Ende der Karriereleiter) gefühlt irgendwie unterm Strich so überhaupt gar nichts von diesem „überragenden Talent“. Und oft einfach eine sehr begrenzte Leserzahl, was noch trauriger ist. Man will ja für ganz viele Menschen schreiben – nicht bloß für eine Hand voll. Außerdem nervt es mich, dass man im weiteren Verlauf anscheinend nur Geld verdienen kann, wenn man Lesungen abhält und sich ständig präsentiert wie ein Rockstar. Liegt mir nicht. Ich will nicht (vor)lesen, ich will, dass die Leute das selber lesen. Ich will nur schreiben.

  1. Was liebst Du am Autorendasein?

Den ganzen Rest.
Ich kann Welten erschaffen, Protas zum Leben erwecken und sterben lassen, kann so viele Bilder und Emotionen im Kopf der Leser entstehen lassen – zumindest wenn ich’s drauf habe; ich hab den ultimativen God-Mode in der Hand!

Ich kann plötzlich fremden Menschen die Dinge zeigen, die mir seit der siebten Klasse im Kopf rumschwirren. Ich kann sie teilhaben lassen, mitnehmen – und dafür sorgen, dass sie mir Schmerzen androhen, wenn ich nicht weiterschreibe. *g* Das ist irgendwie toll. Und das Gefühl, für das alles von Lesern mit begeisterten Worten belohnt zu werden, ist unbeschreiblich und das beste Gefühl, das ich jemals hatte. Das ist, als hätte plötzlich alles einen Sinn. Ich liebe das.

  1. Verrate uns Deine Pläne für die Zukunft!

Naja, „Wonders Macht“ ist zwar schon irgendwo in sich abgeschlossen, lässt aber einige Fragen offen – das ist mir bewusst. Um ehrlich zu sein war die Grundfassung dieses Buches auch um fast 400 Seiten länger damals. ;D Das passte aber alles nicht mehr in die Story. Was böte sich also mehr an, als Teil 2? ^^ Den schreib ich seit einer Weile – und ich hoffe, ich brauche nicht nochmal 15 Jahre dafür. (Da ich aber mittlerweile innerhalb einer AG schreibe und ein paar Testleser zum Treten bei mir habe, bin ich ganz guter Hoffnung.) Der Nachfolger des WM-Auftaktes trägt den Namen „Traumgänger“ – und das ist im Grunde schon alles, was ich zunächst mal für die Zukunft plane. Hätte ich einen Wunsch in dieser Richtung frei, würde ich der guten Fee mit glänzenden Augen von meiner Vision einer PSBD-Buchreihe berichten, die am liebsten nie aufhört. Aber das tut sie in meinem Kopf ohnehin nicht.

„Der Grund, weshalb ich im Moment nicht so zum schreiben komme wie sonst: Marduk – 11 Wochen alt.“

  1. Gibt es etwas, dass Du beim nächsten Buch anders machen wirst oder was Du angehenden Autoren mit auf den Weg geben möchtest?

Ich mache automatisch schon so einiges anders, das bleibt gar nicht aus. Fängt dabei an, dass ich zumindest versuche, ganz grob vorzuplotten. Bei WM hab ich das überhaupt nicht getan. Und nein, ich hab auch keine Ahnung, wie ich das gemacht habe. Bin letztens noch gefragt worden, wie ich mir diesen Plot ausgedacht habe, ohne das vorher geplant zu haben. Hat anscheinend funktioniert – aber ich hab auch oft genug hier gesessen, mich total verzettelt und dann mit Bindfäden und Reißzwecken irgendwelche Timeline-Boards gebastelt, weil ich nicht mehr weiterkam.

Technisch schreibe ich (hoffentlich) mittlerweile auch „besser“ als bei WM; ich hatte mittlerweile genug Zeit, zum üben. Ich mach diese häufigen Perspektivsprünge auch nicht mehr. Das wurde mir ausgetrieben. *g* (Aber einige sind in WM noch drin, weil ich mich nicht davon trennen wollte und konnte.) Generell ist aber mein ganzes Grundgefühl anders als früher; eben weil ich – so hoffe ich – beim Hybrid Verlag so viel Rückenwind für meine PSBD-Reihe bekomme und schon allein diese ganze Zitterei wegfällt, dafür überhaupt ein Zuhause zu finden. Ich muss es jetzt halt nur selbst fertigschreiben, das ist meine einzige Hürde.
Angehenden Autoren kann ich – völlig subjektiv – auf den Weg geben, trotz der Einbußen durch geringe Mittel keine Scheu vor Kleinverlagen zu haben. Wenn man, wie ich, viel Wert darauf legt, sich selbst zu verwirklichen, ist das das Beste, was man tun kann. Und sowieso sollte man niemals den Traum vom eigenen Buch begraben. Man muss nur wirklich kritikfähig sein und bereit, daran zu feilen. Wenn ich mir heute die „fertige“ WM-Version von 1999 angucke, versinke ich vor Scham im Boden.

„Retroalarm, die Urversion von Wonders Macht: – hier war ich Anno 1999 mal davon überzeugt, ein Buch fertiggeschrieben zu haben. Das war allerdings erst 2018 der Fall. ;D“ Ich glaube, lieber Mika, das kennen wir alle! 😀

  1. Womit kann man Dich als Leser so richtig ärgern?

Unsympathischen Charakteren, unglaublich langweiligen Plots mit 0815-Verläufen und schrecklichen Kitsch-Romance-Einlagen. Oh, und mit völlig unspektakulären und unbefriedigenden Enden von ansonsten megaspannenden Büchern. Und wenn mein Lieblings-Chara draufgeht! Ich ertrag sowas echt nur sehr schwer.

  1. Dein Lieblingssatz aus dem Buch?

Hmmm, schwierig… ich schwanke zwischen:

»Also, wenn jetzt beispielsweise da hinten an der Wegkreuzung ein Eichhörnchen rumliegen würde, könntest du quasi von hier aus die Körpertemperatur ermitteln und im Dunkeln erkennen, ob die Schwanzspitze noch zuckt?«

und

„»Und während wir im Turm von einem Monsterwerwolf angegriffen werden und einer nach dem anderen in diesem Hause spurlos verschwindet, kommt ein Raumausstatter vorbei und legt einen Flokati in die Küche oder was?«

*lol*

  1. Von welchem Buch wünschst Du Dir, dass Du es geschrieben hättest?

Jetzt wollt ich grad erst „Die Bibel“ schreiben, aber ich glaub, dann würd ich zu viele Hater-Mails kriegen. Ach, keine Ahnung. Glaub wenn ich „ES“ oder „Harry Potter“ geschrieben hätte, wären eventuelle finanzielle Engpässe zumindest passé, das wäre auch ganz nett. Aber wahrscheinlich auch nur, wenn ich zudem in den USA leben würde und nicht hier.
Ach nein, ganz im Ernst: Ich will gar keine fremden Bücher schreiben. Meine eigenen reichen mir.

„Meine damalige Prota-Artworks; da sich im Lektorat die Nationalität der Protas zum Teil geändert hat, sind hier zum Teil dringend Updates fällig.“ Ich erkenne … hm … Lando, Kaido, Spark und Aramis. Und Damon.

  1. Jokerfrage: Hier darfst Du Dir eine Frage aussuchen und beantworten. 🙂

Okay. \o/

Öh…

Na schön: Welche Pflanze wirkt tödlich, wenn man fünf Minuten unter ihr steht?

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Die Seerose.

*schenkelklopf*

*räusper*

Yeah, danke dass ich hier sein durfte.

Es war mit wie immer ein Vergnügen! 🙂

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„Wonders Macht“ bekommt Ihr direkt beim Hybrid Verlag, bei allen gängigen Online-Shops oder beim Buchhändler Eures Vertrauens! 🙂

Produktinformationen:
  • Auflage: Neuerscheinung (16. März 2018)
  • Autor: Mika Jänisen
  • Sprache: Deutsch
  • Taschenbuch: 500 Seiten
  • Größe: 15,2 x 3,2 x 21,1 cm
  • Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren