Ich habe ihr Buch gelesen, nun fühle ich ihr ein bisschen auf den Zahn: Sabrina Wolv ist nämlich nicht nur eine ganz wunderbare Person und Autorin, sondern auch ein ganz schöner Sturkopf: Dass sie Legasthenikerin ist hat sie nicht nämlich nicht nur nicht davon abgehalten ein Buch und ein Krimidinner zu schreiben, sie hält auch regelmäßig Lesungen ab. Da stellt man sich Fragen – oder besser gesagt 12 – viel Spaß beim Lesen! 🙂

1. Liebe Sabrina, Du bist ja Legasthenikerin. Für mich hat das bislang immer bedeutet, dass man weder richtig lesen, noch schreiben kann. Und dann kommst Du daher und veröffentlichst nicht nur im Verlag el Gato einen Roman, sondern hälst auch Lesungen. Erklär doch mal bitte, wie Du das schaffst und wie auch andere das schaffen können!
Hallo Monika,
Ich freue mich schon sehr auf dieses Interview und bin tierisch gespannt auf deine Fragen! Kommen wir also gleich zur Ersten:
Ja, ich bin Legasthenikerin. Und ja, das bedeutet, dass ich gewisse Probleme mit dem Lesen und Schreiben habe: Ich verdrehe Buchstaben, lasse sie aus oder füge welche hinzu. Ich sehe Rechtschreibfehler nicht. Heißt, sie fallen mir in aller Regel schlicht nicht auf, auch wenn ich einen Satz mehrfach, konzentriert lese. Meine Handschrift ist, wenn ich ‚normal‘ schreibe, fast  unleserlich. Wenn ich einen unbekannten Text lese, lese ich nur in den seltensten Fällen wirklich genau das, was auf dem Blatt steht. Das ist so, weil das Gehirn von Legasthenikern ein bisschen anders funktioniert. Wenn man keinen allzu großen Wert auf Rechtschreibung legt, würde ich aber sagen,
dass ich sonst genauso gut oder schlecht schreiben kann wie andere auch. Ich glaube sogar, dass ich Vorteile daraus ziehe Legasthenikerin zu sein. Denn wie viele Legastheniker bin ich sehr kreativ und ich habe gelernt, mich durchzubeißen und nicht aufzugeben. Fähigkeiten, die für ein Autorenleben äußerst nützlich sind. Natürlich gibt es ein paar Hürden, die Menschen ohne Legasthenie nicht haben. Zum Beispiel bin ich immer auf menschliche Testleser angewiesen, wenn einer meiner Texte wirklich fehlerfrei sein soll. Ich benutze zwar das tolle Schreibprogramm Papyrus Autor, das mir sehr hilft, aber alle Fehler kann es leider nicht für mich finden. Zum Glück habe ich ein paar tolle Freunde, die das für mich übernehmen. Mein Manuskript von ‚Nummer 365 – Die Lichtbringer‘ haben mindestens 6 Leute auf Rechtschreibfehler überprüft, bevor ich es damals auf Verlagssuche geschickt habe. Das ist ein bisschen aufwendiger, aber kein Grund, warum man es nicht schaffen sollte, einen Roman zu veröffentlichen. Schließlich geht es dabei um die Geschichte und nicht um Rechtschreibung. Manchmal muss ich Dinge einfach ein bisschen anders angehen als andere Autoren. Sozusagen auf Legasthenikerart: Ich lasse etwa beim Signieren die Leute ihren Namen immer für mich aufschreiben und schreibe ihn dann Buchstabe für Buchstabe ab. So versuche ich zumindest zu vermeiden, dass sich dort ein Fehler einschleicht. Bei Lesungen ist es einfach eine Sache der guten Vorbereitung. Ich beginne mindestens eine Woche vor einer Lesung zu üben und kann den Text am Ende fast auswendig. Jetzt habe ich schon ganz schön viel dazu gesagt, aber eins will ich noch kurz loswerden: Ich glaube, man kann trotz Legasthenie alles erreichen. Deshalb rate ich allen Legasthenikern: Lasst euch von so einer Unwichtigkeit wie Rechtschreibfehlern nicht von euren Träumen abhalten!
Und jetzt werde ich versuchen, bei den nächsten Fragen nicht ganz so sehr ins Detail zu gehen. Sonst können wir dieses Interview am Ende noch als Kurzgeschichte herausbringen.

Sabrina und ihr Schatz: Eine ganze Kiste voll „Die Lichtbringer – Nummer 365“. Eins davon habe ich mir signieren und schicken lassen. 🙂

2. Wann und wie hattest Du zum ersten Mal die Idee mit den Lichtbringern?
Klingt kitschig und total abgedroschen, aber es war ein Traum.
In diesem Traum kam Strudel vor. Ein verängstigter Junge, der es nicht ertrug, wenn andere ihn berührten. Ausgerechnet dieses traumatisierte Kind sollte zu einem Soldaten ausgebildet werden. Die Idee hat mich nach dem Aufwachen nicht losgelassen. Ich fand den Charakter so interessant und wollte unbedingt seine Geschichte erzählen. Übrigens kam in diesem Traum auch ein Freund von Strudel vor. Ein brilletragender, intelligenter Junge, der Strudel beschützte und mit sehr sanfter Stimme sprach. Wer meinen Roman schon gelesen hat, wird vielleicht Finan und Simon in ihm wiedererkennen.

3. Was war Dein erstes literarisches „Werk“, wie alt warst Du da etwa und wie würdest Du es heute beurteilen?
 Das war ‚Tom, Anna, Jonas und der Drachenreiter‘. Ich habe zwar schon früher Geschichten geschrieben, bzw. meinen Eltern diktiert, aber das war mein erstes ‚Buch‘. Ich habe es in der 3. Klasse geschrieben. Es hatte stolze zwölf getippte Seiten und auf dem Sommerfest meiner Eltern war es DER Verkaufsschlager.
Wie ich es bewerte? Vielleich so: Sie war stets bemüht. Im Endeffekt war es ein Harry Potter-Abklatsch nur mit Drachen, statt Tiefgang. Aber ich war noch in der Grundschule, dafür war es wohl ganz in Ordnung. Die meisten nennen es ‚süß‘.
4. Was denkst Du: Gibt es heute zu viele Menschen, die schreiben oder zu viele, die sich leider nicht trauen?
Gute Bücher kann es, wie ich finde, nicht genug geben. Ich finde auch, dass jeder schreiben sollte, dem es Spaß macht. Und das jeder die Geschichten lesen darf, die ihm gefallen. Leider habe ich aber oft den Eindruck, dass Leute ein Buch schreiben und dann der Meinung sind, damit wären sie Autoren und hätten ein Recht auf Erfolg. Ein Buch zu beenden IST eine starke Leistung. Daran scheitern ja schon Viele. Dieser Leistung gilt mein Respekt. Nur leider fängt damit die Arbeit als Autor oder Autorin erst an. Und zwar eine verdammt harte Arbeit. Das scheint aber vielen nicht klar zu sein. Wer sein Buch unüberarbeitet auf dem Markt ‚schmeißt‘ und dann rumposaunt er wäre Autor, der schadet meiner Meinung nach den wirklichen Autoren und enttäuscht Leser. Das scheint, meiner subjektiven Wahrnehmung nach, leider immer öfter zu passieren.

5. Wie viele Bücher liest Du ungefähr?
So viele wie möglich. Leider nie so viele, wie ich gerne würde. Und seit ich selbst als Autorin arbeite noch weniger.

6. Wie oft und wie lange schreibst Du im Schnitt?
Pauschal würde ich sagen, dass ich praktisch jeden Tag mehrere Stunden an meinen Projekten arbeite. Das heißt aber nicht, dass ich jeden Tag mehrere Stunden schreibe. Das wäre schön. Dann wären meine neuen Projekte längst fertig. Stattdessen gehört zur Arbeit einer Autorin ja noch viel mehr. Du kennst das ja. Überarbeiten der Texte, Marketing, Zusammenarbeit mit dem Verlag, Autorentreffen, Lesunge, Interviews beantworten und vieles mehr. Ich teile dabei grob in Phasen ein. Zuletzt war ich etwa in einer Marketingphase, in der ich mich darauf stark konzentriere. Schließlich war mein Roman zwar jetzt erschienen, nur kannte ihn deshalb die Zielgruppe ja noch nicht. Vor zwei Wochen bin ich endlich wieder in eine Schreibphase übergegangen. Dabei schraube ich alles andere etwas herunter, um mich den größten Teil meiner Zeit aufs Schreiben zu konzentrieren. Das kann dann zwischen 30 Minuten bis 8 Stunden aktives Schreiben bedeuten.

Sabrina am Messestand des Verlagshauses el Gato. Es ist so schön, sein „Baby“ in freier Wildbahn zu besuchen! 🙂

7. Wie viel Zeit steckt in Recherchen?

 Ähnlich wie mit der Schreibzeit, geht es mir auch bei der Recherche. Es ist sehr unterschiedlich. Am Anfang eines Projekte kann es sein, dass ich taglang erstmal nur Recherche. Auch während des Schreibens unterbreche ich manchmal stundenlang, um etwas herauszufinden, das für die Stelle gerade wichtig ist. Gute Recherche ist mir übrigens sehr wichtig und ich bin immer bemüht, so logisch wie möglich zu schreiben. Ich stelle mir übrigens vor, dass du gerade für den geschichtlichen Hintergrund von ‚Hexenherz‘ ziemlich viel recherchiert hast. Da sind wir uns wohl ziemlich ähnlich.

8. Was ist oder war bislang das Coolste daran, sich hochoffizielle „Schriftstellerin“ nennen zu können?
Dass damit mein größter Kindheitswunsch in Erfüllung gegangen ist und ich gesehen habe, wie sehr sich mein ganzes Umfeld zusammen mit mir gefreut hat.

9. Du hast Deinen Vertrag ja ebenso wie ich über das „Meet&Greet“ des BVjA bekommen, hast dort neben vielen tollen Verlagsvertretern und Agenten eben auch Frau el Gato getroffen. Würdest Du auch anderen angehenden Autoren und Autorinnen diese Vorgehendweise empfehlen und falls ja, welche Tipps hast Du für sie?
Das würde ich nicht nur, sondern ich tue es auch regelmäßig. Ich finde, das ist eine richtig tolle Idee und ich empfehle immer wieder Kollegen, es auch mal über diesen Weg zu versuchen. Im meinem Blogbeitag ‚Vom Manuskript zum Verlag‘ (http://sabrina-wolv.de/vom-manuskript-zum-verlag/) berichte ich übrigens von meiner Erfahrung mit dem Meet&Greet. Wer mehr wissen will, kann also gerne mal vorbeischauen.
Meine wichtigsten Tipps: Traut euch! Kümmert euch rechtzeitig um die Anmeldung! Versucht beim Treffen authentisch zu sein.

10. Was möchtest Du mit Deinen Büchern erreichen?
Ich will meine Leser richtig gut unterhalten. Ich will sie mitnehmen in ferne Welten und andere Leben. Ich will sie neue Dinge erleben lassen, will Emotionen hervorrufen. Und während ich sie gut unterhalte, will ich sie ganz nebenbei zum Nachdenken bringen. Über ihre Leben. Über ihre Welt.

11. Derzeit arbeitest Du an „Der Abendstern“, dem zweiten Teil der Lichtbringer-Dystopie, der ebenfalls im Verlag el Gato erscheinen wird. Gibt es schon Pläne für danach?

Da weißt du, liebe Monika, schon mehr als ich und mein Verlag 😉 Aber im Grunde stimmt es schon. Ich arbeite an einem zweiten Teil unter dem Arbeitstitel ‚Der Abendstern‘. Und sollte er verlegt werden, was ich natürlich hoffe, dann selbstverständlich wieder beim Verlagshaus el Gato. Einen Vertrag haben wir aber noch nicht abgeschlossen. Eins nach dem anderem. Ich will ‚Der Abendstern‘ erstmal fertig schreiben, oder das Ende zumindest absehen können, bevor es weiter geht. Für danach habe ich schon zahlreiche weitere Romanideen. Auch die eine oder andere konkretere. Außerdem schreibe ich ja auch noch Krimidinner für den Samhain Verlag. Es wird mir also zum Glück erstmal nicht die Arbeit ausgehen.

12. Was würdest Du gerne in 10 Jahren machen oder generell einmal schriftstellerisch erreichen?
Ich würde gerne wenigstens einen Teil meines Lebensunterhaltes aus dem Schreiben bestreiten und vielleicht irgendwann sogar vom Schreiben leben können. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Aber als Autor lernt man nie aus. Deshalb habe ich die berechtigte Hoffnung, dass ich mit jedem Buch besser werde und ich bin selbst schon ziemlich gespannt, was ich dann in 10 Jahren schreiben werde. Ich würde in der Zeit gerne verschiedene Genres ausprobieren und richtig gute Bücher schreiben, die meine Leser begeistern. Im Grunde genau so, wie ich bei Frage 10. geantwortet habe. Wäre doch toll, wenn wir beide uns dann immer noch kennen und gemeinsam unseren Aufstieg an die Spitzen der Bestsellerlisten feiern könnten!
In diesem Sinn, vielen Dank für das tolle Interview!

Und nun ab mit uns an unsere Projekte, damit das in 10 Jahren etwas mit unserer Feier wird!

Alles klar, liebe Sabrina, Recht hast Du! 😀 Vielen Dank für das tolle Interview, hat Spaß gemacht! 🙂


Links zu Sabrina Wolv:
– Autorenblog: http://sabrina-wolv.de
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– Leserei mit Geige (Öffentliche Facebookgruppe): https://www.facebook.com/groups/282446612193612/
– Die legasthene Lesung (ausgewählter Beitrag): http://sabrina-wolv.de/die-legasthene-lesung/