15 hoffentlich nicht quälende Fragen an Lektor Michael Krumm, Teil 2/2

Er ist jung, intelligent und hat mich eine Weile am Hals: Michael Krumm lektoriert live und manchmal auch in Farbe meinen Fantasy-Krimi „Die Tote in der Tränenburg“ für den Verlag „ALEA LIBRIS“. Grund genug, ihm mal ein paar Löcher in den Bauch zu fragen. 🙂

Teil 1 des Interviews findet Ihr hier: *KLICK*


10. Angenommen, ich würde nicht zuhören und Du könntest Dich mal nach Herzenslust über mich und/oder meine Schreibe/Rechtschreibung beschweren …?

Tatsächlich gibt es da nicht so viel. Vom Schreiben her kann ich mich nicht beschweren. Bei der Rechtschreibung denk ich mir immer: „AH, da kommt ein Doppelpunkt. Na, ist der Satzanfang danach groß?“ Aber ich nehme das immer mit Humor und das gehört zu der Arbeit dazu.
😀 Tatsächlich ist das nicht meine Schuld. Ich hatte das IMMER richtig gemacht, wurde aber von vermeintlich Besserwissenden immer „falschkorrigiert“. Aber danke, ab jetzt werde ich bei jedem Doppelpunkt an Dein Grinsen denken!
Hehe ;P Siehe oben ;P

Ein guter Lektor weiß, wie er das Geschriebene „seines“ Autors kritisiert, ohne ihn zu demotivieren.

11. Womit kann man einen Lektor glücklich machen?
Gute Frage. Mit vielem, aber vor allem mit einem gutem Text. Also, wo man nicht am Anfang denkt: „Ohje“. Das hatte ich bisher noch nicht, aber ich weiß, dass es das gibt. Dann natürlich eine klare Struktur im Text und keine Sätze, wo man dreitausend mal lesen muss. Selbiges wie davor, klar, ich lese manchmal manche Sätze mehrfach, aber es ist nicht so schlimm, dass ich mir den Kopf kratzen muss und denke, dass der Autor den Humanistischen Brief Heideggers nachmachen will. Wer das jemals lesen musste, weiß, was ich meine. Wer es nicht gelesen hat, tu es dir nicht an, außer es ist notwendig. Achja, und das ein oder andere Lob ist immer willkommen, man ist ja auch nur ein Mensch.
Ich finde, dass Du ein ganz wunderbarer Lektor bist! 🙂
Man dankt ;P

12. Stell Dir vor, wir würden nicht 2019, sondern 1969 leben. Würdest Du dann dennoch lektorieren wollen?
Hmm, an sich ja, die Frage wäre natürlich, was das für Texte wären. UND, was sonst noch passieren würde, wo ich stehen würde und und und. Aber prinzipiell würde ich es natürlich nicht ablehnen.

Lesen wirkt sich positiv auf die Rechtschreibung aus.

Aber Dir ist schon klar, dass wir das dann postalisch machen müssten? Oder oder per Telefon (kennst Du überhaupt noch Telefonzellen? 😀 )? Oder – so habe ich gehört – indem wir uns zusammen ein Wochenende lang irgendwo in einem Hotel treffen? Oh, und mit Schreibmaschine und so?
Ja, aber da würde sich es eher anbieten alles zu lektorieren und nicht nur kapitelweise. Ja, ich kenn noch die guten, alten Telefonzellen. Ich finde, dass das auch wieder etwas hat. Natürlich ist es einfacher via Whatsapp und Email zu kommunizieren, aber es wäre einfach ein anderes Format dann und vielleicht auch ganz lustig so. Vor allem hat man die Vorfreude zu erfahren, wie dann der Autor auf die Kommentare/Korrekturen reagiert noch mehr.

13. Gibt es einen „Lektorenstolz“?
Wenn es einen Autorenstolz gibt, dann definitiv ja. Man ist zwar nicht geistiger Eigentümer der Geschichte, aber, wenn man die Geschichte mag, und darauf stolz ist, dass es veröffentlicht wurde und es gut ankam, dann definitiv ja. Denn man hat mitgearbeitet um den Text, den der Autor veröffentlicht hat, zu dem zu machen, was er dann ist.
Bei Lektorieren selber auch, denn wenn man eine Stelle hat, wo man ewig diskutiert und beide Seiten etwas störrisch sind mit guten Argumenten in der Diskussion und man findet dann eine Lösung, mit der beide zufrieden sind. Das erfüllt einen schon mit Stolz. Und mit Erleichterung ;P

Das rechts ist ein Ingwer. ^^

14. Hast Du Dich schon mental für den Tag gewappnet, an dem Du in einer Printausgabe ein Fehlerchen entdeckst, das Dir durchgeflutscht ist?
Ja, ich werde mir denken: Ach Mist! Aber genauso werde ich denken, dass das ganz normal ist, weil man ist nur ein Mensch. Und selbst wenn zwei oder mehr Personen über den Text schauen, so wird man immer irgendwo einen Fehler finden. So ging es mir vor kurzer Zeit, als ich „Warrior & Peace – Göttliches Blut“ für ein Reading von mehr als 300 Seiten auf 50 Seiten Skript gekürzt habe. Also von 380(?) auf effektiv 40. Selbst mit meinen Schauspielern und trotz nochmaliger Anpassung durch einen davon, haben wir am Ende gemerkt, dass da noch ein paar Stellen waren, die man hätte umschreiben können und Fehler hätte wegstreichen können. Zum Beispiel: Erst am vorletzten Abend ist uns aufgefallen, dass eine Aufzählung an Personen nicht gepasst hat mit der Zahl, die kurz davor gegeben wurde.

Michael mag Tiere, Theater, Pflanzen und Bücher. Kein Wunder, dass wir uns verstehen.

15. 14. Was möchtest Du noch erzählen, wonach ich sträflicher Weise nicht gefragt habe?
Was du vergessen hast: Wie ich zu dem generischen Femininum in „Die Tote in der Tränenburg“ stehe oder generell meine Haltung zu der „weiblichen Form“ im Text. (Kurze Anmerkung hierzu: immer, wenn eine allgemein Aussage getroffen oder ein Plural benutzt wird, habe ich die weibliche Variante gewählt, also z.B. „Das geht keine etwas an“ oder „Das Heim fünf Angestelltinnen“.)
Tatsächlich finde ich es cool. Natürlich bedeutet es auch sehr viel Arbeit und genauso viel Investition an Zeit, aber es ist ein interessantes Gedankenexperiment (also das Setting und dadurch die Sprache). Da kommt ein bisschen der Linguist in mir durch, wenn ich dann auch etwas ändere oder anpasse: Z.B. „jung“ zu streichen, weil es vom Jungen kommt (also die Vorstufe zum Mann). Und es lässt einen selber darüber nachdenken, wie viel in unserer Sprache eigentlich generisch männlich ist. Was ich nicht schlimm finde, denn ich bin eher ein Vertreter des männlichen Generischen, vor allem *, Innen, oder meiner Meinung nach besonders schlimm, -nde(r)“ (Lehrender z.B.). Auch finde ich, muss man nicht immer das lesen, was man kennt und wie man selbst ist. Ich hatte da neulich eine Debatte via Twitter, ob man das eher lesen will, was einen selbst widerspiegelt. Das verneine ich nämlich, es ist auch schön so etwas zu lesen, aber genauso möchte ich über Frauen lesen, die was weiß ich was tun. Wichtiger finde ich, dass es gut lesbar ist und dass es interessant ist. Im besten Fall kann man sich mit dem Protagonisten identifizieren. Aber auch das muss meiner Meinung nicht sein. Dabei belasse ich es auch, weil das ist eine riesige Debatte.
Diesen Satz „Was ich nicht schlimm finde, ich bin eher ein Vertreter des männlichen Generischen vor allen *, Innen, oder meiner Meinung nach besonders schlimm, -nde(r)“ (Lehrender z.B.).“ verstehe ich nicht: Bist Du jetzt dafür oder dagegen? 😀
Für das generische Maskulinum mit natürlich einer Genderisierung, wenn konkret jemand angesprochen wird. Das bevorzuge ich (in der normalen Sprache) vor dem *, und so weiter. Sprache muss auch aussprechbar sein, deswegen finde ich das mit dem * z.B., auch wenn die Idee gut ist an sich, etwas schwierig.
Alles klar. Ich danke Dir für das Interview, lieber Michael, und für diese interessanten Einblicke in das Leben eines Lektors.
Und noch einmal vielen Dank für Deine tolle Arbeit!

15 hoffentlich nicht quälende Fragen an Lektor Michael Krumm, Teil 1/2

Er ist jung, intelligent und hat mich eine Weile am Hals: Michael Krumm lektoriert live und manchmal auch in Farbe meinen Fantasy-Krimi „Die Tote in der Tränenburg“ für den Verlag „ALEA LIBRIS“. Dabei korrigiert er nicht nur meine Rechtschreibfehler, sondern kümmert sich auch um Logik, Spannung, Aufbau … um alles. Grund genug, ihm mal ein paar Löcher in den Bauch zu fragen. 🙂

Hier ist Teil 1 des Interviews, Teil 2 folgt in Kürze:

1. Hallo Michael! Stell Dich bitte kurz vor: wer bist Du, was machst Du usw.

Mein aktueller Lektor. Der es definitiv nicht immer leicht mit mir hat.


Also, ich bin Michael Krumm, bin Lehramtsstudent in Tübingen für Englisch und Ethik. Dementsprechend kann sich jetzt jede Person denken, was sie mag. Ich möchte den Beruf ausführen, denn er macht mir Spaß trotz aller Widrigkeiten. ;P Neben dem Studium, dem Lektorieren, bin ich vor allem im Theater aktiv. Das heißt konkret: Ich agiere selber als Schauspieler, bin aber auch im Hintergrund aktiv als Master of Props, generell baue ich ab und zu Requisiten (von kleinen Sachen wie Sanduhren, zu LARP-Sensen, zu Türen [ein paar Sachen davon kann man auf Instagram @michaelkilo2 sehen]), organisiere Kostüme. Ich mache aber auch oft Make-Up-Designs und technische Sachen, wie Licht hängen und das Ausleuchten während einer Aufführung. Außerdem und führe ich noch Regie. Das letztere primär bei den Ghostreaders, eine Dramatic-Reading-Gruppe in dem Brechtbau-Theater in Tübingen (https://danielakuester.github.io/TheGhostreaders/, bzw. über Twitter, Facebook, Instagram: @theghostreaders). Wir führen da Dramatic Readings auf, meistens sind das dann Novellen und Kurzgeschichten von Autoren, angefangen hat es mit „Das Einhorn, der Zombie und ich“ von Michaela Harich. Sicher wird sich jetzt die ein oder andere Person fragen, was das heißt: Wir lesen die Texte vor mit unterschiedlichen Rollenverteilungen, unterschiedlichen Stimmen, Requisiten und Kostümen (Beispiele dafür kann man auf Instagram sehen ;P). Wir spielen auf Deutsch und auf Englisch, bspw. Hatten wir im Dezember 2018 „Christmas Stories by Charles Dickens“ auf Englisch. Dieses Jahr wird es wieder so etwas geben: Criminal Christmas (Geschichten mit Holmes, evtl. eine von Agatha Christie und weitere)., aber auch im nächsten Semester bei den Provisional Players– eine weitereTheatergruppe im Brechtbau-Theater, bei der ich angefangen habe. Die Provis findet man auch auf Twitter, Instagram, und Facebook: @provisionalplayers. Gespielt wird dort rein englisches Theater, von Shakespeare bis modernen Stücken wie „Black Comedy“. Im Wintersemester 2019/2020 werde ich zum Beispiel „Twelfth Night/What you will“ des guten Shakespeares aufführen.

2. Wie wird man Lektor bei „ALEA LIBRIS“?
Haha, ganz einfach: Ich kenne Michaela Harich persönlich aus dem Studium. Dadurch, dass ich mich durch unser gemeinsames Hobby, das Spielen, sehr gut mit ihr verstehe und sie mittlerweile eine meiner Wahlschwestern ist, ist der Kontakt natürlich sehr konstant. Und da kam sie irgendwann auf mich zu, ob ich nicht vielleicht lektorieren möchte, denn sie weiß, dass ich ein kleiner Grammatikverfechter bin. Naja, da sie ihren eigenen Verlag hat, den Alea Libris-Verlag, bin ich nun dort gelandet.

3. Verrätst Du, wie viel Du verdienst?
Sehr ambige Frage. Generell bin ich jetzt kein Mensch, der so etwas verschweigt, aber in diesem Fall schweige ich ;P Grund: Ich bin mir selber nicht 100% sicher, und bin zu faul nachzuschlagen.
War ja klar. ^^

4. „Die Tote in der Tränenburg“ ist das erste Buch, das Du lektorierst. Ist es so, wie Du erwartet hast? Besser? Schlechter?
Da ich erst einmal an jeden Auftrag mit einer eher neutralen Haltung herangehe, ist es besser als erwartet. Ich lass mich immer überraschen und bin definitiv zufrieden mit dem, was ich da zu lesen bekomme. Es macht jedes Mal Spaß ein neues Kapitel kennenzulernen und dann danachüber den Text zu gehen, zum Lektorieren.

Macht ganz schön viel Theater, dieser Mann …

5. Mal ehrlich: Wie oft musst Du Rechtschreiberegeln nachschlagen?
Tatsächlich nicht so oft, in den meisten Fällen weiß ich es aus dem Kopf. Was tatsächlich nicht in meinen Kopf will, und was ich immer nachschlage, ist die wörtliche Rede, zumindest am Anfang. Mittlerweile mache ich es nur um sicherzugehen. Nur bei mir nicht geläufigen Wendungen schlage ich definitiv nach. Oder, wenn ich so lange vor einem Satz hocke, dass ich mir selber nicht mehr sicher bin. ;P

6. Was möchtest Du werden, wenn Du groß bist? 😉
Lehrer, ich mein darauf studiere ich ja. Mein absoluter Traum ist es zwar zu schauspielern, aber ich finde, dass das eher mein Hobby sein sollte.
Also wirst Du später mal an Deiner Schule eine Theater-AG betreuen?
Ich würde es definitiv machen, aber würde auch weiter, wenn möglich in Tübingen, Theater spielen. Aber für die Theater-AG würde ich vorher noch so etwas wie Theaterpädagogik zumindest als Seminar machen.

7. Hat man als Lektor erst mal Angst, bevor man „seinen“ Autor kennenlernt?
Angst nicht, ich würde eher sagen Respekt. Denn da traut sich jemand etwas zu schreiben, in dem die Person auch teilweise von sich etwas preisgibt. Tatsächlich bin ich eher neugierig, wer hinter diesen Texten steht. Die einzige Angst, in dem eigentlichen Sinne, hatte ich, dass man sich nicht versteht, denn das ist durchaus hinderlich.
Stimmt. Aber Respekt? Mist, wenn ich das geahnt hätte. 😀
Tja, da siehste mal ;P

8. Schreibst Du auch selbst?
Nicht öffentlich, ich hatte in meiner Jugend Gedichte geschrieben und einmal etwas angefangen zu schreiben, aber da bin ich schon lange nicht mehr hinterher, auch wenn die Idee immer noch im Kopf herumschwirrt.
Wie ist das denn bei Deiner Theatertruppe: Es würde sich ja anbieten, da mal etwas für zu schreiben, vielleicht eine kleine Szene für den Anfang …?
Das ist eine Idee, aber primär sind die Ghostreaders für den Spaß an der Freude da und um anderen neue Lektüre näher zu bringen. Auf Deutsch und auf Englisch natürlich. ;P

Zwei Monitore und ein Groot: So arbeitet es sich anscheinend recht effektiv.

9. Durftest Du Dir dieses Buch aussuchen? Falls ja: Warum hast Du dieses gewählt? Falls nein: Bist Du zufrieden?
Aussuchen nicht direkt, mir wurde der Auftrag gegeben mit der Frage, ob ich es lektorieren möchte. Also aussuchen im Sinne von Ja/Nein, aber nicht aus einer Auswahl von Aufträgen. Ich bin definitiv zufrieden. Es wäre auch etwas, was ich so lesen würde, dementsprechend macht es natürlich Spaß es zu lesen. Und menschlich passt es ja auch, meiner Meinung nach, das hilft extremst.
Menschlich muss es halbwegs passen, das stimmt. Was aber würdest Du tun, wenn Du ein Buch lektorieren solltest, das Du total schrecklich findest?
Es würde natürlich etwas die Begeisterung stutzen, aber ich würde es trotzdem durchgehen und schauen, dass ich es soweit hinbekomme, dass es wesentlich besser lesbar ist oder weniger problematisch. Wichtig ist natürlich, dass am Ende der Leser und der Autor glücklich sind. Und darum geht es mir primär. Und eventuell kann man dadurch das Buch ja retten, wenn die Idee gut ist.

 

Teil 2 des Interviews: *KLICK*

Am 1.1.2018, 1:11 Uhr …

… war ich anscheinend besonders fleißig, denn da habe ich 18 Beiträge hier veröffentlicht.
Theoretisch.
Dahinter steckt natürlich etwas Anderes.

Wie einige Leser wissen, hatte ich vor diesem Blog hier ein anderes, das auch schon sehr viele Beiträge (und tausende Fotos) enthielt und dass ich leider im Zuge der DSGVO schließen musste. Sehr, sehr schade …

Nun bin ich zum wiederholten Mal gefragt worden, ob ich nicht zumindest die Beiträge, die sich mit Schreibtipps und allem, was dazu gehört, beschäftigen, hier einpflegen könnte.
Die letzte Anfrage kam heute Morgen und hat mir den richtigen Anstoß zur richtigen Zeit gegeben. Also habe ich alles schön „per Hand“ übertragen.
Ihr seht es mir sicher nach, dass ich die Beitragsbilder, die ich erst aus der Mediathek meines alten Blogs runterladen, auf der Festplatte speichern und dann wieder hier hochladen müsste, einfach weggelassen habe. Dafür hat Albert heute ganz frisch für Euch posiert, 😀

Ich habe die neuen alten Beiträge unter dem 1.1.2018, 1:11 Uhr hier eingepflegt; Ihr findet sie bequem unter der Kategorie „Schreibtipps“.

Und hier der Überblick, viel Spaß damit! 🙂 :

Wie entwirft man einen Charakter?

Drei wichtige Dinge über das Schreiben

Helena, Helena … – Wenn Protagonisten machen, was sie wollen

Schreiben als Handwerk

Vom Kürzen

Recherchen, Recherchen

Wie man sich eigene Vorgaben macht 1: Die Länge des Manuskripts

Wie man sich eigene Vorgaben macht 2: Das Thema

Die Grenzen der Kreativität

Fehlerblindheit 1: 5 Gründe, aus denen Fehler entstehen können

Fehlerblindheit 2: 5 Gründe, warum man viele Fehler nicht findet

Ausgerechnet Ute – Warum die Namensfindung so schwierig ist

Der Autor und die Testleser

Lektorat, Korrekturat und was davon macht jetzt der Testleser?

Zettel, die (keine) Leben retten

Wie man sich auf eine Lesung vorbereitet 1: Der Rahmen der Lesung

Wie man sich auf eine Lesung vorbereitet 2: Das Lesen an sich

Wie man sich auf eine Lesung vorbereitet  3: Die Auswahl der Textstellen

Fehlermeldung

Heute bin ich fertig.

Bei brütender Hitze habe ich zum fünften (oder sechsten?) mal „Dankeschön!“ geschrieben – und zwar an immer derselben Stelle.
Ich habe etwa 7.835 mal „Alles klar“ und 9.832 mal „OK“ geschrieben (grob geschätzt und eventuell aus dramaturgischen Gründen leicht übertrieben).
Zwischen Sonnenaufgang und Mittagssonne habe ich fünf verschiedene Versionen einer traurigen Geschichte über einen Blumenstrauß verfasst.
Ahrg.

Was war passiert?

Wie jeder, der es beruflich mit Computern zu tun hat, sichere auch ich meine Daten regelmäßig und auf verschiedene Art und Weise. Regelmäßiges, normales Speichern gehört genauso dazu wie Sicherheitskopien auf verschiedenen Medien. Etwas unregelmäßiger drucke ich auch alle Geschichten und Manuskripte aus; meines Wissens nach stürzt Papier eher selten ab …

All diese Sicherungsmaßnahmen sind nervig und ich schätze es garnicht, mich selbst immer wieder inmitten eines Schreibflusses damit unterbrechen zu müssen. Aber es muss sein: Geht mal etwas schief – und es geht IMMER irgendwann etwas schief – ist im schlimmsten Fall die Arbeit seit dem letzten Speicherstand weg. Unter Umständen also die Arbeit eines ganzen Tages.

Ich gehöre zu den Menschen, die gerne vergessen, dass es in der Natur der Dinge liegt, dass Sachen schlicht und einfach verschleißen. Denn wie mein lieber Kollege Veith neulich zum Thema Festplatten schrieb: die Frage ist ja nicht, OB eine Festplatte irgendwann den Geist aufgibt, sondern eigentlich nur WANN.

So schlau war ich also immer und habe immer schön brav abgespeichert. Beim Schreiben.

Das Problem?
Wie im letzten Beitrag erwähnte befand ich mich nun mit meinem Manuskript „Hexenherz – Glühender Hass“ in der letzten Lekotratsrunde. Auch hier habe ich regelmäßig gespeichert, wenn ich kommentiert, Änderungen akzeptiert oder selbst vorgenommen habe. Klaro.

Nach drei Powertagen, an denen ich von morgens bis tief in die Nacht vorm PC gearbeitet hatte, war ich endlich fertig und schickte die Datei ab.
Schon lange habe ich mir angewöhnt, Anhänge auch noch nach dem Absenden zu kontrollieren. Und siehe da: Der Anhang öffnete sich und entblößte eine einzige, leere Seite statt über 500 Seiten Text.
Verwirrt, aber noch nicht panisch öffnete ich die Quelldatei. WOLLTE sie öffnen. Denn dann passierte das hier:

Nach den üblichen Vorgehensweisen (noch ein paar Mal das selbe versuchen, was natürlich nicht klappt, den Computer neu starten, was auch nichts bringt und langsam panisch werden) bat ich meine lieben Freunde und Kollegen um Hilfe. Ich versuchte, die Datei über das Kontextmenü wiederherzustellen. Ich öffnete die Datei in einem anderen Schreibprogramm.
Nach einigem Hin und Her und vielen guten Ratschlägen (Danke an Euch, Ihr seid klasse!!!) musste ich mich der bitteren Wahrheit stellen: Irgendetwas war schief gelaufen und das Einzige was mir blieb, war die Datei auf dem Speicherstand von vor zwei Tagen (und das obwohl ich an dem Tag zig mal gespeichert hatte, alles weg!). Oder, um es anders auszudrücken, die Bearbeitung von 250 (!) Seiten Text waren weg.

Meine Begeisterung war grenzenlos; in Grenzen dagegen hielt sich meine Motivation, mich noch einmal an dieselbe Arbeit zu machen.

Nun wäre es ja zu einfach, wenn es sich damit gehabt hätte. Ich machte mich erneut an den Text und speicherte vorsichtshalber ständig und abwechselnd auf dem PC und einem Stick.
Nachdem ich zwischendurch Pause gemacht hatte und die geschlossene Textdatei wieder aufrufen wollte, geschah Folgendes:

Man stelle sich meine Begeisterung vor.

Im Folgenden sah mein Vorgehen so aus:
– Ein bisschen bearbeiten
– Datei unter neuem Namen auf PC speichern
– Datei unter neuem Namen auf Stick speichern
– Datei schließen
– Datei anklicken und auf das Beste hoffen
– Wenn sich die Datei öffnete, „Yes!“ sagen und weitermachen
– Wenn sich die Datei wieder nicht öffnete, „Ahrg!“ rufen, die letzte funktionierende Datei öffnen und alle neuen Bearbeitungen wiederholen

Es. War. Grauenhaft.
Noch nie in meinem Leben habe ich für 70 Seiten Lektorat so lange gebraucht.

Ich denke mal, dass ich jetzt rein punktemäßig etwas bei Frau Karma gut habe; andernfalls … nein, ein „andernfalls“ darf es nicht geben, es MUSS eine Belohnung für diese erduldeten Qualen geben!!!

Ich hoffe sehr, dass irgendjemand irgendeinen Nutzen aus diesem LeidensErfahrungsbericht zieht.
Und ich sehe jetzt zu, dass ich ein neues Schreibprogramm auf den Rechner bekomme.
Aber erstmal … mache ich Pause!

Viel zu tun

Ich habe hier schon lange nichts mehr geschrieben, daher dachte ich mir, es wird Zeit für ein kleines Update.
Neben den üblichen Dingen, mit denen sich ein Autor oder eine Autorin so herumschlägt – Lesungen, Marketing in allen Formen und Farben, Vernetzen – tanze ich derzeit auf ziemlich vielen Hochzeiten.

Hier tanze ich nicht, hier lese ich. Und zwar eine meiner Lieblingsgeschichten: „Highjack“. Wie mir zugetragen wurde, haben sich ein, zwei Zuhörer an der Wortwahl eines Protagonisten gestört. Was soll ich sagen? Die Jugend von heute hat nunmal mitunter ein loses Mundwerk … 😉

Als da wären:
– Einige liebe Kollegen und Kolleginnen und ich haben beschlossen, uns nicht nur zu lockeren und kreativen Treffen zusammenzufinden, sondern auch einen Verein zu gründen, den „BördeAutoren e.V.“
Man sollte ja nicht glauben, wie viele Dinge es da zu beachten gilt … Papierkram … Richtlinien … Gründungsversammlungen … Nun ist der Verein aber bald endlich in trockenen Tüchern.
Auch die passende Webseite wird gerade aufgebaut, die findet Ihr hier:
https://boerdeautoren.jimdofree.com/
Und für alle, die den Soester Anzeiger lesen, gibt es schon in wenigen Tagen eine Überraschung … 🙂

Die BördeAutoren (von links): Julia Beylouny, Bodo Gerlach, Luzie Irene Pein, Monika Lörchner, Milla Dümichen, Andrea Hundsdorfer, Rudolf Köster, Adele Stein, Dagmar Schindler, Klaus Marschall und Michaela Kaiser. Nicht mit auf dem Bild: Wolfgang Pippke

– Weiter bin ich schon länger aktives Mitglied beim Autorenstammtisch um Markus Kohler von Markus` Bücherkiste, schaut mal hier: https://autorenstammtisch.jimdo.com

Märchentage, organisiert vom wunderbaren Markus Kohler aka „Hans im Glück“. Von links: Asmodina Tear, Peik Volmer, ich, Markus und Heinz, Melanie Gehlhaus und „Häkellady“ Cäcilie Koch.

– Mein „Hexenherz – Glühender Hass“ (ET: Frühjahr 2019)  befindet sich in der letzten Lektoratsrunde! Feinschliff sozusagen, danach folgt nur noch die Politur. 🙂
Wenn ich ein Buch schreibe, lasse ich zwischendurch immer wieder die Rechtschreibüberprüfung durchlaufen. Nachdem ich das Wörtchen „Ende“ unter den Text gesetzt habe, mache ich das noch einmal – erstaunlich, was einem alles durch die Lappen gegangen ist!
Dann drucke ich das Manuskript aus und mache mich daran, ganz klassisch Fehler zu unterstreichen und per Strich am Rand die „Fundstelle“ zu markieren.
Das dauert unfassbar lange und ist ehrlich gesagt auch unfassbar nervig – allerdings nicht so langwierig und nervig wie das Ganze (unbedingt von Hinten nach Vorne!) dann am PC wieder zu korrigieren. Aber die Arbeit lohnt sich! Ausgedruckt finde cih noch einmal zig Fehlerchen, die mir am Monitor entgangen sind.
Danach schicke ich das Manuskiprt zum Verlag, wo es – je nach Verlagsvorgehensweise – mehrere Runden Korrektorat und Lektorat durchläuft.
Bei uns sind es drei Runden und sechs Augen, die das Ganze noch einmal kontrollieren: nach jeder Runde schicken die netten Verlagsdamen mir das Manuskript mit Anmerkungen, Verbeserungsvorschlägen oder Korrekturen zum ansegnen zurück. Ich arbeite das Ganze durch und schicke es zurück und dann nochmal und nochmal.
Dann wird es ernst und das Manuskript wird in die Druckform gebracht, ich bekomme also sozusagen eine „virtuelle Druckfahne“ zum absegnen. Jetzt ist der Text so gut wie gesetzt und es sind nur noch minimalste Änderungen möglich, wobei es darauf ankommt, keine Absätze mehr zu „verstellen“, man muss also, wenn man unbedingt doch noch etwas geändert haben muss, gut auf die Anzahl der Zeichen in einer Zeile oder in einem Absatz achten …
Deswegen ist das Überarbeitungsstadium, in dem ich mich jetzt befinde, so ziemlich das Wichtigste und ich gehe das Manuskript noch einmal mit Argusaugen durch.
Das dauert natürlich …

Ein Beispiel klassischer Kommunikation zwischen Lektor und Autor.

– Weil es so schön ist und ich Abwechlsung liebe, habe ich es mir nicht nehmen lassen, mal wieder bei ein paar Wettbewerben mitzumachen. Wer Lust hat, das auch mal auszuprobieren, findet hier https://www.wortmagier.de/ausschreibungen-wettbewerbe.html, hier https://www.leselupe.de/lw/termininator.php und hier http://geest-verlag.de/ausschreibungen gute Ausschreibungsübersichten.
Diese Seiten sind eigentlich sehr „sauber“; achtet bitte dennoch immer darauf: DER VERLAG/HERAUSGEBER SOLL EUCH BEZAHLEN, NICHT ANDERS HERUM!!!
Es gibt viele Anthologien, bei deren Mitwirkung man als AutorIn kein Honorar, nichtmal ein Belegexemplar bekommt. Da muss jeder für sich entscheiden, ob er trotzdem mitmachen möchte (Selbst wenn man das übliche Honorar bekommt, welches bei Anthologien per Seitenschlüssel verteilt wird, bekommt man da meist nicht wirklich was zusammen).
Von der Teilnahme an KOSTENPFLICHTIGEN Wettbewerben rate ich ab!
Auch habe ich jetzt schon die ein oder Ausschreibung gesehen, bei der diejenigen, deren Texte in die engere Auwahl gekommen sind, AUF EIGENE KOSTEN irgendwohin anreisen und lesen sollen. Auch hier rate ich von einer Teilnahme ab, es sei denn natürlich, man wohnt um die Ecke.

– Ich habe das Exposé zu meinem neuen Projekt „DTIDT“ an den acabus Verlag geschickt – mal schauen, ob sie es haben wollen. 🙂
Der Plot war eine ganze Menge Arbeit und zu meiner großen Freude konnte ich wieder einmal hübsch-komplizierte Zeichnungen dazu machen. Auch der Grundriss eines zweigeschossigen Hauses gehört dieses Mal dazu, welches ich Maßstabgetreut gezeichnet (und angemalt) habe. Nun heißt es warten, warten, warten. Der Anfang ist bereits geschrieben, der Stil festgelegt und meine Protagonisten scharren mit den Hufen …

Albert hilft. Und ja, er ist Linkshänder.

– Frech und ehrlich gesagt sogar ziemlich dreist hat sich eine ganz andere Idee in meinen Kopf geshclichen. Die Grundidee zu dieser Geschichte existierte schon seit Längerem (ich kann nur jedem Schreiber raten: notiert Euch diese Ideen, und wenn es nur in Stichworten ist! Wir alle wissen, dass auch wichtige Dinge vergessen werden können!) doch plötzlich gab es einen Ruck und der Plot öffnete sich mir wie eine Blüte.
Und wollte aufgeschrieben werden.
Und dann ging es auch schon mit der Geschichte los …
Immerhin komme ich so neben allem anderen mal wieder zum Romanschreiben, bis ich weiß, wie es mit „DTIDT“ weitergeht … welches übrigens in meinem Heimatdorf spielen soll. 🙂

– Lange Zeit habe ich mich gedrückt, aber nun wurde es langsam Zeit … für neue Autorenfotos. Ahrg.
Es gibt Menschen, die lassen sich gern fotographieren und sind fotogen und es gibt Menschen wie mich. Nun ja. Da musste ich dann eben durch. 😀

Ausrüstungszeug und der Lohn meiner Mühen: Frische Fotos! 🙂 … wie bitte? Ihr wollt die Fotos sehen? Grrr! 😉

– Und dann wäre da noch ein absolutes Herzensprojekt von mir … Ich hatte mir vor einigen Jahren 3 berufliche Ziele gesetzt, von denen ich jetzt in Bälde das zweite erreichen werde bzw. schon erreicht habe … Neugierig?
Bitteschön: https://www.acabus-verlag.de/vorschau_45/2018_66/10-jahre-acabus-verlag-die-grosze-acabus-jubilaumlums-anthologie_9783862826261.htm

Und wenn ich mal wieder dazu komme, etwas Zeit zu haben, erzähle ich Euch, wie es dazu gekommen ist! 🙂

Wieso sich bei mir niemand verfransen darf

Zunächst einmal, weil es nicht „verfransen“, sondern „verfranzen“ heißt, wie mir meine wunderbare Lektorin am Rand von „Hexenherz – Glühender Hass“ anmerkte.

Ich hatte immer vage im Hinterkopf, dass diese Wort von „Fransen“ kommt, verwandt vielleicht mit dem „Ausfransen“ eines Stoffes, vielleicht aus der Webersprache entliehen, sich „verfranst“ haben im Sinne von: „Ups, da ist beim weben/umnähen was falsch gelaufen und nun franst es an den Rändern aus!“

Da ich nun aber darauf aufmerksam gemacht wurde, dass das Wort mit Z geschrieben wird, war ich neugierig geworden und recherchierte seine Herkunft.

Das Ergebnis: „sich verfranzen“ kommt tatsächlich von „Franz“!
Wenn das mal nicht eine gute „Wer wird Millionär“-Frage gewesen wäre, 😀

Und zwar entstammt der Begriff der Fliegersprache: So wurde früher der für die Koordination zuständige Copilot in den zweisitzigen Flugzeugen um den ersten Weltkrieg rum genannt; der Pilot selbst übrigens „Emil“.

Tja. In der alternativen Realität der Hexenherzwelt gab es jede Menge Kriege, aber immerhin keinen 1. Weltkrieg. Flugzeuge sind bislang auch noch nicht erfunden worden (Ich wette, die Chinesen erfinden zuerst eins!) – ergo darf der Ausdruck „sich verfranzen“ in dem Buch nicht vorkommen.

Und so wurde dann aus „hatte ich mich verfranzt“ eben „hatte ich mich verirrt“ und ich habe wieder was gelernt.:-)

Mal ehrlich: Vermutlich hätte es niemand gemerkt, wenn es doch drin geblieben wäre. Aber die Mühe macht man sich als Lektor und Autor eben; auch, wenn es niemand mitbekommt, 😀