Kaffee mit Michel und Shevon

Ich freue mich sehr, Euch berichten zu können, dass heute, am 13. November 2019, das Debüt meines lieben Kollegen Michael Knabe im Hybrid Verlag erscheint: „Shevon“, der erste Teil der großen Flüchtlings-Chroniken.

Sieht klasse aus, oder?

Klappentext

Regul beugte sich vor, bis sein Gesicht nur eine Handbreit von Shevons entfernt war. Sein Lächeln grenzte an Koketterie.
„Ich werde dir jeden einzelnen Tag zur Hölle machen.“

Binnen weniger Tage bricht Shevons privilegiertes Leben in sich zusammen. Seine Heimatstadt wird zerstört und seine Familie ermordet. Auch ein ehemaliger Ziehbruder hat noch eine Rechnung offen und plant ihn zu töten. Will Shevon der Rache entkommen, muss er sich seinem Todfeind stellen – und einer alten Schuld.
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Ich kenne Michael schon länger, und zwar über das DSFo, das Deutsche Schriftstellerforum. Dort werden regelmäßig Schreibwettbewerbe abgehalten – und ratet mal, wer da schon sehr oft auf dem Siegertreppchen gelandet ist?
Genau: Michael Knabe.
Und auch seine anderen Geschichten gefallen mir immer außerordentlich gut; daher freue ich mich umso mehr, dass er jetzt endlich einen Roman heraus bringt.
(Eine andere Person aus dem Forum, die auch schon oft gewonnen hat und auf deren Debütroman ich sehnsüchtig warte, ist Veith Kanoder-Brunnel. Veith: Sieh das hier als A*schtritt! 😉 )

Grund genug also, Euch Michel und seinen Shevon einmal vorzustellen. Da Michael Psychotherapeut ist, wollte ich mir einen kleinen Kniff nicht nehmen lassen: Statt nur ihn, habe ich auch Shevon zum Interview eingeladen. Wie die Beiden miteinander agieren lässt wirklich tief blicken … 😉

So sieht er also aus, der seriöse Phantastik-Autor von heute 

Ich sitze in einem Café. Hintere Ecke, so dass ich die Tür gut im Blick habe. Ich überlege gerade, ob es arg unhöflich wäre, mir schon einmal einen Kaffee zu bestellen, als sie hereinkommen: Ein junger und ein nicht mehr ganz junger Mann. Der eine ist schlank, groß und wirkt entspannt und sympathisch. Der andere ist zwischen fünfundzwanzig und dreißig Jahre alt – schwer zu schätzen. Sein Gesicht wirkt vor der Zeit gealtert, seine Blicke huschen durch den Raum und scheinen jedes Detail zu erfassen.
Wir begrüßen uns, erkundigen uns nach dem gegenseitigen Befinden. Die Herren nehmen mir gegenüber Platz. Michael bestellt eine riesige Kanne schwarzen Tee („Bitte mit viel Milch“), ich einen Kaffee und Shevon ein Glas Wasser und einen heißen Reisfladen mit roter Sauce, deren scharfer Peperonigeruch selbst auf meiner Tischseite in der Nase beißt. Michael und ich plaudern ganz kurz privat, dann zücke ich Block und Stift – wir sind ja nicht zum Spaß hier!

Wer schreiben will, muss lesen.

Ich: Hallo, Ihr zwei, schön, dass Ihr da seid! War gar nicht so einfach, einen Termin zu finden!

Michael: Stimmt. Der EDV-Ausfall in meiner Praxis hat mich gut beschäftigt gehalten und meine Termine sind oft auf Monate hinaus ausgebucht. Und dann musste ich ja noch Shevon an den Hörer bekommen, der sich irgendwo in der Weltgeschichte herumgetrieben hat, oder, Shevon?

Shevon: Das war nicht meine Wahl. Ich würde auch lieber in einer gemütlichen Praxis sitzen und mir die Probleme anderer Leute anhören, anstatt vor einem Diktator davonzulaufen.

Ich: Stellt Euch doch bitte kurz vor: Wie alt seid Ihr, was seid Ihr von Beruf, woher kommt Ihr?

Michael: Ich nähere mich in erschreckendem Tempo der 50. Die grauen Haare sind aber so etwas wie Berufskapital – in meiner Psychotherapiepraxis stört es überhaupt nicht, kein Jungspund zu sein. Wenn ich keine Patientengespräche führe und auch keine Therapieanträge warten, schreibe ich. So haben Shevon und ich uns damals kennengelernt.

Shevon: Erinnere mich nicht daran! Unser erstes Treffen führte dazu, dass ich mit faulen Eiern beworfen wurde. Ist schon ein paar Jahre her. – Könnte ich vielleicht den Platz in der Ecke mit Blick in den Raum haben? Danke. – Mein Name ist Shevon Madrim al Yontar. Ich bin sechsundzwanzig, stamme aus Raydur, der Hauptstadt Levanons, und bin der Sohn des obersten Zensors der Republik. (Zögert) Gewesen.

Levanon – Shevons Heimat

Ich: Öh, dieses Land oder diese Stadt sagen mir jetzt so gar nichts! Wie ist es da so? Und dieser Name … Bist Du adelig oder sowas?

Shevon: Ja, ich stamme aus dem Patriziat und meine Familie war lange eine der mächtigsten Levanons. Du findest meine Heimat ziemlich genau in der Mitte des unermesslichen Inselrundes. Größer sind nur noch das Königreich Sabinon und ein paar beinahe unbewohnte Wüsteninseln im fernen Osten. Raydur … ach, lassen wir das. Ich möchte nicht über Raydur sprechen.

Ich: OK. Und woher kennt Ihr euch?

Michel: Nun, es begann mit einer anderen Geschichte, die hier nichts zur Sache tut. (Flüstert hinter vorgehaltener Hand) Ich habe Shevon als älteren Herrn kennengelernt, aber sag ihm das lieber nicht. (In normaler Lautstärke:) Meine erste Begegnung mit ihm kannst du auf meiner Homepage nachlesen: www.michaelknabe.de Danach habe ich ihn erst einmal aus den Augen verloren.
Anfang des Jahrtausends war ich auf Teneriffa zum Wandern, immer im Schatten des Teide, dieses fast 4000 Meter hohen Vulkans. Diese Wanderungen und die Geschichte der Ortschaften im Schatten des Bergs ließen eine Idee reifen: Was wäre, wenn auch im Inselrund, meiner Geschichtenwelt, eine Stadt durch einen Berg verschüttet würde? Ich begann …

Sieht Shevon tatsächlich ähnlich, der junge Herr hier.

Shevon: Ach jetzt verstehe ich! Du hast meine Geschichte nur aufgeschrieben, um eine Katastrophe …

Michel: Nein, wie ich schon sagte, es gab dich schon früher. Jedenfalls machte die Idee sich selbständig, nachdem ich im Internet stundenlang Filme über Naturkatastrophen gesehen hatte. Es sollte kein mittelalterliches Königreich sein, aber aus was für einem Land konnte der Held meiner Geschichte kommen? Irgendwie tauchten dann die Säulen einer römischen Metropole auf. Der Rest ist Geschichte. In diesem Falle: Antike.

Shevon: Das erste, woran ich mich erinnere, ist, dass ich in einem Liegestuhl auf Tante Ryas Landgut liege. Nein, lass mich überlegen: Das Frühstück, bei dem mir die Tante von Regul erzählte? (Schaudert) Ja. Der Tag, an dem Regul in mein Leben einbrach wie eine Naturgewalt. Das wirkt bis heute nach.

Ich: Habt Ihr irgendwelche Gemeinsamkeiten? Was macht Ihr so in Eurer Freizeit?

Michel: Schreiben. Karten zeichnen. Über das nächste Buch grübeln. Zu viele Nachrichten über den Brexit lesen. Ich habe ein knappes Jahr in Schottland verbracht und Verwandte in England, da lässt mich das Drama dort nicht kalt. Hausaufgaben (meines Sohnes). Lesen: Tana French (Krimis), Robin Hobb (unsere gemeinsame Fantasy-Liebe, nicht wahr?), die Red Rising-Reihe oder die Cixin-Liu-SciFis. Kontemplatives Unkrautzupfen im Garten, vor allem nach anstrengenden Therapiegesprächen.

1, 2, 3, 4 … viele Inseln. Die Geschichte zur Karte gibt es auf Michaels Autorenseite unter https://www.michaelknabe.de/

Shevon: Ich habe keine Freizeit. Wenn ich nur einen Augenblick stillhalte, kann es sein, dass meine Feinde mich erwischen. Das ist ihnen schon einmal gelungen. (Schüttelt sich)

Ich: Als Schriftsteller und Romanhauptprotagonist verbringt Ihr ganz schön viel Zeit miteinander. Hand aufs Herz: Gibt es etwas, das Euch am jeweils anderen nervt oder das der Andere besser machen könnte?

Michel: Nerven? Shevon hat manchmal zu viel von mir selbst. Er grübelt, er war anfangs nicht gerade der mutigste Mensch der Welt, er hat vieles von seinem Luxus für selbstverständlich gehalten. Aber mein Bild hat sich sehr gewandelt. Shevon, wie Du Gefahren gemeistert hast, bei denen ich mir in die Hose gemacht hätte …

Shevon: Danke, dass du wenigstens darüber nicht geschrieben hast. (Zwinkert) Was ich an meinem Erfinder mag? Das er nicht lockergelassen hat. Er hat nämlich schon einmal versucht, mich zu schreiben, und ist gescheitert. Und was tut er? Nimmt den nächsten Anlauf, holt sich ein wenig Unterstützung für den Anfang – und schreibt fertig. Ich rechne ihm hoch an, dass ich mein Leben nicht in der Schublade fristen muss.

Andererseits nervt es, welche Marotten er mir verpasst hat. Ich hätte ja wenigstens ein kleines bisschen mutiger sein können, etwas, hm, männlicher oder so. Und durch welche Hölle er mich jagt, das werde ich ihm so schnell nicht verzeihen.

Michel bei der Arbeit.

Ich: Seid Ihr Freunde? Falls ja, was gefällt Euch am jeweils anderen?

Michel: Von meiner Seite auf jeden Fall. Ich habe bei jedem Schritt, jeder neuen Gefahr mitgefiebert und war völlig begeistert, wenn Du wieder ein Abenteuer bezwungen hattest.

Shevon: Ich weiß nicht. Einerseits hat er immer zu mir gehalten und dafür gesorgt, dass ich meinen Feinden erst einmal entkommen bin. Er hat mir den besten Lehrer und ein paar pikante Abenteuer auf den Weg gegeben. Andererseits – er bestimmt und ich folge, das ist doch keine wirkliche Freundschaft, oder? Aber das bin ich ja gewöhnt. Mein Vater war auch nicht anders.

Michel: Moment mal, dein Vater war ein eiskalter Machtmensch!

Shevon: Wie auch anders? Er ist Patrizier, da wirst du von klein auf gedrillt, für die Ehre der Familie zu funktionieren. Und ich funktioniere eben für deine Geschichte.

Michel (entschuldigend): Heute ist er fast schon beängstigend gut gelaunt …

Wo sind meine Hexenherzbücher? Frechheit, sowas …

 

Ich: Seid Ihr eigentlich Familienmenschen?

Michel: Da müsste ich Frau und Kind fragen, aber das Bild von mir selbst habe ich schon, ja.

Shevon: Echt? Da hast du ja ein paar schöne Familien zusammengeschrieben. Oder findest du Reguls Sippe etwa gelungen? Oder meine Verwandten in Sosua? Oder Shusa, diese …

Michel: Die al Gireds sind keine Familie, sondern ein dissozialer Verbrecherclan, eine römische Mafia. Aber du musst mir zugestehen, dass du immerhin einen interessanten Gegner bekommen hast. Einen faszinierenden.

Shevon: Auf diese Faszination hätte ich gern verzichtet. Der Kerl ist doch schon lange nicht mehr richtig im Kopf! Krank ist der, aber richtig. Sonst wäre das mit dem Boot nie passiert, oder mit dem von allen Göttern verdammten Baumstamm. Oder Frösche sezieren, wer tut denn so etwas? Ein schöner Familienmensch bist du! (Auf den ersten Blick scheint er aufrichtig empört, aber irgendwo in seinen Augenwinkeln blitzt der Schalk auf.)

Ich: Soll das heißen, Shevon, dass Du lieber allein bleibst? Bist Du eigentlich Single?

Shevon (starrt ins Leere): Das ist gar kein gutes Thema. (Rafft sich auf) Sagen wir, dass ich den Frauen, mit denen ich zu tun hatte, kein Glück gebracht habe. Gar kein Glück. Und dass ich mich bis ans Ende meines Lebens dafür schuldig fühlen werde.

Michel: Um der Gerechtigkeit Genüge zu tun: Du bist da aber auch in ein Machtspiel hineingeraten, das ein paar Nummer zu groß für dich war.

Shevon: Und niemand hat mir wirklich erklärt, worum es geht. Nun, ändern kann ich es nicht mehr. Nur versuchen, beim nächsten Mal wacher zu sein. Und weniger … stürmisch?

(Michel schmunzelt)

Ich: Wie wird es denn bei Euch weitergehen, was meint Ihr?

Michel: Oh, ich denke, wir werden noch ein ganzes Stück Weg zusammen gehen und dabei eine ganze Reihe anderer Inselreiche kennenlernen. Das Ticket für die nächste Fahrt hast du ja bereits gelöst, oder?

Shevon (säuerlich): Ich freu mich schon darauf, was du dir für mich einfallen lässt. Aber ganz im Ernst: Ich habe mir immer gewünscht, das Inselrund kennenzulernen. Die Goldene Stadt, den nebligen Norden, die Reiche an der Grenze zum Osten … Mal sehen, was du noch aus dem Hut zauberst. Ich bin jedenfalls dabei.
Aber jetzt muss ich zum Hafen, das Schiff wartet. Zahlst du den Fladen für mich?

Und weg ist er. Ich schätze, das war`s mit unserem Interview. Michael wirft mir einen um Entschuldigung heischenden Blick zu, legt einen Geldschein auf den Tisch und läuft Shevon hinterher. Ich kann es ihm nicht verübeln – wer weiß, wann sich die Beiden wieder sehen?

Und jetzt sitze ich hier und warte darauf, das „Shevon – Die Flüchtlingschroniken I“ bei mir eintrifft.
Wer genauso gespannt ist wie ich und richtig Bock auf gute Fantasy hat, kann das Buch überall erwerben, vorzugsweise direkt beim Verlag (https://hybridverlagshop.de/SHE.html) oder beim Buchhändler um die Ecke (https://www.genialokal.de/).

Autorin und Legasthenikerin: 12 Fragen an Sabrina Wolv

Ich habe ihr Buch gelesen, nun fühle ich ihr ein bisschen auf den Zahn: Sabrina Wolv ist nämlich nicht nur eine ganz wunderbare Person und Autorin, sondern auch ein ganz schöner Sturkopf: Dass sie Legasthenikerin ist hat sie nicht nämlich nicht nur nicht davon abgehalten ein Buch und ein Krimidinner zu schreiben, sie hält auch regelmäßig Lesungen ab. Da stellt man sich Fragen – oder besser gesagt 12 – viel Spaß beim Lesen! 🙂

1. Liebe Sabrina, Du bist ja Legasthenikerin. Für mich hat das bislang immer bedeutet, dass man weder richtig lesen, noch schreiben kann. Und dann kommst Du daher und veröffentlichst nicht nur im Verlag el Gato einen Roman, sondern hälst auch Lesungen. Erklär doch mal bitte, wie Du das schaffst und wie auch andere das schaffen können!
Hallo Monika,
Ich freue mich schon sehr auf dieses Interview und bin tierisch gespannt auf deine Fragen! Kommen wir also gleich zur Ersten:
Ja, ich bin Legasthenikerin. Und ja, das bedeutet, dass ich gewisse Probleme mit dem Lesen und Schreiben habe: Ich verdrehe Buchstaben, lasse sie aus oder füge welche hinzu. Ich sehe Rechtschreibfehler nicht. Heißt, sie fallen mir in aller Regel schlicht nicht auf, auch wenn ich einen Satz mehrfach, konzentriert lese. Meine Handschrift ist, wenn ich ‚normal‘ schreibe, fast  unleserlich. Wenn ich einen unbekannten Text lese, lese ich nur in den seltensten Fällen wirklich genau das, was auf dem Blatt steht. Das ist so, weil das Gehirn von Legasthenikern ein bisschen anders funktioniert. Wenn man keinen allzu großen Wert auf Rechtschreibung legt, würde ich aber sagen,
dass ich sonst genauso gut oder schlecht schreiben kann wie andere auch. Ich glaube sogar, dass ich Vorteile daraus ziehe Legasthenikerin zu sein. Denn wie viele Legastheniker bin ich sehr kreativ und ich habe gelernt, mich durchzubeißen und nicht aufzugeben. Fähigkeiten, die für ein Autorenleben äußerst nützlich sind. Natürlich gibt es ein paar Hürden, die Menschen ohne Legasthenie nicht haben. Zum Beispiel bin ich immer auf menschliche Testleser angewiesen, wenn einer meiner Texte wirklich fehlerfrei sein soll. Ich benutze zwar das tolle Schreibprogramm Papyrus Autor, das mir sehr hilft, aber alle Fehler kann es leider nicht für mich finden. Zum Glück habe ich ein paar tolle Freunde, die das für mich übernehmen. Mein Manuskript von ‚Nummer 365 – Die Lichtbringer‘ haben mindestens 6 Leute auf Rechtschreibfehler überprüft, bevor ich es damals auf Verlagssuche geschickt habe. Das ist ein bisschen aufwendiger, aber kein Grund, warum man es nicht schaffen sollte, einen Roman zu veröffentlichen. Schließlich geht es dabei um die Geschichte und nicht um Rechtschreibung. Manchmal muss ich Dinge einfach ein bisschen anders angehen als andere Autoren. Sozusagen auf Legasthenikerart: Ich lasse etwa beim Signieren die Leute ihren Namen immer für mich aufschreiben und schreibe ihn dann Buchstabe für Buchstabe ab. So versuche ich zumindest zu vermeiden, dass sich dort ein Fehler einschleicht. Bei Lesungen ist es einfach eine Sache der guten Vorbereitung. Ich beginne mindestens eine Woche vor einer Lesung zu üben und kann den Text am Ende fast auswendig. Jetzt habe ich schon ganz schön viel dazu gesagt, aber eins will ich noch kurz loswerden: Ich glaube, man kann trotz Legasthenie alles erreichen. Deshalb rate ich allen Legasthenikern: Lasst euch von so einer Unwichtigkeit wie Rechtschreibfehlern nicht von euren Träumen abhalten!
Und jetzt werde ich versuchen, bei den nächsten Fragen nicht ganz so sehr ins Detail zu gehen. Sonst können wir dieses Interview am Ende noch als Kurzgeschichte herausbringen.

Sabrina und ihr Schatz: Eine ganze Kiste voll „Die Lichtbringer – Nummer 365“. Eins davon habe ich mir signieren und schicken lassen. 🙂

2. Wann und wie hattest Du zum ersten Mal die Idee mit den Lichtbringern?
Klingt kitschig und total abgedroschen, aber es war ein Traum.
In diesem Traum kam Strudel vor. Ein verängstigter Junge, der es nicht ertrug, wenn andere ihn berührten. Ausgerechnet dieses traumatisierte Kind sollte zu einem Soldaten ausgebildet werden. Die Idee hat mich nach dem Aufwachen nicht losgelassen. Ich fand den Charakter so interessant und wollte unbedingt seine Geschichte erzählen. Übrigens kam in diesem Traum auch ein Freund von Strudel vor. Ein brilletragender, intelligenter Junge, der Strudel beschützte und mit sehr sanfter Stimme sprach. Wer meinen Roman schon gelesen hat, wird vielleicht Finan und Simon in ihm wiedererkennen.

3. Was war Dein erstes literarisches „Werk“, wie alt warst Du da etwa und wie würdest Du es heute beurteilen?
 Das war ‚Tom, Anna, Jonas und der Drachenreiter‘. Ich habe zwar schon früher Geschichten geschrieben, bzw. meinen Eltern diktiert, aber das war mein erstes ‚Buch‘. Ich habe es in der 3. Klasse geschrieben. Es hatte stolze zwölf getippte Seiten und auf dem Sommerfest meiner Eltern war es DER Verkaufsschlager.
Wie ich es bewerte? Vielleich so: Sie war stets bemüht. Im Endeffekt war es ein Harry Potter-Abklatsch nur mit Drachen, statt Tiefgang. Aber ich war noch in der Grundschule, dafür war es wohl ganz in Ordnung. Die meisten nennen es ‚süß‘.
4. Was denkst Du: Gibt es heute zu viele Menschen, die schreiben oder zu viele, die sich leider nicht trauen?
Gute Bücher kann es, wie ich finde, nicht genug geben. Ich finde auch, dass jeder schreiben sollte, dem es Spaß macht. Und das jeder die Geschichten lesen darf, die ihm gefallen. Leider habe ich aber oft den Eindruck, dass Leute ein Buch schreiben und dann der Meinung sind, damit wären sie Autoren und hätten ein Recht auf Erfolg. Ein Buch zu beenden IST eine starke Leistung. Daran scheitern ja schon Viele. Dieser Leistung gilt mein Respekt. Nur leider fängt damit die Arbeit als Autor oder Autorin erst an. Und zwar eine verdammt harte Arbeit. Das scheint aber vielen nicht klar zu sein. Wer sein Buch unüberarbeitet auf dem Markt ‚schmeißt‘ und dann rumposaunt er wäre Autor, der schadet meiner Meinung nach den wirklichen Autoren und enttäuscht Leser. Das scheint, meiner subjektiven Wahrnehmung nach, leider immer öfter zu passieren.

5. Wie viele Bücher liest Du ungefähr?
So viele wie möglich. Leider nie so viele, wie ich gerne würde. Und seit ich selbst als Autorin arbeite noch weniger.

6. Wie oft und wie lange schreibst Du im Schnitt?
Pauschal würde ich sagen, dass ich praktisch jeden Tag mehrere Stunden an meinen Projekten arbeite. Das heißt aber nicht, dass ich jeden Tag mehrere Stunden schreibe. Das wäre schön. Dann wären meine neuen Projekte längst fertig. Stattdessen gehört zur Arbeit einer Autorin ja noch viel mehr. Du kennst das ja. Überarbeiten der Texte, Marketing, Zusammenarbeit mit dem Verlag, Autorentreffen, Lesunge, Interviews beantworten und vieles mehr. Ich teile dabei grob in Phasen ein. Zuletzt war ich etwa in einer Marketingphase, in der ich mich darauf stark konzentriere. Schließlich war mein Roman zwar jetzt erschienen, nur kannte ihn deshalb die Zielgruppe ja noch nicht. Vor zwei Wochen bin ich endlich wieder in eine Schreibphase übergegangen. Dabei schraube ich alles andere etwas herunter, um mich den größten Teil meiner Zeit aufs Schreiben zu konzentrieren. Das kann dann zwischen 30 Minuten bis 8 Stunden aktives Schreiben bedeuten.

Sabrina am Messestand des Verlagshauses el Gato. Es ist so schön, sein „Baby“ in freier Wildbahn zu besuchen! 🙂

7. Wie viel Zeit steckt in Recherchen?

 Ähnlich wie mit der Schreibzeit, geht es mir auch bei der Recherche. Es ist sehr unterschiedlich. Am Anfang eines Projekte kann es sein, dass ich taglang erstmal nur Recherche. Auch während des Schreibens unterbreche ich manchmal stundenlang, um etwas herauszufinden, das für die Stelle gerade wichtig ist. Gute Recherche ist mir übrigens sehr wichtig und ich bin immer bemüht, so logisch wie möglich zu schreiben. Ich stelle mir übrigens vor, dass du gerade für den geschichtlichen Hintergrund von ‚Hexenherz‘ ziemlich viel recherchiert hast. Da sind wir uns wohl ziemlich ähnlich.

8. Was ist oder war bislang das Coolste daran, sich hochoffizielle „Schriftstellerin“ nennen zu können?
Dass damit mein größter Kindheitswunsch in Erfüllung gegangen ist und ich gesehen habe, wie sehr sich mein ganzes Umfeld zusammen mit mir gefreut hat.

9. Du hast Deinen Vertrag ja ebenso wie ich über das „Meet&Greet“ des BVjA bekommen, hast dort neben vielen tollen Verlagsvertretern und Agenten eben auch Frau el Gato getroffen. Würdest Du auch anderen angehenden Autoren und Autorinnen diese Vorgehendweise empfehlen und falls ja, welche Tipps hast Du für sie?
Das würde ich nicht nur, sondern ich tue es auch regelmäßig. Ich finde, das ist eine richtig tolle Idee und ich empfehle immer wieder Kollegen, es auch mal über diesen Weg zu versuchen. Im meinem Blogbeitag ‚Vom Manuskript zum Verlag‘ (http://sabrina-wolv.de/vom-manuskript-zum-verlag/) berichte ich übrigens von meiner Erfahrung mit dem Meet&Greet. Wer mehr wissen will, kann also gerne mal vorbeischauen.
Meine wichtigsten Tipps: Traut euch! Kümmert euch rechtzeitig um die Anmeldung! Versucht beim Treffen authentisch zu sein.

10. Was möchtest Du mit Deinen Büchern erreichen?
Ich will meine Leser richtig gut unterhalten. Ich will sie mitnehmen in ferne Welten und andere Leben. Ich will sie neue Dinge erleben lassen, will Emotionen hervorrufen. Und während ich sie gut unterhalte, will ich sie ganz nebenbei zum Nachdenken bringen. Über ihre Leben. Über ihre Welt.

11. Derzeit arbeitest Du an „Der Abendstern“, dem zweiten Teil der Lichtbringer-Dystopie, der ebenfalls im Verlag el Gato erscheinen wird. Gibt es schon Pläne für danach?

Da weißt du, liebe Monika, schon mehr als ich und mein Verlag 😉 Aber im Grunde stimmt es schon. Ich arbeite an einem zweiten Teil unter dem Arbeitstitel ‚Der Abendstern‘. Und sollte er verlegt werden, was ich natürlich hoffe, dann selbstverständlich wieder beim Verlagshaus el Gato. Einen Vertrag haben wir aber noch nicht abgeschlossen. Eins nach dem anderem. Ich will ‚Der Abendstern‘ erstmal fertig schreiben, oder das Ende zumindest absehen können, bevor es weiter geht. Für danach habe ich schon zahlreiche weitere Romanideen. Auch die eine oder andere konkretere. Außerdem schreibe ich ja auch noch Krimidinner für den Samhain Verlag. Es wird mir also zum Glück erstmal nicht die Arbeit ausgehen.

12. Was würdest Du gerne in 10 Jahren machen oder generell einmal schriftstellerisch erreichen?
Ich würde gerne wenigstens einen Teil meines Lebensunterhaltes aus dem Schreiben bestreiten und vielleicht irgendwann sogar vom Schreiben leben können. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Aber als Autor lernt man nie aus. Deshalb habe ich die berechtigte Hoffnung, dass ich mit jedem Buch besser werde und ich bin selbst schon ziemlich gespannt, was ich dann in 10 Jahren schreiben werde. Ich würde in der Zeit gerne verschiedene Genres ausprobieren und richtig gute Bücher schreiben, die meine Leser begeistern. Im Grunde genau so, wie ich bei Frage 10. geantwortet habe. Wäre doch toll, wenn wir beide uns dann immer noch kennen und gemeinsam unseren Aufstieg an die Spitzen der Bestsellerlisten feiern könnten!
In diesem Sinn, vielen Dank für das tolle Interview!

Und nun ab mit uns an unsere Projekte, damit das in 10 Jahren etwas mit unserer Feier wird!

Alles klar, liebe Sabrina, Recht hast Du! 😀 Vielen Dank für das tolle Interview, hat Spaß gemacht! 🙂


Links zu Sabrina Wolv:
– Autorenblog: http://sabrina-wolv.de
– Facebookseite: https://www.facebook.com/Sabrina.Wolv/
– Leserei mit Geige (Öffentliche Facebookgruppe): https://www.facebook.com/groups/282446612193612/
– Die legasthene Lesung (ausgewählter Beitrag): http://sabrina-wolv.de/die-legasthene-lesung/