Ich freue mich sehr, Euch berichten zu können, dass heute, am 13. November 2019, das Debüt meines lieben Kollegen Michael Knabe im Hybrid Verlag erscheint: „Shevon“, der erste Teil der großen Flüchtlings-Chroniken.

Sieht klasse aus, oder?

Klappentext

Regul beugte sich vor, bis sein Gesicht nur eine Handbreit von Shevons entfernt war. Sein Lächeln grenzte an Koketterie.
„Ich werde dir jeden einzelnen Tag zur Hölle machen.“

Binnen weniger Tage bricht Shevons privilegiertes Leben in sich zusammen. Seine Heimatstadt wird zerstört und seine Familie ermordet. Auch ein ehemaliger Ziehbruder hat noch eine Rechnung offen und plant ihn zu töten. Will Shevon der Rache entkommen, muss er sich seinem Todfeind stellen – und einer alten Schuld.
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Ich kenne Michael schon länger, und zwar über das DSFo, das Deutsche Schriftstellerforum. Dort werden regelmäßig Schreibwettbewerbe abgehalten – und ratet mal, wer da schon sehr oft auf dem Siegertreppchen gelandet ist?
Genau: Michael Knabe.
Und auch seine anderen Geschichten gefallen mir immer außerordentlich gut; daher freue ich mich umso mehr, dass er jetzt endlich einen Roman heraus bringt.
(Eine andere Person aus dem Forum, die auch schon oft gewonnen hat und auf deren Debütroman ich sehnsüchtig warte, ist Veith Kanoder-Brunnel. Veith: Sieh das hier als A*schtritt! 😉 )

Grund genug also, Euch Michel und seinen Shevon einmal vorzustellen. Da Michael Psychotherapeut ist, wollte ich mir einen kleinen Kniff nicht nehmen lassen: Statt nur ihn, habe ich auch Shevon zum Interview eingeladen. Wie die Beiden miteinander agieren lässt wirklich tief blicken … 😉

So sieht er also aus, der seriöse Phantastik-Autor von heute 

Ich sitze in einem Café. Hintere Ecke, so dass ich die Tür gut im Blick habe. Ich überlege gerade, ob es arg unhöflich wäre, mir schon einmal einen Kaffee zu bestellen, als sie hereinkommen: Ein junger und ein nicht mehr ganz junger Mann. Der eine ist schlank, groß und wirkt entspannt und sympathisch. Der andere ist zwischen fünfundzwanzig und dreißig Jahre alt – schwer zu schätzen. Sein Gesicht wirkt vor der Zeit gealtert, seine Blicke huschen durch den Raum und scheinen jedes Detail zu erfassen.
Wir begrüßen uns, erkundigen uns nach dem gegenseitigen Befinden. Die Herren nehmen mir gegenüber Platz. Michael bestellt eine riesige Kanne schwarzen Tee („Bitte mit viel Milch“), ich einen Kaffee und Shevon ein Glas Wasser und einen heißen Reisfladen mit roter Sauce, deren scharfer Peperonigeruch selbst auf meiner Tischseite in der Nase beißt. Michael und ich plaudern ganz kurz privat, dann zücke ich Block und Stift – wir sind ja nicht zum Spaß hier!

Wer schreiben will, muss lesen.

Ich: Hallo, Ihr zwei, schön, dass Ihr da seid! War gar nicht so einfach, einen Termin zu finden!

Michael: Stimmt. Der EDV-Ausfall in meiner Praxis hat mich gut beschäftigt gehalten und meine Termine sind oft auf Monate hinaus ausgebucht. Und dann musste ich ja noch Shevon an den Hörer bekommen, der sich irgendwo in der Weltgeschichte herumgetrieben hat, oder, Shevon?

Shevon: Das war nicht meine Wahl. Ich würde auch lieber in einer gemütlichen Praxis sitzen und mir die Probleme anderer Leute anhören, anstatt vor einem Diktator davonzulaufen.

Ich: Stellt Euch doch bitte kurz vor: Wie alt seid Ihr, was seid Ihr von Beruf, woher kommt Ihr?

Michael: Ich nähere mich in erschreckendem Tempo der 50. Die grauen Haare sind aber so etwas wie Berufskapital – in meiner Psychotherapiepraxis stört es überhaupt nicht, kein Jungspund zu sein. Wenn ich keine Patientengespräche führe und auch keine Therapieanträge warten, schreibe ich. So haben Shevon und ich uns damals kennengelernt.

Shevon: Erinnere mich nicht daran! Unser erstes Treffen führte dazu, dass ich mit faulen Eiern beworfen wurde. Ist schon ein paar Jahre her. – Könnte ich vielleicht den Platz in der Ecke mit Blick in den Raum haben? Danke. – Mein Name ist Shevon Madrim al Yontar. Ich bin sechsundzwanzig, stamme aus Raydur, der Hauptstadt Levanons, und bin der Sohn des obersten Zensors der Republik. (Zögert) Gewesen.

Levanon – Shevons Heimat

Ich: Öh, dieses Land oder diese Stadt sagen mir jetzt so gar nichts! Wie ist es da so? Und dieser Name … Bist Du adelig oder sowas?

Shevon: Ja, ich stamme aus dem Patriziat und meine Familie war lange eine der mächtigsten Levanons. Du findest meine Heimat ziemlich genau in der Mitte des unermesslichen Inselrundes. Größer sind nur noch das Königreich Sabinon und ein paar beinahe unbewohnte Wüsteninseln im fernen Osten. Raydur … ach, lassen wir das. Ich möchte nicht über Raydur sprechen.

Ich: OK. Und woher kennt Ihr euch?

Michel: Nun, es begann mit einer anderen Geschichte, die hier nichts zur Sache tut. (Flüstert hinter vorgehaltener Hand) Ich habe Shevon als älteren Herrn kennengelernt, aber sag ihm das lieber nicht. (In normaler Lautstärke:) Meine erste Begegnung mit ihm kannst du auf meiner Homepage nachlesen: www.michaelknabe.de Danach habe ich ihn erst einmal aus den Augen verloren.
Anfang des Jahrtausends war ich auf Teneriffa zum Wandern, immer im Schatten des Teide, dieses fast 4000 Meter hohen Vulkans. Diese Wanderungen und die Geschichte der Ortschaften im Schatten des Bergs ließen eine Idee reifen: Was wäre, wenn auch im Inselrund, meiner Geschichtenwelt, eine Stadt durch einen Berg verschüttet würde? Ich begann …

Sieht Shevon tatsächlich ähnlich, der junge Herr hier.

Shevon: Ach jetzt verstehe ich! Du hast meine Geschichte nur aufgeschrieben, um eine Katastrophe …

Michel: Nein, wie ich schon sagte, es gab dich schon früher. Jedenfalls machte die Idee sich selbständig, nachdem ich im Internet stundenlang Filme über Naturkatastrophen gesehen hatte. Es sollte kein mittelalterliches Königreich sein, aber aus was für einem Land konnte der Held meiner Geschichte kommen? Irgendwie tauchten dann die Säulen einer römischen Metropole auf. Der Rest ist Geschichte. In diesem Falle: Antike.

Shevon: Das erste, woran ich mich erinnere, ist, dass ich in einem Liegestuhl auf Tante Ryas Landgut liege. Nein, lass mich überlegen: Das Frühstück, bei dem mir die Tante von Regul erzählte? (Schaudert) Ja. Der Tag, an dem Regul in mein Leben einbrach wie eine Naturgewalt. Das wirkt bis heute nach.

Ich: Habt Ihr irgendwelche Gemeinsamkeiten? Was macht Ihr so in Eurer Freizeit?

Michel: Schreiben. Karten zeichnen. Über das nächste Buch grübeln. Zu viele Nachrichten über den Brexit lesen. Ich habe ein knappes Jahr in Schottland verbracht und Verwandte in England, da lässt mich das Drama dort nicht kalt. Hausaufgaben (meines Sohnes). Lesen: Tana French (Krimis), Robin Hobb (unsere gemeinsame Fantasy-Liebe, nicht wahr?), die Red Rising-Reihe oder die Cixin-Liu-SciFis. Kontemplatives Unkrautzupfen im Garten, vor allem nach anstrengenden Therapiegesprächen.

1, 2, 3, 4 … viele Inseln. Die Geschichte zur Karte gibt es auf Michaels Autorenseite unter https://www.michaelknabe.de/

Shevon: Ich habe keine Freizeit. Wenn ich nur einen Augenblick stillhalte, kann es sein, dass meine Feinde mich erwischen. Das ist ihnen schon einmal gelungen. (Schüttelt sich)

Ich: Als Schriftsteller und Romanhauptprotagonist verbringt Ihr ganz schön viel Zeit miteinander. Hand aufs Herz: Gibt es etwas, das Euch am jeweils anderen nervt oder das der Andere besser machen könnte?

Michel: Nerven? Shevon hat manchmal zu viel von mir selbst. Er grübelt, er war anfangs nicht gerade der mutigste Mensch der Welt, er hat vieles von seinem Luxus für selbstverständlich gehalten. Aber mein Bild hat sich sehr gewandelt. Shevon, wie Du Gefahren gemeistert hast, bei denen ich mir in die Hose gemacht hätte …

Shevon: Danke, dass du wenigstens darüber nicht geschrieben hast. (Zwinkert) Was ich an meinem Erfinder mag? Das er nicht lockergelassen hat. Er hat nämlich schon einmal versucht, mich zu schreiben, und ist gescheitert. Und was tut er? Nimmt den nächsten Anlauf, holt sich ein wenig Unterstützung für den Anfang – und schreibt fertig. Ich rechne ihm hoch an, dass ich mein Leben nicht in der Schublade fristen muss.

Andererseits nervt es, welche Marotten er mir verpasst hat. Ich hätte ja wenigstens ein kleines bisschen mutiger sein können, etwas, hm, männlicher oder so. Und durch welche Hölle er mich jagt, das werde ich ihm so schnell nicht verzeihen.

Michel bei der Arbeit.

Ich: Seid Ihr Freunde? Falls ja, was gefällt Euch am jeweils anderen?

Michel: Von meiner Seite auf jeden Fall. Ich habe bei jedem Schritt, jeder neuen Gefahr mitgefiebert und war völlig begeistert, wenn Du wieder ein Abenteuer bezwungen hattest.

Shevon: Ich weiß nicht. Einerseits hat er immer zu mir gehalten und dafür gesorgt, dass ich meinen Feinden erst einmal entkommen bin. Er hat mir den besten Lehrer und ein paar pikante Abenteuer auf den Weg gegeben. Andererseits – er bestimmt und ich folge, das ist doch keine wirkliche Freundschaft, oder? Aber das bin ich ja gewöhnt. Mein Vater war auch nicht anders.

Michel: Moment mal, dein Vater war ein eiskalter Machtmensch!

Shevon: Wie auch anders? Er ist Patrizier, da wirst du von klein auf gedrillt, für die Ehre der Familie zu funktionieren. Und ich funktioniere eben für deine Geschichte.

Michel (entschuldigend): Heute ist er fast schon beängstigend gut gelaunt …

Wo sind meine Hexenherzbücher? Frechheit, sowas …

 

Ich: Seid Ihr eigentlich Familienmenschen?

Michel: Da müsste ich Frau und Kind fragen, aber das Bild von mir selbst habe ich schon, ja.

Shevon: Echt? Da hast du ja ein paar schöne Familien zusammengeschrieben. Oder findest du Reguls Sippe etwa gelungen? Oder meine Verwandten in Sosua? Oder Shusa, diese …

Michel: Die al Gireds sind keine Familie, sondern ein dissozialer Verbrecherclan, eine römische Mafia. Aber du musst mir zugestehen, dass du immerhin einen interessanten Gegner bekommen hast. Einen faszinierenden.

Shevon: Auf diese Faszination hätte ich gern verzichtet. Der Kerl ist doch schon lange nicht mehr richtig im Kopf! Krank ist der, aber richtig. Sonst wäre das mit dem Boot nie passiert, oder mit dem von allen Göttern verdammten Baumstamm. Oder Frösche sezieren, wer tut denn so etwas? Ein schöner Familienmensch bist du! (Auf den ersten Blick scheint er aufrichtig empört, aber irgendwo in seinen Augenwinkeln blitzt der Schalk auf.)

Ich: Soll das heißen, Shevon, dass Du lieber allein bleibst? Bist Du eigentlich Single?

Shevon (starrt ins Leere): Das ist gar kein gutes Thema. (Rafft sich auf) Sagen wir, dass ich den Frauen, mit denen ich zu tun hatte, kein Glück gebracht habe. Gar kein Glück. Und dass ich mich bis ans Ende meines Lebens dafür schuldig fühlen werde.

Michel: Um der Gerechtigkeit Genüge zu tun: Du bist da aber auch in ein Machtspiel hineingeraten, das ein paar Nummer zu groß für dich war.

Shevon: Und niemand hat mir wirklich erklärt, worum es geht. Nun, ändern kann ich es nicht mehr. Nur versuchen, beim nächsten Mal wacher zu sein. Und weniger … stürmisch?

(Michel schmunzelt)

Ich: Wie wird es denn bei Euch weitergehen, was meint Ihr?

Michel: Oh, ich denke, wir werden noch ein ganzes Stück Weg zusammen gehen und dabei eine ganze Reihe anderer Inselreiche kennenlernen. Das Ticket für die nächste Fahrt hast du ja bereits gelöst, oder?

Shevon (säuerlich): Ich freu mich schon darauf, was du dir für mich einfallen lässt. Aber ganz im Ernst: Ich habe mir immer gewünscht, das Inselrund kennenzulernen. Die Goldene Stadt, den nebligen Norden, die Reiche an der Grenze zum Osten … Mal sehen, was du noch aus dem Hut zauberst. Ich bin jedenfalls dabei.
Aber jetzt muss ich zum Hafen, das Schiff wartet. Zahlst du den Fladen für mich?

Und weg ist er. Ich schätze, das war`s mit unserem Interview. Michael wirft mir einen um Entschuldigung heischenden Blick zu, legt einen Geldschein auf den Tisch und läuft Shevon hinterher. Ich kann es ihm nicht verübeln – wer weiß, wann sich die Beiden wieder sehen?

Und jetzt sitze ich hier und warte darauf, das „Shevon – Die Flüchtlingschroniken I“ bei mir eintrifft.
Wer genauso gespannt ist wie ich und richtig Bock auf gute Fantasy hat, kann das Buch überall erwerben, vorzugsweise direkt beim Verlag (https://hybridverlagshop.de/SHE.html) oder beim Buchhändler um die Ecke (https://www.genialokal.de/).