Rezension SciFi-Horror-Comic „Eridani“

Ein SciFi-Horror-Foto-Comic? Gemacht von zwei Herren, die nicht zeichnen können? Aha?

So meine erste Reaktion, als ich von Tims und Saschas Projekt erfuhr.
Nichtsdestotrotz wollte ich die Bände natürlich unbedingt haben – ich bin immer auf der Suche nach tollen Comics und Graphic Novels (und jemandem, der mir den Unterschied zwischen beidem erklärt, :D).
Dass das Ganze nicht wie sonst üblich am Zeichenbrett bzw. per Zeichenprogramm, sondern ganz anders entstand, hat mich natürlich erst recht neugierig gemacht.
Oder anders ausgedrückt: Ob das was taugt?

Tut es, aber sowas von!
Aber von Anfang an.

Albert versucht sich an der Kommandant Mark Bennet-Pose

Es war ein sonniger Mittag, als mir via Post die vier Eridani-Bände zugestellt wurden. Ich befand mich inmitten eines Haufens Arbeit, und den wird man bekanntlich nur los, indem man ihn abarbeitet.
Nun lagen sie aber da und schauten mich an: Die Ankunft, Die Station, Der Planet und Der Verrat.

„Ich schaue nur mal kurz rein, wie das so geworden ist“, beschloss ich. Immerhin hatte ich Tim (zum ausführlichen Interview geht es hier lang: *KLICK*) zu dem Zeitpunkt schon mit etlichen Fragen zum Prozedere gelöchert.
Also linste ich vorsichtig in „Die Ankunft“ hinein:

Wir befinden uns im Jahr 2141.
Die Aashwaasaan, ein interstellares Raumschiff der Paladin-Klasse, soll unter dem Kommando von Mark Bennet nach Epsilon Eridani fliegen. Der Kontakt zu den dort lebenden Siedlern ist abgebrochen, ebenso deren Rohstofflieferungen, auf die die Planeten der Solaren Union angewiesen sind.
Was ist dort passiert?
Wir wissen es nicht, erfahren nur, dass eine verzweifelte Frau darum kämpft, mit ihren Kindern den Eridani-Planet Wintershine verlassen zu können.
Acht Monate später nähert sich die Aashwaasaan und Leutnant Dimitri Bennet erwacht langsam aus dem Kälteschlaf …

… und Ende.

Stellte ich plötzlich fest, denn statt nur kurz hineinzuschauen, hatte ich die vier Bände tatsächlich an einem Stück verschlungen. Unmöglich, zwischendurch aufzuhören!

Ein geheimnissvoller Attentäter und immer wieder neue Protagonisten und Schauplätze haben es geschafft, mich in ihren Bann zu ziehen. „Eridani“ ist ein phantastisches Weltraumabenteuer, welches gekonnt verschiedene „Zutaten“ miteinander verschmilzt.

Es bleibt stets spannend und geheimnissvoll und auch die Action kommt nicht zu kurz – wie ich insgeheim erst befürchtet hatte, als ich das Wort „Fotocomic“ las. Aber nein, Tim und Sascha haben auch das gut hinbekommen – Explosionen und Blut inklusive!

Ja, das Blut … Es gibt ein paar echt fiese Stellen, auch mit Kindern, für ein Weichei wie mich war das schon hart an der Grenze. Aber das Ganze war so spannend, dass ich darüber hingweggesehen habe.

Das Ende war für meinen Geschmack etwas abrupt, es hätte gern noch weitergehen können. Vielleicht tut es das ja auch eines Tages?

Die vier Bände von „Eridani“

Zu den Bildern:
Nicht jedes Bild ist perfekt, aber die meisten sind es. Ich war ehrlich überrascht, wie genial das Ding optisch geworden ist. Kleinigkeiten, die man bei gezeichneten Bildern wohl nicht finden würde, passen hier aber absolut ins SciFi-Setting und machen es noch greifbarer.
Insesamt ist der Look mehr als cool und die wenigen Schwächen verzeiht man gern – dafür ist „Erdani“ mal was anders, ist frisch und echt mal was Neues! Und natürlich erkennt man hier auch den absoluten Vorteil eines fotobasierten Comics: Mimik und Gestik der Charaktere sind so dermaßen authentisch, dass das nur die absoluten Spitzenzeichner vergleichsweise hinbekommen würden!

Zum Skript:
Wie oft habe ich mich schon über einen toll gezeichneten, aber schlecht geschriebenen Comic geärgert? Es lohnt sich wirklich, sich als Zeichner/Fotograf jemanden für den Plot dabei zu holen!
Die Geschichte hat mich absolut überzeugt, war spannend und wendungsreich!
Vor allem das Ganze fast überwiegend auf Dialoge zu reduzieren, ohne dass wichtige Inhalte verloren gehen, muss eine Heidenarbeit gewesen sein.
Als Autorin sage ich gern: Mein Kompliment, lieber Tim!

Insgsamt kann ich „Eridani“ nur empfehlen! Für die Jungs ist das Ganzeein nicht-kommerzielles Herzensprojekt. Daher sind die Bände zum Unkosten- und Schnäppchenpreis von 9 Euro (Band 1 und 2) und 12 Euro (Band 3 und 4) zu haben.

Auch wenn Tim es abstreitet (siehe Interview) hat „Eridani“ meiner Meinung nach einen Hauch Star Trek-Entdecker-Charakter. Aber es ist heftiger, klar, und eben auch blutig. Außerdem geht die Reise der Aashwaasaan nicht für jeden Protagonisten gut aus …

Liebevoll gestaltete Details sowie ein paar Gags für Menschen dieses Jahrhunderts (Justin Bieber? Im Ernst??? :D) runden das Ganze ab.

„Eridani“ ist ScienceFiction, ist Weltraum, ist Dystopie, ist Verrat und Menschlichkeit, ist Wahnsinn!
Sicherlich ein Comic, den ich mehr als einmal genießen werde. Danke dafür! 🙂

„Eridani“ könnt Ihr auf http://eridani-projekt.de/ kaufen. Dort könnt Ihr auch reinschauen und findet jede Menge Hintergrundmaterial. Oder Ihr schreibt direkt an Leutnant Dimitri Bennet unter tim@eridani-projekt.de

Nicht zeichnen können, aber Comics machen – 19 Fragen an Autor Tim Wöhrle, Teil 2

Und weiter geht es mit dem hochinteressanten Interview mit Tim Wöhrle, der gemeinsam mit Sascha Bragulla einen fotobasierten SciFi-Comic produziert hat.
(Teil 1 des Interviews findet Ihr hier: *KLICK*)

Das Bastel-Meisterstück in Aktion

9. Wie kann ich mir das vorstellen, wie viele Versuche braucht man, um ein Foto zu bekommen? Ich stelle mir das ganz laienhaft vor: Leute in Position, *KLICK* und fertig …

Schön wär’s. Aber man darf nicht vergessen, dass auch beim Film, wo echte Profis arbeiten, meistens etliche Takes benötigt werden, bis eine Szene gut ist. Und wir haben ja ausschließlich mit Laien gearbeitet. Manchmal brauchte es viele Anläufe, um ein Bild mit der richtigen Körperhaltung und dem passenden Gesichtsausdruck zu bekommen. Letztendlich haben wir ca. 8.000 Fotos geschossen, von denen es natürlich nur ein Bruchteil in den fertigen Comic geschafft hat.

Shooting

10. Wie steht Ihr denn bislang finanziell mit Eridani: +, – oder 0?

Tatsächlich ist es eine schwarze Null geworden. Durch den aufwändigen Druck waren die Herstellungskosten relativ hoch, so dass nur eine kleine Marge ‚hängen blieb‘. Aber es war auch von vorneherein nicht das vorrangige Ziel, damit großen Gewinn zu erzielen. Ich hätte es auch gemacht, wenn ich hätte draufzahlen müssen.
Wow. O.O Das ist ein echt beachtlicher Erfolg, meinen Glückwunsch!

3D-Modellierung 1

11. Würdest Du es wieder tun?

Uff, ganz schwere Frage! Die Antwort ist ein klares Jein. Es war ein tolles Projekt, das unglaublich viel Spaß gemacht hat – uns selbst und auch unserem ganzen Team. Aber es war halt eben auch ein Riesenberg an Arbeit, und unzählige Stunden, die ich vor dem PC verbracht habe, anstatt ins Fitnessstudio oder raus ins Grüne zu gehen. Sagen wir mal so: Man soll niemals nie sagen, aber ich würde dann zumindest keinen mehrbändigen Zyklus mehr angehen, sondern eine Geschichte, die man in einem Band erzählen kann.

Das literarische Schreiben ist dagegen fast eine Entspannung: Ich kann mich mit meinem Laptop in ein Café oder in den Park setzen, und die Grenzen meiner Erzählung werden nur durch meine Phantasie gesetzt, nicht durch technische Beschränkungen.

3D-Modellierung 2

12. Was würdest Du, abgesehen von der vielen Arbeit, als die größte Hürde für ein solches Projekt ansehen?

Der Zahn der Zeit. Das war etwas, woran ich am Anfang überhaupt nicht gedacht hatte. Wir reden ja über einen Zeitraum von sechs Jahren und über echte Menschen. Die verändern sich, werden älter, haben plötzlich andere Frisuren etc. Einer unserer Darsteller legte sich mittendrin einen Bart zu, den wir dann aufwändig auf den älteren Bildern hinzufügen mussten. Da ist mir erstmal bewusst geworden, was für eine Herausforderung das für Schauspieler darstellt: in Serien und Filmreihen über Jahre hinweg gleich auszusehen.

3D-Modelleriung 3

13. Hand aufs Herz: Wie genervt waren hinterher alle?

Ich fürchte, der Einzige, der zwischenzeitlich echt genervt war, war ich selbst 😉

Für unsere Darsteller war das immer ne schöne Sache – ein Fotoshooting am Sonntagnachmittag, mit Kuchen oder Wein, eine oder zwei Stunden vor dem Greenscreen, und dann wieder nach Hause. Die fanden’s alle toll, nur bei Sascha und mir sah das manchmal etwas anders aus, wenn Dinge nicht so leicht umzusetzen waren, wie wir uns das vorgestellt hatten.

Endlich geschafft!

14. Mal angenommen, ich würde jetzt ankommen und Dich fragen, ob Du mein Buch ver-comicen könntest … ginge das mit jeder Geschichte?

Ja. Wenn man die nötigen Ressourcen hat. Also nicht nur genügend (gute und zur Rolle passende) Darsteller und Darstellerinnen, sondern auch Kostüme, Requisiten, ein passendes Setting etc.

Was je nach Genre halt sehr aufwändig werden kann. Bei einem Krimi wäre das bestimmt leichter, als wenn man sich Die Unendliche Geschichte vornehmen würde.

Sascha arbeitet zum Beispiel zur Zeit gerade an einer Fotocomic-Adaption von ‚30 Days of Night‘.

Workflow 1: das Foto vor der Greenscreen


15. Wenn mir Eridani gefällt – welche Comics oder Graphic Novels könnten mir dann auch gefallen?

Wenn Du damit Foto-Comics meinst, dann kann mir zwei Projekte ein, von denen jedes seinen ganz eigenen Reiz hat. „Union der Helden“ (http://www.unionderhelden.de) ist eine Superheldengeschichte, die in Dortmund spielt. Und „Night Zero“ (http://www.nightzero.com) ist ein amerikanisches Projekt mit einer postapokalyptischen Geschichte, die sich auch vor „The Walking Dead“ nicht verstecken muss!

An gezeichneten Comics und Graphic Novels gibt`s auch eine Menge, meistens aus Frankreich kommend, z.B. „Absolute Zero“ oder „Olympus Mons“, beide erschienen im Splitter-Verlag.

Workflow 2: Die Charaktere werden ausgeschnitten und Dimitris Waffe „gepimpt“

16. Welches ist Dein Lieblingsbild?

Aus Eridani? Uff. Nicht einfach zu beantworten, weil es davon viele gibt. Ich entscheide mich für dieses hier: das erste Auftreten von Major Buckowski, dem Antagonisten aus Band vier. Das ist so schön ikonisch. Arne, der Darsteller, hat es immer noch als Poster in seiner Wohnung zu hängen. Damit sein Mantel so dramatisch flattert, haben wir seitlich eine Schnur dran gebunden, an der ich dann immer ziehen musste 🙂

Workflow 3: Einfügen des modellierten Hintergrundes

17. In „Eridani“ geht es ja ganz schön zur Sache, da rafft es Darsteller reihenweise dahin, weswegen Ihr die FSK-Freigabe auch auf 16 gesetzt habt …
Ja, ich mag`s gern mal etwas härter. Sollte halt kein weiteres „Star Trek“ werden 😉

Workflow 4: Einarbeiten, Effekte hinzufügen, Filter drüber und fertig ist das Bild!

18. Ach so, wen spielt Du denn überhaupt?
Ich bin Dimitri Bennet, Erster Offizier auf der Aashwaasaan. Mein Projektpartner Sascha spielt Kommandant Mark Bennet, Dimitris Halbbruder. Sacha arbeitet derzeit übrigens wieder an einem Fotocomic (
https://www.bragulla.com/ ).
Überhaupt hab ich meine halbe Familie verwurstet: LISA, die Schiffsintelligenz, ist meine Tochter, Pearl Rothschild, die das Schiff in die Luft jagen will, meine Freundin. Und Olga Ostrojew, die Pearl überwältigt, ist meine Exfrau, was dem Ganzen eine pikante Note gab.

Aber sie haben`s beide mit Humor genommen!

Tims Lieblingsbild: Major Benedikt Buckowski hat nichts Gutes vor …

19. Du schreibst ja auch – ebenfalls Science Fiction?

Nein. Ich habe mich vom Weltraum ab- und meiner Heimatstadt Berlin zugewandt. Mein erster Roman ‚Dunkelblau‘ ist ein Thriller mit Fantasy-Einschlag, bei dem ein geheimnisvoller Orden Menschen entführt und opfert, um damit (scheinbar) eine uralte Gottheit zum Leben zu erwecken. Das Manuskript habe ich gerade an die ersten Agenturen geschickt. Du kannst mir also die Daumen drücken! Mein zweiter Roman ‚Subkutan‘, den ich gerade begonnen habe, ist ein Biotech-Thriller, der in Berlin und Indien spielen wird. Also komplett unterschiedliche Genres, aber das macht ja auch den Reiz des Schreibens aus!

Vielen Dank für dieses total interessante Interview, lieber Tim!

Wer Lust auf das Eridani-Projekt bekommen hat, findet die ersten drei Bände als Webcomic, Infos und jede Menge Hintergrundmaterial unter http://eridani-projekt.de/
Ihr könnt euch auch direkt an Tim wenden unter tim@eridani-projekt.de

Eridani – SciFi-Horror aus Berlin

Die Eridani-Bände im Überblick:
Band 1: Die Ankunft (40 Seiten)
Band 2: Die Station (42 Seiten)
Band 3: Der Planet (46 Seiten)
Band 4: Der Verrat (56 Seiten)

Nicht zeichnen können, aber Comics machen – 19 Fragen an Autor Tim Wöhrle, Teil 1

Kennengelernt habe ich Tim in einem Schriftstellerforum. Nachdem ich in seinem Profil gelesen hatte, dass er auch Comic-Autor ist, musste ich natürlich gleich nachfragen; ich selbst bin immer noch auf der Suche nach einem Zeichner oder einer Zeichnerin. Leider musste Tim mich direkt enttäuschen: Nein, er könne nicht zeichnen. Aber wie, so fragte ich, hast Du dann einen Comic gemacht? Und geht das überhaupt?
Kurze Zeit später hatte ich zumindest auf die letzte Frage eine Antwort: Ich hielt die vier Eridani-Bände in den Händen und war begeistert; eine ausführliche Rezension über dieses außergewöhnliche SciFi-Weltraumabenteuer um die Besatzung des interstellaren Raumschiffes Aashwaasaan folgt noch.
Und was die Frage anbelangt, wie man ohne jedes Zeichen Talent einen Comic erstellt, findet Ihr die Antwort/en hier im Interview mit Tim Wöhrle:

Tim Wöhrle alias Dimitri Bennet, Erster Offizier auf der Aashwaasaan

1. Tim, Du hast, ohne zeichnen zu können, zusammen mit Sascha Bragulla einen Comic entworfen. Wer macht denn sowas?, frage ich mich, also stell Dich am besten mal ein bisschen vor!

Ich bin letztes Wochenende 50 geworden, kann mich also nicht mehr wirklich als jung bezeichnen. Ich habe Informatik studiert und auch jahrelang als Softwareentwickler gearbeitet. Seit einigen Jahren programmiere ich aber nicht mehr selbst, sondern bin als IT-Berater tätig, was Spaß macht, aber auch mal recht stressig werden kann. Ansonsten war ich jahrelanger Rollenspiel-Master – daher auch meine Vorliebe für Geschichten und fürs Phantastische – und bin glücklicher Familienvater. Ach ja, und Kochen kann ich auch ganz gut (sagen die, die es essen müssen).

Erste Versuche

2. OK, alles klar. Und wie kam es dann zum Eridani-Projekt? Aufgrund Eurer eigenen Lesevorlieben?

Ja, durch meine nerdige Vorgeschichte habe ich schon immer gern und viel gelesen, und am Liebsten Fantasy/SciFi. Auch Comics und Graphic Novels habe ich schon seit Kindheitstagen konsumiert. Geschichten sind mir schon immer durch den Kopf gegangen, aber es hat mir an der adäquaten Ausdrucksform dafür gefehlt. Beim literarischen Schreiben hatte ich mich bisher nur an Kurzgeschichten versucht, ohne mit dem Ergebnis wirklich zufrieden zu sein.

Eridani sollte ursprünglich als Hörspiel entstehen, weil mein Projektpartner Sascha damals eigene Hörspiele produziert hat, was ich ziemlich klasse fand. Ich fing also an, den ersten Teil als Hörspielfassung niederzuschreiben.
Wir waren also in der Pre-production-Phase für das Hörspiel, als Sascha mit einer Comic-App herumgespielt hat und mir damit eine Richtung aufgezeigt hat, an die ich noch gar nicht gedacht hatte. Comics fand ich, wie gesagt, schon immer toll, bin zeichnerisch allerdings komplett unbegabt :-/
Die Idee, einen Comic auf Fotobasis zu produzieren, fand ich genial. Nach einigen Vorversuchen beschlossen wir, dass es die Sache wert ist. Ich habe den Beginn der Story auf ein Comicformat umgeschrieben (viel weniger Dialoge, mehr auf den Punkt), und wir haben die erste Szene produziert. Bei dieser Gelegenheit habe ich auch den grundsätzlichen Workflow entwickelt, der sich durch das ganze Projekt gezogen hat.
Dann ging es mit den Castings los, weil wir so wie beim Film natürlich für jede Rolle eine andere Person brauchten. Viele wollten mitmachen, nicht alle waren gleichermaßen dafür geeignet. Insgesamt bestand unser Cast am Ende aus 28 Darstellern und Darstellerinnen, davon etwa 10 größere Rollen.

Alle haben mitgeholfen! Auch diese nette Dame, die im Comic so ganz anders drauf ist …


3. Und wie kann ich mir das vorstellen, wie fängt man womit an?
Eigentlich ähnelte der Workflow bei Eridani eher dem von Dreharbeiten als dem eines klassischen Comics. Es gab ein Storybook, Shootings vor dem Greenscreen und ein digitales Post-Processing, das einen Großteil der Arbeit ausgemacht hat.
Grob kann man sagen: die Darsteller und alles, was sie am Körper tragen und in den Händen halten, ist echt, und alles andere ist digital; entweder aus Computerspielen oder aus einem 3D-Programm. Anfänglich stammten noch alle Hintergründe einem Spiel, und zwar aus Mass Effect 2. Die Erlaubnis dazu hatten wir uns vorab vom Publisher eingeholt. Später habe ich immer mehr mit Blender selbst modelliert. War insgesamt ein Riesenberg an Arbeit, aber gelohnt hat es sich trotzdem!
Wir haben das Ganze arbeitsteilig gemacht: Sascha war der Kameramann, ich der Autor und ‘Regisseur‘, und beide hatten wir gleichzeitig die Hauptrollen inne. Einer der Vorteile, wenn man sein eigener Boss ist 😉
Den digitalen Workflow hatten wir uns auch aufgeteilt.

Liebe zum Detail zeichnet auch den Comic aus!

4. Habt Ihr Screenplay bzw. Storyboard nur geschrieben oder auch gezeichnet?

Ich habe hin und wieder gezeichnet, oder besser gesagt: Es versucht. Allerdings war die Qualität so unterirdisch, dass ich es keinem zumuten konnte. Für aufwändigere Szenen, z.B. Action-Sequenzen, haben wir vorher ein fotografisches Screenplay erstellt, ähnlich zu einem Storyboard, wie man es vom Film kennt.

„Billig basteln“ hat Tim hier tituliert. Was genau, sieht man auf dem nächsten Bild …

5. Mit welchen Programmen habt Ihr gearbeitet?

Für den größten und aufwändigsten Teil der Arbeit, das Compositing, haben wir mit Adobe Photoshop verwendet. Die Hintergründe, die anfangs aus die aus Mass Effect stammten, habe ich ab dem dritten Band zunehmend selbst entwickelt, und zwar mit Blender, einem phantastischen, frei verfügbaren 3D-Programm. Für den eigentlichen Comic, also die Panels, Sprechblasen etc. haben wir Comic Life eingesetzt.


Et voilà: Ein bisschen was am Computer gemacht und schon hat man eine coole SciFi-Lampe!

6. Das Dumme bei solchen Projekten ist ja, dass man immer weiter machen könnte – habt Ihr Euch für jeden Band eine Deadline gesetzt oder tatsächlich erst aufgehört, als für Euch alles perfekt war?

Echte Deadlines hatten wir bei einem komplett in Eigenregie durchgeführten Projekt ja nicht, was sowohl Vor- als auch Nachteile hatte. Die ersten zwei Bände haben wir relativ schnell durchgezogen, und hatten uns eine selbst gesetzte Deadline in Form einer Release Party gesetzt. Bei Band 3 und 4 gab es dann einen ziemlichen Durchhänger, der fast zum Projektabbruch geführt hätte. Ich war in der Zeit dauernd auf Dienstreisen und hatte kaum Zeit für Kinder und Beziehung, geschweige denn für den Comic. Aber es war noch furchtbar viel zu tun, insbesondere für den letzten Band, der der umfangreichste und technisch aufwändigste ist. Dazu noch die Pflege der Website, der Kontakt mit der Community etc. Ehrlich gesagt war es zwischendurch ein „Augen zu und durch“. Ich war heilfroh, als die Szenen im Kasten waren, und hätte keine Energie mehr für endlose Überarbeitungsrunden aufbringen können.

So sieht es also bei einem Comic-Shooting im heimischen Wohnzimmer aus …

7. So viel Arbeit, so viel Mühe … Wäre es da nicht einfacher gewesen, zeichnen zu lernen? (Diese Frage ist natürlich nicht ganz ernst gemeint. 😉 )

Ich sag nur: Schuster, bleib bei Deinen Leisten!

Meine Zeichen-Skills sind so niedrig und sie zu steigern, hätte so lange gedauert, dass ich wahrscheinlich immer noch im ersten Band feststecken würde.

Diese Szene ist im Endergebnis ziemlich fies und blutig …


8. Wie ging es dann weiter?
Da man das Ganze ja nicht nur für das eigene Wohnzimmer machen möchte, sondern hinaus in die Welt will, haben wir die Bände in einer kleinen Auflage selbst drucken lassen und zum Selbstkostenpreis vertrieben. Wir waren damit bei einer Reihe von Comicmessen, und ich hab dort auch den einen oder anderen Vortrag gehalten, aber als richtiges kommerzielles Projekt konnten wir das Ganze nicht launchen – dafür ist der Comicmarkt in Deutschland zu klein, und das Ganze ist zu exotisch. Es gibt eine kleine Handvoll vergleichbarer deutscher Comic-Projekte (in Zahlen: drei), aber auch die betreiben das als Hobby, nicht kommerziell.
Aber Spaß gemacht hat das Ganze trotzdem und es ist immer noch toll, die Bände in der Hand zu halten. Und letztendlich hat mich das Ganze dann doch an die ‚echte‘ Literatur herangeführt: ich habe viel über Storytelling gelernt und hatte das Gefühl, dass ich ganz gut Charaktere entwerfen und Dialoge schreiben kann, so dass ich mich letztes Jahr an meinen ersten Roman gewagt habe 😀

Ein absolutes Bastel-Meisterstück!

Teil 2 des Interviews findet Ihr hier: *KLICK*

Sie macht die Steuererklärung für Autoren/innen erträglich: 10 Fragen an Kia Kahawa

Ich lernte die wunderbare Kia kennen, als ich auf der Suche nach Antworten war. Antworten, wie verflixt noch eins ich in Sachen Steuer vorgehen sollte. Auf ihrem wunderbaren Blog „Autoren an die Steuer“ fand ich Antworten, Tipps und noch vieles mehr. Kia ist aber nicht nur Expertin für Steuerliches, sondern auch Autorin. Nun hat sie beides miteinander verknüpft und ihr eBook „Autoren an die Steuer“ herausgebracht. Mehr dazu erfahrt Ihr jetzt:

Schreiben kann man überall – weiß auch die wunderbare Kia Kahawa

1. Liebe Kia! Stell Dich doch zu Beginn bitte einfach mal vor.

Heyho! Gerne doch.

Ich bin Kia, lebe seit 2017 vom Schreiben und habe wie gefühlt jeder andere auch in der Nebentätigkeit angefangen. Damals hat noch meine Mutter 2011 für mich unterschreiben müssen, weil ich schon als Minderjährige ein Faible für die Selbstständigkeit hatte.

Als Schriftstellerin schreibe ich dystopische Utopien und Entwicklungsromane, in denen die Protagonisten ihre eigenen Antagonisten sind. Aber ich habe es wegen der hohen Nachfrage auf meinem Blog jetzt mit einem Ratgeber versucht.

Hanover’s Blind ist eine Novelle, die Hannover detailgetreu aus der Sicht eines Sehbehinderten zeigt, die Blindheit der Sehenden beklagt und sich für ein Miteinander auf Augenhöhe stark macht.

2. Warum geht es in Deinem Buch „Autoren an die Steuer“, wer braucht es?

In „Autoren an die Steuer“ gebe ich Hilfe zur Selbsthilfe in Steuerthemen. Im Grunde habe ich eine Superkraft, durch die ich Paragraphen verstehe. Nun gut, und eine Ausbildung zu Steuerfachangestellten habe ich auch gemacht. Die Version mit der Superkraft mag ich aber lieber.

In „Autoren an die Steuer“ geht es um alle Themen, die Autorinnen und Autoren bewegen, die das erste Mal Geld mit ihrem Schreiben verdienen:

Kleinunternehmereigenschaft, Tätigkeit anmelden, Reisekosten, Verpflegungsmehraufwand, Geschenke an Geschäftsfreunde, häusliches Arbeitszimmer, Absetzung für Abnutzung, Investitionsabzugsbetrag… All das sind Themen, die meinen Kollegen häufig nur Fragezeichen in die Augen zaubern.

Ich hole meine Leser bei Null ab. Du brauchst keine Vorkenntnisse und kriegst alles erklärt. Wenn du Vorkenntnisse hast, kannst du einzelne Kapitel überspringen und nur das lesen, was du brauchst, obwohl das E-Book als Fließtext von Anfang bis Ende lesbar ist.

An dieser Stelle muss ich kurz einfügen, dass das genau das ist, was ich an Deinem Blog so liebe: die verständliche Sprache! Ich habe zwar juristische Vorkenntnisse, weiß es aber dennoch immer sehr zu schätzen, wenn einem jemand alles einfach mal „auf Gutdeutsch“ erklärt – und das tust Du! 🙂

3. Wieso ist „Autoren an die Steuer“ das beste für die Leser?

Das E-Book bezieht sich auf Autoren. Auch Blogger oder Künstler können davon profitieren, aber die sollten eher auf Adaptionen des E-Books warten.

Es gibt konkrete Beispiele, welche Einnahmen und Ausgaben ein Schriftsteller hat. Alles, was kleinunternehmende nicht betrifft, lasse ich weg. Somit gibt es keinerlei Verwirrung, was in anderen Finanzratgebern der Fall ist. Ich bespreche außerdem die Steuerformulare ganz konkret. Was man in welche Zeile einträgt, was nicht.

Es geht also nicht um „Geschäftsreisen und Bewirtungsbelege“, sondern um „Die Reise zur Leipziger Buchmesse und den Kaffee mit der Buchbloggerin“. Es geht nicht um „Umsätze nach § 19 UStG ohne Mehrwertsteuer“, sondern um „Tantiemen vom Distributor“. Besonders relevant ist das Ganze bei der Frage, ob man Freiberufler oder Gewerbetreibender ist.

4.Was hat Dein Buch, was Dein Blog nicht hat?

Nun, zum einen Aktualität. Meine Blogartikel habe ich zum größten Teil 2017 veröffentlicht. Damals hat man die Steuererklärung für 2016 angefertigt. „Autoren an die Steuer“ ist absolut aktuell für die Steuererklärung 2018 und enthält sogar schon einige Zahlen für 2019, sofern der Gesetzgeber sie schon veröffentlicht hat. Das ist ein riesiger Unterschied.

Außerdem sind die Informationen gegliedert und, wie bereits erwähnt, von A bis Z geschrieben. Du kannst das Buch auch, ohne selbstständig zu sein, komplett durchlesen und hast dann den Durchblick, noch bevor du selbst von Themen betroffen bist.

Inhaltlich habe ich ein paar Kapitel zu Themen wie Gewerbeanmeldung, Investitionsabzugsbetrag oder beispielsweise Routinen zur Aufbewahrung von Steuerbelegen, aber auch wichtige Infos wie Aufbewahrungsfristen oder das Zuflussprinzip hinzugefügt.

5. Nur mal angenommen, es käme alsbald zu einer gravierenden Gesetzesänderung – würdest Du das eBook dann auch updaten? Bzw. ist generell ein Update alle paar Jahre geplant?

Es wird 2020 eine neue Version des E-Books geben. Wer das Buch schon 2019 gekauft hat, kann sein E-Book dann günstig updaten.

Perfekt!

6. Dürfen wir in Zukunft noch weitere Ratgeber von Dir erwarten?

Da bin ich sehr pragmatisch. Wenn sich „Autoren an die Steuer“ gut verkauft, gibt es bei entsprechender Nachfrage noch „Blogger an die Steuer“, das kann ich mir sehr gut vorstellen, zumal ich hauptberuflich als Profi-Bloggerin unterwegs bin.

Andere Ratgeber möchte ich aber nur unter Pseudonym veröffentlichen, damit das meine Leserinnen und Leser meiner belletristischen Titel nicht verwirrt. Es wäre aber auf jeden Fall ein offenes Pseudonym.

7. Ich erinnere mich, Dich anfangs mit 1.000 Fragen per Mail gelöchert zu haben. Woher Du die Zeit und Geduld genommen hast, sie mir alle zu beantworten, ist mir schleierhaft, 😀 Wer sich auf so einem Themengebiet auskennt, muss lernen, auch mal „nein“ zu sagen, oder?

Und wie! Ich kann erst seit etwa einem Jahr „nein“ sagen. Ich erinnere mich noch an Januar 2018, da habe ich eine Woche lang als „Experiment“ zu allen Anfragen „nein“ gesagt. Inzwischen sage ich das tatsächlich bei allen E-Mails. Vor allem zu Steuerthemen bekommt niemand mehr eine Antwort von mir. Wenn Themen besonders häufig nachgefragt werden, verfasse ich gerne ein neues Kapitel oder einen neuen Blogartikel.

8. Du bist noch so verflixt jung, dass ich einfach fragen muss: Wo siehst Du Dich in 10 Jahren?

Haha, ich fühle mich alt, darf dass aber glaube ich niemandem sagen. Also danke für das Kompliment! In zehn Jahren sehe ich mich, ehrlich gesagt, als Bestseller-Autorin eines Großverlags, die gerade daran arbeitet, dass ihr erstes Buch verfilmt wird.

Bis dahin kann ich Dir sicher eine/n gute/n Regisseur/in empfehlen … 😉

Kann auch nein sagen: Kia Kahawa

9. Jetzt wollte ich noch ein bisschen auf Deinem Blog über das Autorenleben schauen, was es Neues gibt, und habe mich prompt bei Deinem Artikel „Lügen, Wucher und Ruin – Autoren-Fishing und der Druckkostenzugschussverlag“ festgelesen. Ein toller Artikel – ich bewundere ja Deine Geduld mit diesen Leuten fast so sehr wie deren kriminelle Energie … Welche 3 Artikel von Dir MUSS jeder Autorin / MUSS jede Autorin unbedingt lesen?

Ich antworte mal aus dem Bauch heraus, ja?

Zum einen ist es der Nein-Sagen-Artikel: „Nein – wie ich eine Woche lang jede Bitte abschmetterte“ https://www.kiakahawa.de/2018/01/29/nein-wie-ich-eine-woche-lang-jede-bitte-abschmetterte/

Wenn Autorinnen und Autoren noch am Start stehen und alles wissen wollen, was sie für einen Senkrechtstart benötigen, ist „Existenzgründung als Autor“ mit seinen 5.600 Wörtern ein sehr umfangreicher Artikel, auf den sich sehr stolz bin. https://www.kiakahawa.de/2017/06/07/existenzgruendung-als-autor/

Als Drittes kann ich keinen einzelnen Artikel empfehlen, weil die meisten Blogartikel sehr aktuell (damals) sind. Daher würde ich gerne auf eine Kategorie verweisen: Unter dem Label „Kia fragt“ interviewe ich andere Autorinnen und Autoren zu speziellen Themen, und – spoiler – im Februar geht’s da wieder los. https://www.kiakahawa.de/category/kia-fragt/

Cool, da würde ich auch gerne mal mitmachen. Du darfst mir auch zu fast allen Themen Fragen stellen. Ob ich sie dann beantworten kann, werden wir sehen …

10. Sieht man Dich auf der Leipziger Buchmesse wieder mit eigenem Stand? Oder sonst?

Der eigene Stand ist für mich vorerst keine Option mehr, weil meine neuste Veröffentlichung gerade bei einem Verlag im Lektorat liegt 😉

Ich bin aber selbstverständlich in Leipzig, Frankfurt, Berlin und auf dem ein oder anderen LitCamp anzutreffen.

So ein schönes Buch – haben wollen!!!

11. So, und jetzt hau nochmal alles raus, was Du hast und fordere uns auf, Dein Buch zu kaufen! 🙂

Leute, kauft mein E-Book! Bis zum 31.07. habt ihr Zeit, die Steuererklärung für 2018 anzufertigen. Wenn dich ein Klick auf meine Seite nicht überzeugen sollte, besuch mich bitte auf der Leipziger Buchmesse am 21. März um 12:00 Uhr am Stand von Tolino! Halle 5, D301.

Vielen Dank, liebe Kia, für dieses tolle Interview – hat Spaß gemacht und ich hoffe, wir schaffen es, uns in Leipzig über den Weg zu laufen, 😀

Kias eBook „Autoren an die Stuer“ kostet 10,00 € und ist über ihre Website https://www.kiakahawa.de/autoren-an-die-steuer-e-book/?fbclid=IwAR2mGFOmwmfmxP_2bgkXM7C-r6pWoFHucCOvjnUSve00Xp_bh39qEorV0vs erhältlich .

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