Ein SciFi-Horror-Foto-Comic? Gemacht von zwei Herren, die nicht zeichnen können? Aha?

So meine erste Reaktion, als ich von Tims und Saschas Projekt erfuhr.
Nichtsdestotrotz wollte ich die Bände natürlich unbedingt haben – ich bin immer auf der Suche nach tollen Comics und Graphic Novels (und jemandem, der mir den Unterschied zwischen beidem erklärt, :D).
Dass das Ganze nicht wie sonst üblich am Zeichenbrett bzw. per Zeichenprogramm, sondern ganz anders entstand, hat mich natürlich erst recht neugierig gemacht.
Oder anders ausgedrückt: Ob das was taugt?

Tut es, aber sowas von!
Aber von Anfang an.

Albert versucht sich an der Kommandant Mark Bennet-Pose

Es war ein sonniger Mittag, als mir via Post die vier Eridani-Bände zugestellt wurden. Ich befand mich inmitten eines Haufens Arbeit, und den wird man bekanntlich nur los, indem man ihn abarbeitet.
Nun lagen sie aber da und schauten mich an: Die Ankunft, Die Station, Der Planet und Der Verrat.

„Ich schaue nur mal kurz rein, wie das so geworden ist“, beschloss ich. Immerhin hatte ich Tim (zum ausführlichen Interview geht es hier lang: *KLICK*) zu dem Zeitpunkt schon mit etlichen Fragen zum Prozedere gelöchert.
Also linste ich vorsichtig in „Die Ankunft“ hinein:

Wir befinden uns im Jahr 2141.
Die Aashwaasaan, ein interstellares Raumschiff der Paladin-Klasse, soll unter dem Kommando von Mark Bennet nach Epsilon Eridani fliegen. Der Kontakt zu den dort lebenden Siedlern ist abgebrochen, ebenso deren Rohstofflieferungen, auf die die Planeten der Solaren Union angewiesen sind.
Was ist dort passiert?
Wir wissen es nicht, erfahren nur, dass eine verzweifelte Frau darum kämpft, mit ihren Kindern den Eridani-Planet Wintershine verlassen zu können.
Acht Monate später nähert sich die Aashwaasaan und Leutnant Dimitri Bennet erwacht langsam aus dem Kälteschlaf …

… und Ende.

Stellte ich plötzlich fest, denn statt nur kurz hineinzuschauen, hatte ich die vier Bände tatsächlich an einem Stück verschlungen. Unmöglich, zwischendurch aufzuhören!

Ein geheimnissvoller Attentäter und immer wieder neue Protagonisten und Schauplätze haben es geschafft, mich in ihren Bann zu ziehen. „Eridani“ ist ein phantastisches Weltraumabenteuer, welches gekonnt verschiedene „Zutaten“ miteinander verschmilzt.

Es bleibt stets spannend und geheimnissvoll und auch die Action kommt nicht zu kurz – wie ich insgeheim erst befürchtet hatte, als ich das Wort „Fotocomic“ las. Aber nein, Tim und Sascha haben auch das gut hinbekommen – Explosionen und Blut inklusive!

Ja, das Blut … Es gibt ein paar echt fiese Stellen, auch mit Kindern, für ein Weichei wie mich war das schon hart an der Grenze. Aber das Ganze war so spannend, dass ich darüber hingweggesehen habe.

Das Ende war für meinen Geschmack etwas abrupt, es hätte gern noch weitergehen können. Vielleicht tut es das ja auch eines Tages?

Die vier Bände von „Eridani“

Zu den Bildern:
Nicht jedes Bild ist perfekt, aber die meisten sind es. Ich war ehrlich überrascht, wie genial das Ding optisch geworden ist. Kleinigkeiten, die man bei gezeichneten Bildern wohl nicht finden würde, passen hier aber absolut ins SciFi-Setting und machen es noch greifbarer.
Insesamt ist der Look mehr als cool und die wenigen Schwächen verzeiht man gern – dafür ist „Erdani“ mal was anders, ist frisch und echt mal was Neues! Und natürlich erkennt man hier auch den absoluten Vorteil eines fotobasierten Comics: Mimik und Gestik der Charaktere sind so dermaßen authentisch, dass das nur die absoluten Spitzenzeichner vergleichsweise hinbekommen würden!

Zum Skript:
Wie oft habe ich mich schon über einen toll gezeichneten, aber schlecht geschriebenen Comic geärgert? Es lohnt sich wirklich, sich als Zeichner/Fotograf jemanden für den Plot dabei zu holen!
Die Geschichte hat mich absolut überzeugt, war spannend und wendungsreich!
Vor allem das Ganze fast überwiegend auf Dialoge zu reduzieren, ohne dass wichtige Inhalte verloren gehen, muss eine Heidenarbeit gewesen sein.
Als Autorin sage ich gern: Mein Kompliment, lieber Tim!

Insgsamt kann ich „Eridani“ nur empfehlen! Für die Jungs ist das Ganzeein nicht-kommerzielles Herzensprojekt. Daher sind die Bände zum Unkosten- und Schnäppchenpreis von 9 Euro (Band 1 und 2) und 12 Euro (Band 3 und 4) zu haben.

Auch wenn Tim es abstreitet (siehe Interview) hat „Eridani“ meiner Meinung nach einen Hauch Star Trek-Entdecker-Charakter. Aber es ist heftiger, klar, und eben auch blutig. Außerdem geht die Reise der Aashwaasaan nicht für jeden Protagonisten gut aus …

Liebevoll gestaltete Details sowie ein paar Gags für Menschen dieses Jahrhunderts (Justin Bieber? Im Ernst??? :D) runden das Ganze ab.

„Eridani“ ist ScienceFiction, ist Weltraum, ist Dystopie, ist Verrat und Menschlichkeit, ist Wahnsinn!
Sicherlich ein Comic, den ich mehr als einmal genießen werde. Danke dafür! 🙂

„Eridani“ könnt Ihr auf http://eridani-projekt.de/ kaufen. Dort könnt Ihr auch reinschauen und findet jede Menge Hintergrundmaterial. Oder Ihr schreibt direkt an Leutnant Dimitri Bennet unter tim@eridani-projekt.de


1 Kommentar

Von Foren und Autor(inn)en | Eridani-Projekt · März 25, 2019 um 6:08 am

[…] Rezension SciFi-Horror-Comic „Eridani“ Nicht zeichnen können, aber Comics machen – 19 Fragen an Autor Tim Wöhrle, Teil 1 Nicht zeichnen können, aber Comics machen – 19 Fragen an Autor Tim Wöhrle, Teil 2 […]

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