15 hoffentlich nicht quälende Fragen an Lektor Michael Krumm, Teil 2/2

Er ist jung, intelligent und hat mich eine Weile am Hals: Michael Krumm lektoriert live und manchmal auch in Farbe meinen Fantasy-Krimi „Die Tote in der Tränenburg“ für den Verlag „ALEA LIBRIS“. Grund genug, ihm mal ein paar Löcher in den Bauch zu fragen. 🙂

Teil 1 des Interviews findet Ihr hier: *KLICK*


10. Angenommen, ich würde nicht zuhören und Du könntest Dich mal nach Herzenslust über mich und/oder meine Schreibe/Rechtschreibung beschweren …?

Tatsächlich gibt es da nicht so viel. Vom Schreiben her kann ich mich nicht beschweren. Bei der Rechtschreibung denk ich mir immer: „AH, da kommt ein Doppelpunkt. Na, ist der Satzanfang danach groß?“ Aber ich nehme das immer mit Humor und das gehört zu der Arbeit dazu.
😀 Tatsächlich ist das nicht meine Schuld. Ich hatte das IMMER richtig gemacht, wurde aber von vermeintlich Besserwissenden immer „falschkorrigiert“. Aber danke, ab jetzt werde ich bei jedem Doppelpunkt an Dein Grinsen denken!
Hehe ;P Siehe oben ;P

Ein guter Lektor weiß, wie er das Geschriebene „seines“ Autors kritisiert, ohne ihn zu demotivieren.

11. Womit kann man einen Lektor glücklich machen?
Gute Frage. Mit vielem, aber vor allem mit einem gutem Text. Also, wo man nicht am Anfang denkt: „Ohje“. Das hatte ich bisher noch nicht, aber ich weiß, dass es das gibt. Dann natürlich eine klare Struktur im Text und keine Sätze, wo man dreitausend mal lesen muss. Selbiges wie davor, klar, ich lese manchmal manche Sätze mehrfach, aber es ist nicht so schlimm, dass ich mir den Kopf kratzen muss und denke, dass der Autor den Humanistischen Brief Heideggers nachmachen will. Wer das jemals lesen musste, weiß, was ich meine. Wer es nicht gelesen hat, tu es dir nicht an, außer es ist notwendig. Achja, und das ein oder andere Lob ist immer willkommen, man ist ja auch nur ein Mensch.
Ich finde, dass Du ein ganz wunderbarer Lektor bist! 🙂
Man dankt ;P

12. Stell Dir vor, wir würden nicht 2019, sondern 1969 leben. Würdest Du dann dennoch lektorieren wollen?
Hmm, an sich ja, die Frage wäre natürlich, was das für Texte wären. UND, was sonst noch passieren würde, wo ich stehen würde und und und. Aber prinzipiell würde ich es natürlich nicht ablehnen.

Lesen wirkt sich positiv auf die Rechtschreibung aus.

Aber Dir ist schon klar, dass wir das dann postalisch machen müssten? Oder oder per Telefon (kennst Du überhaupt noch Telefonzellen? 😀 )? Oder – so habe ich gehört – indem wir uns zusammen ein Wochenende lang irgendwo in einem Hotel treffen? Oh, und mit Schreibmaschine und so?
Ja, aber da würde sich es eher anbieten alles zu lektorieren und nicht nur kapitelweise. Ja, ich kenn noch die guten, alten Telefonzellen. Ich finde, dass das auch wieder etwas hat. Natürlich ist es einfacher via Whatsapp und Email zu kommunizieren, aber es wäre einfach ein anderes Format dann und vielleicht auch ganz lustig so. Vor allem hat man die Vorfreude zu erfahren, wie dann der Autor auf die Kommentare/Korrekturen reagiert noch mehr.

13. Gibt es einen „Lektorenstolz“?
Wenn es einen Autorenstolz gibt, dann definitiv ja. Man ist zwar nicht geistiger Eigentümer der Geschichte, aber, wenn man die Geschichte mag, und darauf stolz ist, dass es veröffentlicht wurde und es gut ankam, dann definitiv ja. Denn man hat mitgearbeitet um den Text, den der Autor veröffentlicht hat, zu dem zu machen, was er dann ist.
Bei Lektorieren selber auch, denn wenn man eine Stelle hat, wo man ewig diskutiert und beide Seiten etwas störrisch sind mit guten Argumenten in der Diskussion und man findet dann eine Lösung, mit der beide zufrieden sind. Das erfüllt einen schon mit Stolz. Und mit Erleichterung ;P

Das rechts ist ein Ingwer. ^^

14. Hast Du Dich schon mental für den Tag gewappnet, an dem Du in einer Printausgabe ein Fehlerchen entdeckst, das Dir durchgeflutscht ist?
Ja, ich werde mir denken: Ach Mist! Aber genauso werde ich denken, dass das ganz normal ist, weil man ist nur ein Mensch. Und selbst wenn zwei oder mehr Personen über den Text schauen, so wird man immer irgendwo einen Fehler finden. So ging es mir vor kurzer Zeit, als ich „Warrior & Peace – Göttliches Blut“ für ein Reading von mehr als 300 Seiten auf 50 Seiten Skript gekürzt habe. Also von 380(?) auf effektiv 40. Selbst mit meinen Schauspielern und trotz nochmaliger Anpassung durch einen davon, haben wir am Ende gemerkt, dass da noch ein paar Stellen waren, die man hätte umschreiben können und Fehler hätte wegstreichen können. Zum Beispiel: Erst am vorletzten Abend ist uns aufgefallen, dass eine Aufzählung an Personen nicht gepasst hat mit der Zahl, die kurz davor gegeben wurde.

Michael mag Tiere, Theater, Pflanzen und Bücher. Kein Wunder, dass wir uns verstehen.

15. 14. Was möchtest Du noch erzählen, wonach ich sträflicher Weise nicht gefragt habe?
Was du vergessen hast: Wie ich zu dem generischen Femininum in „Die Tote in der Tränenburg“ stehe oder generell meine Haltung zu der „weiblichen Form“ im Text. (Kurze Anmerkung hierzu: immer, wenn eine allgemein Aussage getroffen oder ein Plural benutzt wird, habe ich die weibliche Variante gewählt, also z.B. „Das geht keine etwas an“ oder „Das Heim fünf Angestelltinnen“.)
Tatsächlich finde ich es cool. Natürlich bedeutet es auch sehr viel Arbeit und genauso viel Investition an Zeit, aber es ist ein interessantes Gedankenexperiment (also das Setting und dadurch die Sprache). Da kommt ein bisschen der Linguist in mir durch, wenn ich dann auch etwas ändere oder anpasse: Z.B. „jung“ zu streichen, weil es vom Jungen kommt (also die Vorstufe zum Mann). Und es lässt einen selber darüber nachdenken, wie viel in unserer Sprache eigentlich generisch männlich ist. Was ich nicht schlimm finde, denn ich bin eher ein Vertreter des männlichen Generischen, vor allem *, Innen, oder meiner Meinung nach besonders schlimm, -nde(r)“ (Lehrender z.B.). Auch finde ich, muss man nicht immer das lesen, was man kennt und wie man selbst ist. Ich hatte da neulich eine Debatte via Twitter, ob man das eher lesen will, was einen selbst widerspiegelt. Das verneine ich nämlich, es ist auch schön so etwas zu lesen, aber genauso möchte ich über Frauen lesen, die was weiß ich was tun. Wichtiger finde ich, dass es gut lesbar ist und dass es interessant ist. Im besten Fall kann man sich mit dem Protagonisten identifizieren. Aber auch das muss meiner Meinung nicht sein. Dabei belasse ich es auch, weil das ist eine riesige Debatte.
Diesen Satz „Was ich nicht schlimm finde, ich bin eher ein Vertreter des männlichen Generischen vor allen *, Innen, oder meiner Meinung nach besonders schlimm, -nde(r)“ (Lehrender z.B.).“ verstehe ich nicht: Bist Du jetzt dafür oder dagegen? 😀
Für das generische Maskulinum mit natürlich einer Genderisierung, wenn konkret jemand angesprochen wird. Das bevorzuge ich (in der normalen Sprache) vor dem *, und so weiter. Sprache muss auch aussprechbar sein, deswegen finde ich das mit dem * z.B., auch wenn die Idee gut ist an sich, etwas schwierig.
Alles klar. Ich danke Dir für das Interview, lieber Michael, und für diese interessanten Einblicke in das Leben eines Lektors.
Und noch einmal vielen Dank für Deine tolle Arbeit!

15 hoffentlich nicht quälende Fragen an Lektor Michael Krumm, Teil 1/2

Er ist jung, intelligent und hat mich eine Weile am Hals: Michael Krumm lektoriert live und manchmal auch in Farbe meinen Fantasy-Krimi „Die Tote in der Tränenburg“ für den Verlag „ALEA LIBRIS“. Dabei korrigiert er nicht nur meine Rechtschreibfehler, sondern kümmert sich auch um Logik, Spannung, Aufbau … um alles. Grund genug, ihm mal ein paar Löcher in den Bauch zu fragen. 🙂

Hier ist Teil 1 des Interviews, Teil 2 folgt in Kürze:

1. Hallo Michael! Stell Dich bitte kurz vor: wer bist Du, was machst Du usw.

Mein aktueller Lektor. Der es definitiv nicht immer leicht mit mir hat.


Also, ich bin Michael Krumm, bin Lehramtsstudent in Tübingen für Englisch und Ethik. Dementsprechend kann sich jetzt jede Person denken, was sie mag. Ich möchte den Beruf ausführen, denn er macht mir Spaß trotz aller Widrigkeiten. ;P Neben dem Studium, dem Lektorieren, bin ich vor allem im Theater aktiv. Das heißt konkret: Ich agiere selber als Schauspieler, bin aber auch im Hintergrund aktiv als Master of Props, generell baue ich ab und zu Requisiten (von kleinen Sachen wie Sanduhren, zu LARP-Sensen, zu Türen [ein paar Sachen davon kann man auf Instagram @michaelkilo2 sehen]), organisiere Kostüme. Ich mache aber auch oft Make-Up-Designs und technische Sachen, wie Licht hängen und das Ausleuchten während einer Aufführung. Außerdem und führe ich noch Regie. Das letztere primär bei den Ghostreaders, eine Dramatic-Reading-Gruppe in dem Brechtbau-Theater in Tübingen (https://danielakuester.github.io/TheGhostreaders/, bzw. über Twitter, Facebook, Instagram: @theghostreaders). Wir führen da Dramatic Readings auf, meistens sind das dann Novellen und Kurzgeschichten von Autoren, angefangen hat es mit „Das Einhorn, der Zombie und ich“ von Michaela Harich. Sicher wird sich jetzt die ein oder andere Person fragen, was das heißt: Wir lesen die Texte vor mit unterschiedlichen Rollenverteilungen, unterschiedlichen Stimmen, Requisiten und Kostümen (Beispiele dafür kann man auf Instagram sehen ;P). Wir spielen auf Deutsch und auf Englisch, bspw. Hatten wir im Dezember 2018 „Christmas Stories by Charles Dickens“ auf Englisch. Dieses Jahr wird es wieder so etwas geben: Criminal Christmas (Geschichten mit Holmes, evtl. eine von Agatha Christie und weitere)., aber auch im nächsten Semester bei den Provisional Players– eine weitereTheatergruppe im Brechtbau-Theater, bei der ich angefangen habe. Die Provis findet man auch auf Twitter, Instagram, und Facebook: @provisionalplayers. Gespielt wird dort rein englisches Theater, von Shakespeare bis modernen Stücken wie „Black Comedy“. Im Wintersemester 2019/2020 werde ich zum Beispiel „Twelfth Night/What you will“ des guten Shakespeares aufführen.

2. Wie wird man Lektor bei „ALEA LIBRIS“?
Haha, ganz einfach: Ich kenne Michaela Harich persönlich aus dem Studium. Dadurch, dass ich mich durch unser gemeinsames Hobby, das Spielen, sehr gut mit ihr verstehe und sie mittlerweile eine meiner Wahlschwestern ist, ist der Kontakt natürlich sehr konstant. Und da kam sie irgendwann auf mich zu, ob ich nicht vielleicht lektorieren möchte, denn sie weiß, dass ich ein kleiner Grammatikverfechter bin. Naja, da sie ihren eigenen Verlag hat, den Alea Libris-Verlag, bin ich nun dort gelandet.

3. Verrätst Du, wie viel Du verdienst?
Sehr ambige Frage. Generell bin ich jetzt kein Mensch, der so etwas verschweigt, aber in diesem Fall schweige ich ;P Grund: Ich bin mir selber nicht 100% sicher, und bin zu faul nachzuschlagen.
War ja klar. ^^

4. „Die Tote in der Tränenburg“ ist das erste Buch, das Du lektorierst. Ist es so, wie Du erwartet hast? Besser? Schlechter?
Da ich erst einmal an jeden Auftrag mit einer eher neutralen Haltung herangehe, ist es besser als erwartet. Ich lass mich immer überraschen und bin definitiv zufrieden mit dem, was ich da zu lesen bekomme. Es macht jedes Mal Spaß ein neues Kapitel kennenzulernen und dann danachüber den Text zu gehen, zum Lektorieren.

Macht ganz schön viel Theater, dieser Mann …

5. Mal ehrlich: Wie oft musst Du Rechtschreiberegeln nachschlagen?
Tatsächlich nicht so oft, in den meisten Fällen weiß ich es aus dem Kopf. Was tatsächlich nicht in meinen Kopf will, und was ich immer nachschlage, ist die wörtliche Rede, zumindest am Anfang. Mittlerweile mache ich es nur um sicherzugehen. Nur bei mir nicht geläufigen Wendungen schlage ich definitiv nach. Oder, wenn ich so lange vor einem Satz hocke, dass ich mir selber nicht mehr sicher bin. ;P

6. Was möchtest Du werden, wenn Du groß bist? 😉
Lehrer, ich mein darauf studiere ich ja. Mein absoluter Traum ist es zwar zu schauspielern, aber ich finde, dass das eher mein Hobby sein sollte.
Also wirst Du später mal an Deiner Schule eine Theater-AG betreuen?
Ich würde es definitiv machen, aber würde auch weiter, wenn möglich in Tübingen, Theater spielen. Aber für die Theater-AG würde ich vorher noch so etwas wie Theaterpädagogik zumindest als Seminar machen.

7. Hat man als Lektor erst mal Angst, bevor man „seinen“ Autor kennenlernt?
Angst nicht, ich würde eher sagen Respekt. Denn da traut sich jemand etwas zu schreiben, in dem die Person auch teilweise von sich etwas preisgibt. Tatsächlich bin ich eher neugierig, wer hinter diesen Texten steht. Die einzige Angst, in dem eigentlichen Sinne, hatte ich, dass man sich nicht versteht, denn das ist durchaus hinderlich.
Stimmt. Aber Respekt? Mist, wenn ich das geahnt hätte. 😀
Tja, da siehste mal ;P

8. Schreibst Du auch selbst?
Nicht öffentlich, ich hatte in meiner Jugend Gedichte geschrieben und einmal etwas angefangen zu schreiben, aber da bin ich schon lange nicht mehr hinterher, auch wenn die Idee immer noch im Kopf herumschwirrt.
Wie ist das denn bei Deiner Theatertruppe: Es würde sich ja anbieten, da mal etwas für zu schreiben, vielleicht eine kleine Szene für den Anfang …?
Das ist eine Idee, aber primär sind die Ghostreaders für den Spaß an der Freude da und um anderen neue Lektüre näher zu bringen. Auf Deutsch und auf Englisch natürlich. ;P

Zwei Monitore und ein Groot: So arbeitet es sich anscheinend recht effektiv.

9. Durftest Du Dir dieses Buch aussuchen? Falls ja: Warum hast Du dieses gewählt? Falls nein: Bist Du zufrieden?
Aussuchen nicht direkt, mir wurde der Auftrag gegeben mit der Frage, ob ich es lektorieren möchte. Also aussuchen im Sinne von Ja/Nein, aber nicht aus einer Auswahl von Aufträgen. Ich bin definitiv zufrieden. Es wäre auch etwas, was ich so lesen würde, dementsprechend macht es natürlich Spaß es zu lesen. Und menschlich passt es ja auch, meiner Meinung nach, das hilft extremst.
Menschlich muss es halbwegs passen, das stimmt. Was aber würdest Du tun, wenn Du ein Buch lektorieren solltest, das Du total schrecklich findest?
Es würde natürlich etwas die Begeisterung stutzen, aber ich würde es trotzdem durchgehen und schauen, dass ich es soweit hinbekomme, dass es wesentlich besser lesbar ist oder weniger problematisch. Wichtig ist natürlich, dass am Ende der Leser und der Autor glücklich sind. Und darum geht es mir primär. Und eventuell kann man dadurch das Buch ja retten, wenn die Idee gut ist.

 

Teil 2 des Interviews: *KLICK*

Live-Buch

Derzeit schreibe ich ein Buch. OK, soll vorkommen bei Schriftstellerinnen. Das Coole aber ist, dass dieses Buch, noch während ich es schreibe, veröffentlicht wird. Und das geht so:

„Die Tote in der Tränenburg“ – so heißt mein neues Schätzchen. Klingt nach Krimi, ist es auch. Aber anders, ganz anders.

Das Erdgeschoss des Waisenhauses. Nach dieser Zeichnung würde ich kein Haus bauen, aber es reicht, um immer zu wissen, wer wann wie woher wohin gegangen ist oder gegangen sein könnte.

LeserInnen meiner Hexenherzbücher bekommen sicher gerade Herzklopfen und erwischen sich bei einem vorsichtigen Gedanken: „Könnte es sein, dass …?“
Ja, könnte es und tut es: „Die Tote in der Tränenburg“ spielt in genau der selben alternativen Gegenwart, in der fast jeder weibliche Mensch über Magie verfügt und Männer das schöne Geschlecht sind! In dieses Setting habe ich einen Krimi gepackt. Einen richtig schönen, klassischen Krimi: ein Verbrechen, ein überschaubarer, abgeriegelter Tatort, eine Reihe von potentiellen Täterinnen. Oder Tätern?

Ich wollte immer schon einen Krimi schreiben. Tatsächlich ist es Zufall, dass meine ersten Bücher Fantasyromane geworden sind – jetzt ist es so weit!

Übrigens spielt der Krimi in meiner Heimat und ist somit auch eine Hommage an den Ort, an dem ich aufgewachsen bin und der mir so verflixt viel gegeben hat.
Die Mordermittlerin Magret Beatesdother wiederum ist nach einer ganz lieben Person benannt, die mich immer wieder zum Lachen bringt.

Der Plot stand schon lange, als ich die Ausschreibung des jungen Verlages ALEA LIBRIS las: Gesucht wurden AutorenInnen, die einen fortlaufenden Roman schreiben. Der soll als kostenpflichtiger und exklusiver Content auf das Verlagsblog gestellt werden und nach Fertigstellung ganz normal als eBook und Print zu haben sein.

Und das Obergeschoss: Privaträume der Heimleiterin und zweier Angestelltinnen sowie das Büro der Stellvertreterin links, die Schlafräume der Jungen, ein Aufsichtszimmer und ein großes Badezimmer rechts

Ich überlegte: Plot habe ich schon. Und dann? Ein Kapitel pro Woche? Klingt … lässig! Mal was ganz anderes, als der sonstige Schreibstress, dabei aber deutlich strukturierter. Geniale Idee eigentlich. Habe ich da Lust zu? Und wie!

Ich arbeitete einen Wochen- bzw. Kapitelplan aus und bewarb mich ansonsten ganz normal per Exposé und Leseprobe. Und lernte schon bald die Verlagsgründerin Michaela Harich kennen, die zudem selbst Schriftstellerin ist. Der Vertrag war schnell unterschrieben und dann ging es auch schon los.

Wir wollten gern mit etwas Vorlauf arbeiten, man weiß ja nie, wann einen mal die jährliche Grippe erwischt … Also schrieb ich fleißig und schickte alles an meinen wunderbaren Lektor Michael Krumm. Und der schickte mir die Kapitel mit Anmerkungen und Änderungsvorschlägen zurück. Die ich dann wiederum kommentierte und änderte. Die er dann wiederum … Und so weiter, und so fort.

Bisher kannte ich nur zwei Arten eines Lektorates: Für Bücher und für Kurzgeschichten.
Lektorate für Bücher laufen über mehrere Runden und sind anstrengend, auch wenn nur Kleinigkeiten verändert werden müssen (eigentlich müsste ich hier zwischen dem „Korrektorat“ und dem „Lektorat“ trennen. Das Korrektorat ist für Rechtschreibung und Grammatik zuständig, das Lektorat für Spannung, Aufbau, Inhalt, Logik, Charakterentwicklung usw., usf. Manche Verlage arbeiten diese beiden Dinge in verschiedenen Arbeitsschritten ab, andere wieder machen beides gleichzeitig. Wenn ich von „Lektorat“ spreche, meine ich immer die Kombination aus beidem). Das ergibt sich schlicht aus der Summe der Seiten, wie ich in „Was sein muss, muss sein“ ja bereits erklärt habe.

Kommunikation ist alles: Lektor Michael Krumm und ich im konstruktiven Disput.

Lektorate für Kurzgeschichten (Länge, nicht Gattung) ist auf eine andere Art aufwendig: hier zählt jedes Wort. Denn je kürzer ein Text ist, desto mehr Gewicht liegt auf jedem einzelnen. Logischer Weise.
Eine Formulierung, die nicht ganz glatt ist, mag auf 350 Seiten nicht auffallen; bei einem Fünfzeiler wäre sie katastrophal.
Eine Kurzgeschichte wird also ganz anders wahrgenommen und bearbeitet.

Interessanter Weise haben mein Lektor und ich jetzt dadurch, dass ich das Buch „live“ schreibe, die Situation, dass wir beide die Kapitel so unter die Lupe nehmen, als wären es Kurzgeschichten. Ganz schön aufwendig, auf diese Art ein ganzes Buch durcharbeiten. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das jetzt für (nicht-)Schreiber oder (-)Lektoren gut erklärt habe, aber ich schätze es läuft auf Folgendes hinaus: wir machen uns noch mehr Arbeit damit als „normal“.

Wieder einmal habe ich übrigens das große Glück, mit meinem Lektor gut klar zu kommen. Überhaupt hatte ich bisher nur mit Menschen zu tun, die sehr nett waren und mit denen es sich gut kommunizieren lässt. Da macht auch mal eine tagelange Debatte um ein einziges Wort Spaß.
KollegenInnen von mir, die sich mit Korrektur- oder Lektoratsarbeiten was dazuverdienen, haben nicht immer so viel Glück, da kenne ich Geschichten … Von daher bin ich übrigens sehr gespannt, was mein lieber Herr Lektor im Interview alles erzählen wird; ich werde ihn mir nämlich die Tage schnappen und zur Beantwortung einiger Fragen überreden. Muss ja nicht sein, dass immer nur wir SchriftstellerInnen allein an der Front stehen, oder?

So sah zwischenzeitig unsere Wohnzimmertür aus: Zeitpläne und Gebäudeskizzen. Ohne wäre ich verloren.

Auf jeden Fall macht mir die Arbeit mit ALEA LIBRIS wahnsinnig viel Spaß! Für diejenigen unter Euch, die auf diese Art auch gerne mal arbeiten würden:
https://www.alea-libris.de/ausschreibungen/exklusiver-autor-f%C3%BCr-blog/

Ein bisschen schimpfen muss ich bei dieser Gelegenheit auch noch: Der Krimiplot hat sich als unerwartet kompliziert herausgestellt, ich hatte (und habe) stellenweise regelrechte Knoten im Gehirn! Da helfen nur Skizzen, Pläne und noch mehr Skizzen!

Und nun?

Nun ist der Prolog zu „Die Tote in der Tränenburg“ seit gestern online. Ihr findet ihn kostenlos auf dem ALEA LIBRIS-Verlagsblog, und zwar hier: http://alealibris.de/?p=996

Die Tage folgen weitere Kapitel. Auf dem Blog findet Ihr außerdem weitere Bücher, in die Ihr für 0,99 Euro pro Kapitel reinschnuppern könnt. Man kann auch ein Monatsabo abschließen oder einen Monatspass erwerben; Näheres dazu findet Ihr auf dem Blog unter https://www.alea-libris.de/verlagsblog/
Alle Menschen mit Geduld können auch bis zum 16. Oktober warten. Dann erscheint „Die Tote in der Tränenburg“ nämlich als eBook und Print, beides ist bereits jetzt vorbestellbar.
http://alealibris.de/?product=die-tote-auf-der-traenenburg-monika-loerchner
Das Print sogar im coolen Bundle mit einem Notizbuch:
http://alealibris.de/?product=bundle-die-tote-auf-der-traenenburg

Ich freue mich sehr, dass die wunderbare Carmen von „Carmens Bücherfreunde“ das Buch am 24.07. auf ihrer Seite ausführlich vorstellen wird; und natürlich hat sie mich dazu mit vielen Fragen gelöchert …

Und jetzt verrate ich natürlich noch, worum es in diesem außergewöhnlichen Fantasy-Krimi geht:

 

DIE TRÄNENBURG –
HIER LANDEN DIE UNGEWOLLTEN SÖHNE
DES GOLDENEN REICHES

Denn wo Hexen regieren und das magielose
männliche Geschlecht nicht viel zählt, werden
viele Jungen von ihren Müttern verstoßen.

Als ausgerechnet in dem Jungenheim mit dem
makabren Beinamen eine Hexe ermordet wird,
stößt Spezialgardistin Magret Beatesdother auf
dunkle Geheimnisse, menschliche Abgründe
und einen unfassbaren Verrat.

 

Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen!