Er ist jung, intelligent und hat mich eine Weile am Hals: Michael Krumm lektoriert live und manchmal auch in Farbe meinen Fantasy-Krimi „Die Tote in der Tränenburg“ für den Verlag „ALEA LIBRIS“. Dabei korrigiert er nicht nur meine Rechtschreibfehler, sondern kümmert sich auch um Logik, Spannung, Aufbau … um alles. Grund genug, ihm mal ein paar Löcher in den Bauch zu fragen. 🙂

Hier ist Teil 1 des Interviews, Teil 2 folgt in Kürze:

1. Hallo Michael! Stell Dich bitte kurz vor: wer bist Du, was machst Du usw.

Mein aktueller Lektor. Der es definitiv nicht immer leicht mit mir hat.


Also, ich bin Michael Krumm, bin Lehramtsstudent in Tübingen für Englisch und Ethik. Dementsprechend kann sich jetzt jede Person denken, was sie mag. Ich möchte den Beruf ausführen, denn er macht mir Spaß trotz aller Widrigkeiten. ;P Neben dem Studium, dem Lektorieren, bin ich vor allem im Theater aktiv. Das heißt konkret: Ich agiere selber als Schauspieler, bin aber auch im Hintergrund aktiv als Master of Props, generell baue ich ab und zu Requisiten (von kleinen Sachen wie Sanduhren, zu LARP-Sensen, zu Türen [ein paar Sachen davon kann man auf Instagram @michaelkilo2 sehen]), organisiere Kostüme. Ich mache aber auch oft Make-Up-Designs und technische Sachen, wie Licht hängen und das Ausleuchten während einer Aufführung. Außerdem und führe ich noch Regie. Das letztere primär bei den Ghostreaders, eine Dramatic-Reading-Gruppe in dem Brechtbau-Theater in Tübingen (https://danielakuester.github.io/TheGhostreaders/, bzw. über Twitter, Facebook, Instagram: @theghostreaders). Wir führen da Dramatic Readings auf, meistens sind das dann Novellen und Kurzgeschichten von Autoren, angefangen hat es mit „Das Einhorn, der Zombie und ich“ von Michaela Harich. Sicher wird sich jetzt die ein oder andere Person fragen, was das heißt: Wir lesen die Texte vor mit unterschiedlichen Rollenverteilungen, unterschiedlichen Stimmen, Requisiten und Kostümen (Beispiele dafür kann man auf Instagram sehen ;P). Wir spielen auf Deutsch und auf Englisch, bspw. Hatten wir im Dezember 2018 „Christmas Stories by Charles Dickens“ auf Englisch. Dieses Jahr wird es wieder so etwas geben: Criminal Christmas (Geschichten mit Holmes, evtl. eine von Agatha Christie und weitere)., aber auch im nächsten Semester bei den Provisional Players– eine weitereTheatergruppe im Brechtbau-Theater, bei der ich angefangen habe. Die Provis findet man auch auf Twitter, Instagram, und Facebook: @provisionalplayers. Gespielt wird dort rein englisches Theater, von Shakespeare bis modernen Stücken wie „Black Comedy“. Im Wintersemester 2019/2020 werde ich zum Beispiel „Twelfth Night/What you will“ des guten Shakespeares aufführen.

2. Wie wird man Lektor bei „ALEA LIBRIS“?
Haha, ganz einfach: Ich kenne Michaela Harich persönlich aus dem Studium. Dadurch, dass ich mich durch unser gemeinsames Hobby, das Spielen, sehr gut mit ihr verstehe und sie mittlerweile eine meiner Wahlschwestern ist, ist der Kontakt natürlich sehr konstant. Und da kam sie irgendwann auf mich zu, ob ich nicht vielleicht lektorieren möchte, denn sie weiß, dass ich ein kleiner Grammatikverfechter bin. Naja, da sie ihren eigenen Verlag hat, den Alea Libris-Verlag, bin ich nun dort gelandet.

3. Verrätst Du, wie viel Du verdienst?
Sehr ambige Frage. Generell bin ich jetzt kein Mensch, der so etwas verschweigt, aber in diesem Fall schweige ich ;P Grund: Ich bin mir selber nicht 100% sicher, und bin zu faul nachzuschlagen.
War ja klar. ^^

4. „Die Tote in der Tränenburg“ ist das erste Buch, das Du lektorierst. Ist es so, wie Du erwartet hast? Besser? Schlechter?
Da ich erst einmal an jeden Auftrag mit einer eher neutralen Haltung herangehe, ist es besser als erwartet. Ich lass mich immer überraschen und bin definitiv zufrieden mit dem, was ich da zu lesen bekomme. Es macht jedes Mal Spaß ein neues Kapitel kennenzulernen und dann danachüber den Text zu gehen, zum Lektorieren.

Macht ganz schön viel Theater, dieser Mann …

5. Mal ehrlich: Wie oft musst Du Rechtschreiberegeln nachschlagen?
Tatsächlich nicht so oft, in den meisten Fällen weiß ich es aus dem Kopf. Was tatsächlich nicht in meinen Kopf will, und was ich immer nachschlage, ist die wörtliche Rede, zumindest am Anfang. Mittlerweile mache ich es nur um sicherzugehen. Nur bei mir nicht geläufigen Wendungen schlage ich definitiv nach. Oder, wenn ich so lange vor einem Satz hocke, dass ich mir selber nicht mehr sicher bin. ;P

6. Was möchtest Du werden, wenn Du groß bist? 😉
Lehrer, ich mein darauf studiere ich ja. Mein absoluter Traum ist es zwar zu schauspielern, aber ich finde, dass das eher mein Hobby sein sollte.
Also wirst Du später mal an Deiner Schule eine Theater-AG betreuen?
Ich würde es definitiv machen, aber würde auch weiter, wenn möglich in Tübingen, Theater spielen. Aber für die Theater-AG würde ich vorher noch so etwas wie Theaterpädagogik zumindest als Seminar machen.

7. Hat man als Lektor erst mal Angst, bevor man „seinen“ Autor kennenlernt?
Angst nicht, ich würde eher sagen Respekt. Denn da traut sich jemand etwas zu schreiben, in dem die Person auch teilweise von sich etwas preisgibt. Tatsächlich bin ich eher neugierig, wer hinter diesen Texten steht. Die einzige Angst, in dem eigentlichen Sinne, hatte ich, dass man sich nicht versteht, denn das ist durchaus hinderlich.
Stimmt. Aber Respekt? Mist, wenn ich das geahnt hätte. 😀
Tja, da siehste mal ;P

8. Schreibst Du auch selbst?
Nicht öffentlich, ich hatte in meiner Jugend Gedichte geschrieben und einmal etwas angefangen zu schreiben, aber da bin ich schon lange nicht mehr hinterher, auch wenn die Idee immer noch im Kopf herumschwirrt.
Wie ist das denn bei Deiner Theatertruppe: Es würde sich ja anbieten, da mal etwas für zu schreiben, vielleicht eine kleine Szene für den Anfang …?
Das ist eine Idee, aber primär sind die Ghostreaders für den Spaß an der Freude da und um anderen neue Lektüre näher zu bringen. Auf Deutsch und auf Englisch natürlich. ;P

Zwei Monitore und ein Groot: So arbeitet es sich anscheinend recht effektiv.

9. Durftest Du Dir dieses Buch aussuchen? Falls ja: Warum hast Du dieses gewählt? Falls nein: Bist Du zufrieden?
Aussuchen nicht direkt, mir wurde der Auftrag gegeben mit der Frage, ob ich es lektorieren möchte. Also aussuchen im Sinne von Ja/Nein, aber nicht aus einer Auswahl von Aufträgen. Ich bin definitiv zufrieden. Es wäre auch etwas, was ich so lesen würde, dementsprechend macht es natürlich Spaß es zu lesen. Und menschlich passt es ja auch, meiner Meinung nach, das hilft extremst.
Menschlich muss es halbwegs passen, das stimmt. Was aber würdest Du tun, wenn Du ein Buch lektorieren solltest, das Du total schrecklich findest?
Es würde natürlich etwas die Begeisterung stutzen, aber ich würde es trotzdem durchgehen und schauen, dass ich es soweit hinbekomme, dass es wesentlich besser lesbar ist oder weniger problematisch. Wichtig ist natürlich, dass am Ende der Leser und der Autor glücklich sind. Und darum geht es mir primär. Und eventuell kann man dadurch das Buch ja retten, wenn die Idee gut ist.

 

Teil 2 des Interviews: *KLICK*