Recherchen sind für einen Roman fast unabdingbar, denn: Die Fakten müssen stimmen!

Zu meinem großen Ärger nehmen es aber längst nicht alle Autoren mit den Fakten so genau. Da werden Erfindungen zu einer Zeit genutzt, zu der es sie noch gar nicht gegeben hat, wundersame Medikamente verabreicht, mit deren Erfindung man sofort Millionär werden würde, da werden Menschen im frühen Mittelalter völlig neuzeitliche Ansichten verpasst und Leichen bluten endlos weiter.

Kleine Fehler passieren schonmal, sicher, aber solch grobe Schnitzer empfinde ich als Frechheit dem Leser gegenüber. Manchmal muss man sich als Autor die Dinge ein wenig zurechtbiegen, ja, aber man sollte schon seinen Hausaufgaben machen.

Auch in der Fantasy. Zwar ist ein Fantasy-Roman reine Fiktion, dennoch muss man sich an Regeln halten und kann nicht tun, was man möchte. Darauf werde ich in einem gesonderten Beitrag noch eingehen.

Die erste Stelle, an der ich bei „Hexenherz – Eisiger Zorn“ ins Trudeln kam, war … Nein, keine Sorge: hier wird noch nichts „gespoilert“. Was ich verraten kann ist, dass es darum ging, wie man sich ernährt, wenn man längere Zeit im Wald unterwegs ist.
Heimische Sträucher und Büsche sind so gar nicht meine Stärke. Mir fielen Pilze ein – wobei ich einen essbaren nicht von einem giftigen unterschieden könnte – Nüsse, Brombeeren und Bucheckern. Aber sonst?
Also recherchierte ich. Zuallererst „einigte“ ich mich, meine Geschichte im Herbst beginnen zu lassen, da musste ich mich logischer Weise nach den Pilzen, Beeren und Nüssen und deren Reife richten. Im Frühling, so fürchte ich, wäre Helena im Wald verhungert …
Meine Recherchen bezüglich essbarer, wilder Pflanzen, Beeren und Wurzeln waren sehr interessant. Manches kannte ich noch von früher, wenn meine Oma Konfitüre oder Saft einkochte (etwa aus Schlehen), manches war mir völlig neu.
Auf jeden Fall haben sich meine Chancen, im Wald zu überleben deutlich gesteigert,  😀
Hier ein sehr interessanter Artikel dazu: *LINK*

Nie war es so einfach, Recherchen auszuführen wie heute. Natürlich ist nicht alles wahr, nur weil es im Internet steht, man sollte stets verschiedene Quellen mit bedacht auswählen und miteinander vergleichen. Eine gewissenhafte Recherche ist unabdingbar. Ungesundes Halbwissen kann im schlimmsten Fall echten Schaden anrichten, im besten Fall rollen sich nur den Fachleuten wie Historikern, Biologen, Bäckern etc. die Zehennägel hoch.

Hier mal die Liste der Themen, die ich für „Hexenherz – Eisiger Zorn“ recherchiert habe:

  • Essbare einheimische Wildpflanzen, -Wurzeln, -Beeren und -Nüsse (Man trifft erstaunlich oft auf Survivallisten, für die der Weltuntergang in naher Zukunft schon beschlossene Sache ist.)
  • Heimische Tierarten (Von denen einige leider ganz oder fast ausgerottet sind.)
  • Krankheiten im Mittelalter und heute (Welch Glück, in heutiger Zeit zu leben!)
  • Geschichte des Walfangs in Deutschland, Skandinavien und Großbritannien (Gut, dass ich „Moby Dick“ gesehen habe, sonst könnte ich mir das nicht bildlich vorstellen; welch unfassbare Unternehmungen der Mensch doch veranstaltet!)
  • Walindustrie (Gibt es leider noch immer.)
  • Geschichte und Entwicklung von Waffen (Ein faszinierendes Thema, vor Allem, wenn man die Entwicklung der verschiedenen Völker miteinander vergleicht!)
  • Funktionsweise der Armbrust (Gut, dass es Internetforen gibt!)
  • Spezielle Geschichte und Technik von Feuerwaffen (Die USA und Deutschland sind ganz Vorne mit dabei.)
  • Ein bisschen chinesische, irische, spanische und italienische Sprache
  • Allgemein indogermanische Sprachen, vor allem die baltischen und slawischen Sprachen, hier vor allem die polnische Sprache
  • Skandinavische und (groß-)britische Geographie
  • Eine unüberschaubare Anzahl europäische Sagen und Mythen (Sehr interessant!)
  • Geschichte, Geographie und Entwicklung zahlreicher deutscher Städte und Herrschaftsbereiche mit besonderem Schwerpunkt auf „Annaburg“.
  • Allgemeine europäische Geschichte ab Mittelalter mit den Schwerpunkten Hexenverfolgung, Pest, alltägliches Leben, Soldatentum und Politik (Uff. Das hat seeeeehr lange gedauert.)
  • Geschichte der sogenanten Türkenkriege (Erinnerte mich stark an vergangene Schulzeiten. Bei solchen Themen kann man auch nichts abkürzen, da muss man einfach durch und lesen, lesen, lesen.)
  • Geschichte der christlich-römischen Kirche ab Spätmittelalter (Ein hochinteressantes Thema, in dem ich schon durch mein Studium etwas bewandert war.)
  • Grenzen Europas und Vorderasiens im Laufe der Jahrhunderte (Hier mal als kleinen Vorgeschmack ein nettes Video (unter 2 min): *LINK*)
  • Leben und Wirken zahlreicher historischer Persönlichkeiten (Immer wieder interessante Details.)
  • Allgemeines über die Entwicklung von Gesellschaften (Spannend!)
  • „Gesetze“, Verordnungen und andere Gräuel im 3. Reich (Ein ganz scheußlicher Nachmittag.)
  • Die Geschichte und „Gesetze“ der Apartheid Südafrikas (Ebenfalls keine schöne Lektüre. )
  • Geschichte der Stellung der Frau in der Gesellschaft, der Emanzipationsbewegung, Feminismus und Maskulismus (Erstaunliches bis Fieses.)
  • Mittelalterliche Universitäten
  • Soldaten
  • Rüstungen
  • Pferderennbahnen
  • Kleidung, vor Allem aus Baumwolle
  • Backöfen
  • Hunderassen
  • Wölfe
  • Ruinen
  • Schnapsbrennerei, allgemein Alkoholika
  • Jede Menge Medizinisches und Anatomisches (Klasse, wie viele Menschen ihr Wissen einfach so zur Verfügung stellen!)
  • Diverse Adelsgeschlechter
  • Deutsche Spielkartensätze (Wer hätte gedacht, dass es so viele verschiedene gibt?)

Rekordhalter in Sachen Verhältnismäßigkeit ist dabei übrigens die „Mauerarchitektur“ unter Berücksichtigung der Fachwerkarchitektur: zweieinhalb Stunden Recherche für eine Ausbeute von einem halben Satz,  😀

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