Es ist nahezu unerlässlich, seinen eigenen Text von jemand anders nachschauen zu lassen. Erster „Ansprechpartner“ dafür ist die Taste F7, mit der man die Rechtschreibüberprüfung der gängigen Schreibprogramme aktiviert.
Leider reichen die nicht aus. Warum, erkläre ich später.
Dann sollte man seinen Text mindestens (!) einem Testleser in die Hand drücken; wird das Geschriebene hochoffiziell verlegt, kümmert der Verlag um die genaue Durchsicht des Textes (Korrektorat).
Die spannende Frage ist, warum man (Ausnahmen mag es geben) überhaupt andere benötigt, um ein Manuskript in Hinsicht auf die Rechtschreibung fehlerfrei zu gestalten? Dumm sind wir doch nicht und beherrschen unsere Muttersprache – oder nicht?
Ich erinnere mich mit Grauen und Lachen an meine Magisterarbeit. Ich fand sie recht gelungen und gab sie eigentlich eher „pro forma“ an eine Testleserin zur Durchsicht. Das Ergebnis war niederschmetternd: Fast jede Seite war mit dem Rotstift verunstaltet worden und neben zahlreichen markierten Fehlern fiel vor allem eine Anmerkung auf: „Unverständlich!“
Das ist lange her, aber ich weiß jetzt noch, wie ich damals aus allen Wolken fiel. Dieser Effekt, dass bei einem selbst „im Kopf“ alles verständlich ist, aber „da draußen“ überhaupt nicht, ist leider sehr verbreitet, dazu werde ich an anderer Stelle etwas schreiben.
Warum aber strotzte meine Magisterarbeit nur so vor Fehlern? Ich hatte ein paar Mal die Rechtschreibüberprüfung durchlaufen lassen und sie mir in Ruhe angeschaut. Zum ausdrucken zu Nachschauzwecken fehlte damals schlicht das Geld, aber – so dachte ich – bin ich ja als Abiturientin mit Deutsch-Leistungskurs durchaus in der Lage, fehlerfrei zu schreiben.
Durch die Schreiberfahrung der letzten Jahre kann ich heute ganz klar sagen, wo meine Schwachstellen sind:
1. Die Masse
Kurze Texte fehlerfrei zu schreiben, ist wesentlich einfach, als bei einem langen Text. Dabei spielt die Länge des Textes an sich keine große Rolle, es geht eher um die Länge des an einem Stück geschriebenen Textes. Je länger man am Stück schreibt, desto mehr ist man „drin“ in dem Geschehen, über das man berichtet. Das ist gut für die Geschichte, aber leider schlechter für die Rechtschreibung.
2. Die Tastatur
Ich schreibe viele Wörter an der Tastatur falsch, die ich handschriftlich richtig schreiben würde. Einfach, weil ich manchmal abrutsche („Kannst du lommen?“), aus versehen an eine andere Taste komme („Was soll ich nur machen?“m sagte er.) oder der eine Finger schneller als der andere war („Buhcstabenderher“ – „Buchstabendreher“). Ein „Klassiker“ bei mir ist auch, die Feststelltaste (Pfeil nach Oben) oder eine andere („Wir gingn.“) nicht richtig zu erwischen (heute regnete es.). Oder, dass ich die Feststelltaste einen Moment zu lange gedrückt lasse („WIr haben Hunger!“). Handschriftlich würde mir kein einziger dieser Fehler passieren (siehe Beitragsbild).
3. Die Tippgeschwindigkeit
Je schneller man etwas tut, desto größer die Wahrscheinlichkeit, Fehler zu machen, das ist ganz klar. Und ich tippe wirklich sehr schnell, 😀
4. Die Technik
Ich habe nie gelernt, nach dem 10 Finger-Modell zu tippen. Ich habe es mal begonnen, habe dann aber schnell die Lust daran verloren. Heute tippe ich meist mit 7 Fingern. Mit der richtigen Technik würde ich vielleicht seltener Fehler machen.
5. Unwissenheit
Die Frage ob „, das“ oder „, daß“ hat schon viele Schüler zur Verzweiflung gebracht. (Wenn man das „das/daß“ durch „dieses“, „welches“ oder „jenes“ ersetzen kann, wird es mit einem S geschrieben, also „Das Haus, das/welches bunt ist.“ oder „Ich nehme mir ein Fahrrad, das/jenes da!“, ansonsten mit ß, „Ich glaube, daß …“)
Außerdem hält der Irrgarten der deutschen Rechtschreibreformen mit seinen unzähligen Neuerungen und Zurücknahmen viel Tücken bereit, die … nein ich schimpfe jetzt mal nicht. Es gibt aber viele Formulierungen, bei denen ich mir nach wie vor unsicher bin, wie sie denn nun zu schreiben sind:
„Nach oben“ oder „Nach Oben“? „Zuhause“ oder „Zu Hause“? „Derselbe“ oder „Der Selbe“?
Hinzu kommen Regeln, nach denen verschiedene Schreibweisen zulässig sind; wer nicht weiß, dass mehrere Varianten erlaubt sind, sieht einen Fehler, wo keiner ist (etwa „Der Rat Suchende“, aber auch „Der Ratsuchende“).
Wer das Beitragsbild genau studiert hat, wird feststellen, dass sich in dem getippten Text nicht nur zwei Fehler verbergen, sondern drei. Oder doch nur zwei und in dem handgeschriebenen Text einer?
Fakt ist, dass ich fast meine gesamte Schullaufbahn mit der Regel „Es dürfen nie mehr als zwei gleiche Konsonanten aufeinander folgen!“ durchlaufen habe. Ergo ist für mich noch immer unterbewusst die „Kennummer“ richtig und die „Kennnummer“ falsch. 😀
Demnächst gehe ich darauf ein, wieso wir viele Fehler nicht finden.