Heute bin ich fertig.

Bei brütender Hitze habe ich zum fünften (oder sechsten?) mal „Dankeschön!“ geschrieben – und zwar an immer derselben Stelle.
Ich habe etwa 7.835 mal „Alles klar“ und 9.832 mal „OK“ geschrieben (grob geschätzt und eventuell aus dramaturgischen Gründen leicht übertrieben).
Zwischen Sonnenaufgang und Mittagssonne habe ich fünf verschiedene Versionen einer traurigen Geschichte über einen Blumenstrauß verfasst.
Ahrg.

Was war passiert?

Wie jeder, der es beruflich mit Computern zu tun hat, sichere auch ich meine Daten regelmäßig und auf verschiedene Art und Weise. Regelmäßiges, normales Speichern gehört genauso dazu wie Sicherheitskopien auf verschiedenen Medien. Etwas unregelmäßiger drucke ich auch alle Geschichten und Manuskripte aus; meines Wissens nach stürzt Papier eher selten ab …

All diese Sicherungsmaßnahmen sind nervig und ich schätze es garnicht, mich selbst immer wieder inmitten eines Schreibflusses damit unterbrechen zu müssen. Aber es muss sein: Geht mal etwas schief – und es geht IMMER irgendwann etwas schief – ist im schlimmsten Fall die Arbeit seit dem letzten Speicherstand weg. Unter Umständen also die Arbeit eines ganzen Tages.

Ich gehöre zu den Menschen, die gerne vergessen, dass es in der Natur der Dinge liegt, dass Sachen schlicht und einfach verschleißen. Denn wie mein lieber Kollege Veith neulich zum Thema Festplatten schrieb: die Frage ist ja nicht, OB eine Festplatte irgendwann den Geist aufgibt, sondern eigentlich nur WANN.

So schlau war ich also immer und habe immer schön brav abgespeichert. Beim Schreiben.

Das Problem?
Wie im letzten Beitrag erwähnte befand ich mich nun mit meinem Manuskript „Hexenherz – Glühender Hass“ in der letzten Lekotratsrunde. Auch hier habe ich regelmäßig gespeichert, wenn ich kommentiert, Änderungen akzeptiert oder selbst vorgenommen habe. Klaro.

Nach drei Powertagen, an denen ich von morgens bis tief in die Nacht vorm PC gearbeitet hatte, war ich endlich fertig und schickte die Datei ab.
Schon lange habe ich mir angewöhnt, Anhänge auch noch nach dem Absenden zu kontrollieren. Und siehe da: Der Anhang öffnete sich und entblößte eine einzige, leere Seite statt über 500 Seiten Text.
Verwirrt, aber noch nicht panisch öffnete ich die Quelldatei. WOLLTE sie öffnen. Denn dann passierte das hier:

Nach den üblichen Vorgehensweisen (noch ein paar Mal das selbe versuchen, was natürlich nicht klappt, den Computer neu starten, was auch nichts bringt und langsam panisch werden) bat ich meine lieben Freunde und Kollegen um Hilfe. Ich versuchte, die Datei über das Kontextmenü wiederherzustellen. Ich öffnete die Datei in einem anderen Schreibprogramm.
Nach einigem Hin und Her und vielen guten Ratschlägen (Danke an Euch, Ihr seid klasse!!!) musste ich mich der bitteren Wahrheit stellen: Irgendetwas war schief gelaufen und das Einzige was mir blieb, war die Datei auf dem Speicherstand von vor zwei Tagen (und das obwohl ich an dem Tag zig mal gespeichert hatte, alles weg!). Oder, um es anders auszudrücken, die Bearbeitung von 250 (!) Seiten Text waren weg.

Meine Begeisterung war grenzenlos; in Grenzen dagegen hielt sich meine Motivation, mich noch einmal an dieselbe Arbeit zu machen.

Nun wäre es ja zu einfach, wenn es sich damit gehabt hätte. Ich machte mich erneut an den Text und speicherte vorsichtshalber ständig und abwechselnd auf dem PC und einem Stick.
Nachdem ich zwischendurch Pause gemacht hatte und die geschlossene Textdatei wieder aufrufen wollte, geschah Folgendes:

Man stelle sich meine Begeisterung vor.

Im Folgenden sah mein Vorgehen so aus:
– Ein bisschen bearbeiten
– Datei unter neuem Namen auf PC speichern
– Datei unter neuem Namen auf Stick speichern
– Datei schließen
– Datei anklicken und auf das Beste hoffen
– Wenn sich die Datei öffnete, „Yes!“ sagen und weitermachen
– Wenn sich die Datei wieder nicht öffnete, „Ahrg!“ rufen, die letzte funktionierende Datei öffnen und alle neuen Bearbeitungen wiederholen

Es. War. Grauenhaft.
Noch nie in meinem Leben habe ich für 70 Seiten Lektorat so lange gebraucht.

Ich denke mal, dass ich jetzt rein punktemäßig etwas bei Frau Karma gut habe; andernfalls … nein, ein „andernfalls“ darf es nicht geben, es MUSS eine Belohnung für diese erduldeten Qualen geben!!!

Ich hoffe sehr, dass irgendjemand irgendeinen Nutzen aus diesem LeidensErfahrungsbericht zieht.
Und ich sehe jetzt zu, dass ich ein neues Schreibprogramm auf den Rechner bekomme.
Aber erstmal … mache ich Pause!