Der Fluch des zweiten Buches

Zugegeben, der Titel klingt etwas reißerisch, aber das muss auch mal sein. Tatsächlich habe ich „Der Fluch des zweiten Buches “ gegoogelt und dazu nur wenige Beiträge gefunden. Aber interessante, wie eine Rezension auf „wasliestdu.de“ (https://wasliestdu.de/rezension/der-fluch-des-zweiten-buches-nach-dem-welthit) oder den sehr interessanten Blogbeitrag einer preisgekrönten Phantastik-Autorin namens Theresa Hannig (https://theresahannig.de/2017/11/08/der-fluch-des-zweiten-teils/).

Aus diversen Gesprächen mit Kollegen und Kolleginnen weiß ich, dass dieses Thema fast jedem Schreierbling einmal begegnet. Daher schreibe ich jetzt selbst einen Beitrag dazu.

Worum geht es?

Wer das zweite Buch geschrieben hat, darf stolz auf sich sein; dennoch ist es ein bisschen so wie mit dem Kinder bekommen / Vater werden: beim ersten ist das ganze Umfeld noch völlig aus dem Häuschen, es ist einfach ein lebensveränderndes Ereignis: Danach ist nichts mehr wie zuvor, und die eigene Identität hat definitiv – mindestens – einen kräftigen Zusatzaspekt bekommen.
Beim zweiten Kind, nun, da wird sich auch von außen mitgefreut, klar, aber nun ja, man ist ja schon Eltern, hat die Transformation bereits vollzogen, und ob da jetzt noch eins kommt, oder zwei, oder drei … nun ja.

Ähnlich ist es bei Büchern, das merkt man spätestens, wenn die Verkaufszahlen von Nummer 2 zurückgehen, weil die ganzen „Ich kaufe mal das Buch, um zu schauen, ob die/der überhaupt etwas kann!“-Käufe fehlen.

Mein erster Roman: Das beste Buch, das ich je geschrieben habe!

Trotzdem – und das sage ich ganz bewusst! – ist das zweite Buch eine große Sache. Zwischen dem ersten und dem zweiten Werk liegt für eine/n Autor/in nämlich wieder eine Hürde, für Außenstehende vielleicht unsichtbar, aber deshalb nicht weniger vorhanden.
An dieser Hürde scheitern viele, sei es, weil sie feststellen mussten, dass sie mit den Schattenseiten des Autorendaseins nicht zurecht kommen, oder dass sie wirklich nur diese eine gute Idee hatten. Natürlich kann es auch zig andere Gründe geben, wieso es bei so vielen bei einem einzigen Buch bleibt. Sehr oft ist das sehr schade.

Nun aber zurück zum vollendeten zweiten Werk:
Die Begeisterung des Umfeldes ist jetzt wie gesagt einen Hauch schwächer als beim Erstwerk, die Chance, sofort voll durchzustarten und DAS Überraschungsbestsellerdebüt des Jahres zu schreiben, ist vertan und überhaupt geht es spätestens jetzt nur noch mit eiserner Disziplin weiter. Hat man am ersten Buch noch gerne ein paar Jahre rumgebastelt, ist das jetzt nicht mehr drin, heißt es, weil man dann von den Lesern/innen vergessen wird.

Nun ist es also da, das zweite Buch, der zweite Roman.

So geschah es recht schnell, dass sich Menschen zu meinem zweiten Buch äußerten. Neben Lob und Kritik fiel auch bald der Satz: „Aber ich fand das jetzt nicht so gut wie das erste Buch.“

Ahrg.

Als Schriftstellerin und Mensch war mein erster Impuls, das neue Buch zu verteidigen. Und dem Kritiker leicht empörte Fragen zu seiner Meinung zu stellen. Dann schaltete sich jedoch zum Glück mein interner Kritikfilter ein und meldete: „Absolut legitime Äußerung – kein Problem!“
Und so ist es auch

Egal, ob Einzelwerk oder Fortsetzung, und egal ob man will oder nicht, es wird von vielen Lesern/innen am Erstwerk gemessen.

Warum eigentlich?
Als Leserin ist mir das vollkommen klar: Ich habe ein tolles Buch gelesen und warte gierig auf neues Lesefutter dieses/r Autors/in. Ich habe eine bestimmte Erwartungshaltung, die nicht weniger sagt als: „Buch 1 war toll, ich kaufe Buch 2, das soll gefälligst genauso toll sein!“
Was folgt ist logischer Weise eine enttäuschte oder zufriedene Leserin.
Erst neulich las ich das neuste Buch einer Lieblingsautorin. Aus meinem Urteil „Hm. Ganz nett, aber hat mich jetzt auch nicht umgehauen“ wurde tatsächlich schnell ein „Definitiv nicht so gut wie die Vorgänger – schade!“

Natürlich gibt es zu zwei verschiedenen Büchern verschiedene Meinungen; ich habe ja nicht dass selbe nochmal geschrieben!

Was möchte man eigentlich hören?

Mein zweiter Roman: Das beste Buch, das ich je geschrieben habe!

Was wäre die Alternative, die mich als Schriftstellerin glücklich machen würde?
Jeder findet alle Bücher von mir megaklasse, klar, 😀
Aber wäre es mir tatsächlich lieber wenn jemand sagt: „Du, das Buch ist ja noch besser als das Erste!“?
Sollte man meinen, der Mensch strebt ja nun danach, sich immer weiter zu entwickeln und Fortschritte zu machen, sich zu verbessern, doch als der Tag da war, an dem ich diesen Satz zum ersten Mal hörte, wollte ich – Ihr ahnt es schon! – sofort das erste Buch verteidigen und dem Kritiker leicht empörte Fragen zu seiner Meinung stellen.

Ich liebe sie beide, das ist die schlichte Wahrheit. Müsste ich mich zwischen den beiden Büchern entscheiden, würde ich meine beiden „Babys“ behutsam auf den Arm nehmen und demjenigen, der diese Entscheiung von mir fordert, kräftig vors Schienbein treten.

Und nun mache ich mich wieder an die Arbeit. Ich schreibe derzeit nämlich – neben der ein oder anderen Kurzgeschichte zwischendurch – parallel an zwei neuen Büchern. Die auch wieder anders werden und die ich ebenso lieben werde.
Oder anders gesagt: Der Fluch des zweiten Buches kann mich mal gern haben! Und der des dritten und vierten Buches auch!

Warum einfach, wenn es auch kombiniert geht? Das große Doppel-Interview mit Gaby Albers und Carl Wilckens

Heute habe ich ein besonderes Interview für Euch, und zwar habe ich mir gleich zwei liebe Verlagskollegen geschnappt: Gabriele Albers und Carl Wilckens.
Beide haben kürzlich ihr Debüt gegeben, beide schreiben im Bereich der Phantastik, beide haben es geschafft, mich mit ihren Büchern zu begeistern. Doch trotzdem – und obwohl ich die Beiden auch privat sehr mag – habe ich es mir nicht nehmen lassen, sie ein wenig zu triezen.
Keine Sorge, sie wussten, worauf sie sich einließen …
Viel Spaß mit dem Doppel-Interview! 🙂

Liebe Gaby, lieber Carl, schön, dass Ihr hier seid!
Kennt Ihr Euch und die Bücher des jeweils anderen eigentlich schon?
Gaby: Na klar, wir haben bei der Buchmesse in Leipzig gemeinsam beim Bloggertreffen präsentiert. Seitdem steht „13“ auf meiner Wunschliste und gehört zu den Büchern, die ich unbedingt noch lesen will.
Klingt Gabys Buch nach etwas, das Du lesen würdest, Carl?
Carl: Jep. Ich liebe Dystopien und ganz besonders Revolutionen, seit ich damals zum ersten Mal Half Life² gezockt habe. Ich steige ja selbst bei jedem Furz auf die Barrikaden. Außerdem finde ich geil, dass die Geschichte in Deutschland spielt. Vielleicht ja sogar an einem Ort, den ich kenne. Hab mittlerweile oft genug Sutton Square oder 547th Avenue gelesen, ohne etwas damit anfangen zu können.

Beschreibt doch bitte kurz, worum es in Euren Büchern „Nordland – Freiheit“ und „13 – Das Tagebuch“ geht?
Gaby
: Nordland spielt in Hamburg in rund 40 Jahren, die Wirtschaft hat komplett die Politik übernommen, es gibt keine staatliche Ordnung mehr, sondern nur noch das Recht des Stärkeren. Frauen haben entsprechend nichts mehr zu sagen, was meiner Protagonistin – einer jungen Frau aus reichem Haus, die bald verheiratet werden soll – überhaupt nicht gefällt. Sie flieht, taucht beim Widerstand unter und realisiert schnell, dass die Menschen aus dem Armenviertel den gleichen Kampf um Freiheit kämpfen wie sie selbst.

„Nordland“ bei Thalia in Hamburg – Heimspiel sozsagen. 🙂

Carl: Ein unschuldiger Junge verirrt sich in den Rumpf eines Piratenschiffes und wächst dort unter Mördern und Drogensüchtigen auf. Später arbeitet er für die Piraten als Auftragskiller. Erst als er erfährt, dass seine Schwester noch lebt, verlässt er das Schiff und macht sich auf die Suche. Seine einzige Spur: ein Tagebuch, in dem dreizehn Seiten fehlen.
Pitchen könnte Ihr, das muss man Euch lassen! 🙂

Carl präsentiert den ersten Teil „Das Tagebuch“ in guter Gesellschaft bei der Leipziger Buchmesse 2017.



Derzeit arbeitet Ihr beide an den Fortsetzungen Eurer Romane. Du, liebe Gaby, am zweiten von insgesamt drei Teilen und Du, lieber Carl, an Teil drei von X. Habt Ihr Eure Geschichten exakt durchgeplottet und wisst jeweils immer, bis wohin ein Buch geht?
Gaby: Ja, im Prinzip schon. Wobei: Nordland war nicht als Mehrteiler geplant. Das hat sich erst beim Plotten ergeben, als ich gesehen habe, wie viele Ideen, spannende Charaktere und unterschiedliche Entwicklungen berücksichtigt werden wollten. Für den zweiten Teil „Nordland – Gleichheit“ plane ich derzeit die Details und muss gerade meinen Figuren erklären, dass sie nicht alle die Hauptrolle spielen können (du kannst dir nicht vorstellen, was es da für ein Gedränge und Geschubse gibt). Das Ende von Teil zwei steht übrigens schon seit Jahren fest. Der dritte Teil wird dann aller Voraussicht nach ein Prequel, ist also zeitlich vor den Ereignissen in „Nordland – Freiheit“ angesiedelt.
Carl: Dreizehn, liebe Monika. Ich gebe dir jetzt einen kleinen Tipp, eine Eselsbrücke sozusagen, damit du nicht mehr vergisst, wie viele Bände es werden sollen: Es sind genauso viele wie der Titel.
Ich habe die Grobplanung sowie besonders epische Momente bereits im Kopf. Manche Dinge habe ich von Anfang an geplant gemäß dem Motto: Eine gute Geschichte wirft seine Schatten voraus. Ich öffne mir aber auch sozusagen Türen, besonders am Anfang der Geschichte. Das bedeutet, für manche Dinge, die passieren, habe ich noch selbst keine Erklärung. Ich bin überrascht, wie gut sich alles bislang gefügt hat. Manchmal muss ich allerdings ein bisschen werkeln.

Witzig: Ich erkenne da Vieles wieder! Hattet Ihr schonmal Angst, keinen Abschluss zu finden?
Gaby: Wenn du „Abschluss“ im Sinne von „passendes Ende“ meinst – nö. Das Ende steht, wie gerade beschrieben, schon am Anfang fest. Die Kunst besteht dann darin, die Geschichte so zu erzählen, dass das Ende auf der einen Seite überraschend, auf der anderen aber absolut plausibel und logisch erscheint.
Carl: Irgendwie nein. Wenn ich irgendwann keine Lust mehr haben sollte, die Bücher weiterzuschreiben, dann dürfte es mir auch keine Bauchschmerzen bereiten, damit aufzuhören. Ich bezweifle aber, dass ich die Lust verlieren werde, solange es Leser gibt, die sich für die Geschichte begeistern.

Und wieder sind wir uns einig. Trotzdem muss ich nochmal nachhaken: Bei einem Mehrteiler muss man das Buch so abschließen, dass die Leser einerseits neugierig darauf sind, wie es im nächsten Band weitergeht; andererseits müsst ihr auch Einiges auflösen, damit der Leser nicht frustriert ist. Wie schafft Ihr es, da das Gleichgewicht zu halten?
Gaby: Ich habe bewusst versucht, „Nordland – Freiheit“ so zu schreiben, dass es am Ende keinen Cliffhanger gibt, sondern dass die wesentlichen Konflikte des Buches alle gelöst sind. Der Roman soll für sich alleine stehen können. Gleichzeitig habe ich durch die Vielzahl an Personen und Handlungssträngen noch einiges an Themen und Fragen, die ich bislang nur angedeutet habe, und an die sich die Leser*innen dann beim zweiten Teil wieder erinnern (hoffentlich).

Hamburg, Fernsehturm und Park Planten & Blomen. In „Nordland“ geht es hier ordentlich zur Sache …

Carl: Das ist manchmal ziemlich schwierig. Aus diesem Grund sind Band 1 und sogar auch Band 2 noch voller mysteriöser Dinge, die im Laufe der Geschichte aufgeklärt werden. Grundlage dafür ist das Tagebuch und Godrics rätselhafte Schwester Emily. Jede fehlende Seite bringt ihn ein bisschen näher an sie heran.
Insgesamt bringe ich die Story auf unterschiedlichen Ebenen voran: Jeder Band ist eine Geschichte für sich und zugleich Teil einer Entwicklung.

Und nun Butter bei die Fische: Welchen Fehler hat Euch die Verlagslektorin am häufigsten angestrichen?
Gaby: „Selber“ sagen alle Kälber, „selbst“ sagt die Lektorin.
Das ist eine tolle Eselsbrücke, Gaby, bei dem Wort kam ich selbst tatsächlich schon öfters ins Grübeln. Carl?

Carl: Das dürfte der Gedankenstrich sein. Da mache ich immer einen Bindestrich. Sorry, dass es so unspektakulär ist.
Äh … ja, hier auch. Doch wie macht man eigentlich einen Gedankenstrich, der kein Bindestrich ist?
Carl: Den Bindestrich bekommt man, wenn man einfach auf die „Minus-Taste“ haut: –
Für den Gedankenstrich muss man Strg + „Minus-Taste“ drücken: –
Wieder was gelernt, danke! 🙂
Gaby: Oder du sagst deinem Schreibprogramm in den Rechtschreibungseinstellungen, dass es automatisch alle „-“ durch „–“ ersetzen soll.
Perfekt, das werde ich gleich mal bei meinem aktuellen Manuskript anwenden, danke!

Und weiter geht’s: Inwiefern spielen Eure Studienfächer/Berufserfahrungen in Eure Geschichten mit rein?
Gaby: Ich habe Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaften studiert. Das hat sicher dabei geholfen, eine Welt zu entwickeln, die sowohl auf wirtschaftlicher als auch auf politischer Ebene funktionieren könnte. Aber was mich wirklich motiviert hat, die Geschichte Nordlands aufzuschreiben, ist die Haltung vieler Menschen, auch in meinem privaten Umfeld, die nur noch darüber meckern, wie schlecht hierzulande alles sei, wie korrupt die Politiker seien, wie wenig „die da oben“ sich für „uns hier unten“ interessieren – aber niemand fasst sich an die eigene Nase und sagt, okay, wenn mir etwas nicht passt, dann mache ich es eben besser, dann bringe ich mich und meine Fähigkeiten mit ein. Das muss nicht gleich ein Ehrenamt sein. Man könnte auch einfach damit anfangen, mal wieder sein Kreuz zu machen, wählen zu gehen. Und damit zu signalisieren: Ja, ich unterstütze unsere repräsentative Demokratie. Sie ist nicht perfekt, aber sie ist das beste, was wir bisher auf diesem Gebiet erfunden haben.
Carl: Es freut mich, dass du das fragst! Gleich vorweg: Ich studiere Maschinenbau. Entsprechend kommen zwischendurch technische Systeme vor. Am Anfang noch nicht so viel, aber da das Ganze in die Richtung Steampunk geht, wird es mehr. Das können Sachen sein, die es wirklich gibt, oder eben Teile einer verschollen geglaubten, antiken Technologie, die alles, was wir kennen, in den Schatten stellt.

Gebt mit ein oder zwei Lieblingszitate!
Gaby: Eines von Albert Schweitzer: „In dieser Zeit, in der Gewalttätigkeit sich hinter der Lüge verbirgt und so unheimlich wie noch nie die Welt beherrscht, bleibe ich dennoch davon überzeugt, dass Wahrheit, Friedfertigkeit und Liebe, Sanftmut und Gütigkeit die Gewalt sind, die über aller Gewalt ist.“
Und „We are all in the gutter, but some of us are looking at the stars.“ von Oscar Wilde.

Carl: Darf ich die Gelegenheit nutzen, um ein Exklusivzitat aus Band 3 zu bringen? Scheiß drauf, ich mach’s einfach:
„Der Geruch nach Feuer hing in der Luft. Es war der Ruß der Kohlehütten, deren Schornsteine schwarze Wolken gen Himmel spien, während sie Erz zu Stahl verarbeiteten, um daraus Waffen für den Krieg zu schmieden. Es war der beißende Schwefelgeruch aus dem Vulkan Mount Geth, der jüngst zum ersten Mal seit Jahrtausenden wieder angefangen hatte, Feuer zu speien. Und es war die Asche der Toten, die der Wind über das Land wehte.“
Wow.

Welche Negativ-Rezension würde Euch am meisten treffen?
Gaby: Schwer zu sagen. Negativ-Rezensionen sind nie schön, gehören aber wohl zum Autorenleben dazu. Geschmäcker sind – zum Glück – verschieden, deshalb gibt es natürlich Menschen, die mit meinem Roman nichts anfangen können. Fair enough.
Carl: „Habe gerade dein Buch beim Essen gelesen. Meine Buchstabensuppe war spannender.“ Spaß beiseite. Eine Negativrezension macht mir eigentlich nichts. Wenn es viele wären, würde ich mir Gedanken machen.
Wenn es eine sein soll, dann, wenn ich das Gefühl hätte, dass die Person wirklich weiß, wovon sie redet; eine ehrlich gemeinte Rezension der Art „Ich versuche ja etwas Gutes abzugewinnen, aber es geht einfach nicht.“

Deine Protagonistin Lillith ist zu Beginn sehr passiv, fügt sich in die ihr zugedachte Rolle. Dich, liebe Gaby, kenne ich eher als jemanden, der zupackt und die Dinge selbst in die Hand nimmt. Hat Dich Lillith manchmal genervt?
Gaby: Nein, überhaupt nicht. Aber ich wusste ja auch die ganze Zeit, was in ihr steckt 😉 Im übrigen möchte ich dir an dieser Stelle ein wenig widersprechen. Lillith fügt sich zunächst in ihre Rolle, ja, aber trotzdem handelt sie und trifft Entscheidungen und ist somit beileibe kein Charakter, der die Welt passiv an sich vorbeiziehen lässt. Klar, aus unserer heutigen Perspektive fragt man sich schon, warum sie sich so viel gefallen lässt. Aber sie ist eine junge Frau ihrer Zeit; sie versucht, das Beste aus ihrem Leben zu machen und geht davon aus, dass ihr Vater schon alles richten wird. Für mich ist ihr Verhalten deshalb völlig normal, sie kennt ja keine andere Welt. Und auch wenn es ein bisschen altmodisch ist: Ich mag es, wenn Geschichten sich langsam entfalten. Wenn mein Puls beim Lesen eines Buches schon auf den ersten 30 Seiten höher ist als bei meinen Tempoläufen, dann frage ich mich immer, wohin die Geschichte noch rennen will, welche Steigerung noch kommen soll. Bei Nordland habe ich bewusst ruhig angefangen, um nach und nach das Tempo zu steigern.
Ich gebe es zu: Du hast recht. Lillith ist eben authentisch und ein Kind der Gesellschaft, in der sie heranwächst. Dennoch – Du mögest mir verzeihen – wollte ich sie das ein oder andere mal schütteln und anschreien, sie möge doch bitte mal … Und stimmt, sie wird dann ganz schön … aber das sollen die Leser selbst herausfinden! 🙂
Gaby: Das zeigt ja, dass dir Lillith nicht egal ist. Ein schöneres Kompliment hättest du mir gar nicht machen können.

Bei Dir, lieber Carl, hatte ich den Eindruck, dass es Dir ein diebisches Vergnügen bereitet hat, manche Figuren in brutale Ereignisse zu verwickeln, dabei wirkst Du in Natura, als könnte Dich kein Wässerchen trüben – welcher Eindruck täuscht?
Carl: Die brutalen Ereignisse, insbesondere im ersten Band, waren nötig, um den Charakter zu erschaffen, der mein Protagonist sein sollte. In ihm überkompensiere ich möglicherweise einen latenten Wunsch nach Freiheit. (Wow, ich klinge ja wie ein Psychologe!) Ironisch, ja, ist er doch lange Zeit ein Gefangener. Aber danach tut er, was er will, ohne Rücksicht auf andere.

Können diese Augen lügen? Oh ja! Und noch vieles mehr – „13“ ist nichts für schwache Nerven!

Nuuuuun, damit klingst Du weniger wie ein Psychologe, als wie ein … Schriftsteller. Ich selbst empfinde es manchmal als sehr „befreiend“, durch meine Charaktere bestimmte Dinge tun zu können, die ich im wahren Leben niemals tun oder auch nur wollen würde.
Gaby: So, so. Zum Beispiel?
*Hüstel*, also so spontan … hätte ich da noch eine Frage:

Wenn Ihr Euer Buch / Eure Bücher nicht selbst geschrieben hättet – würdet Ihr es / sie lesen?
Gaby: Na klar! Unbedingt. Ist schließlich genau mein Thema! Hihi. Nein, jetzt mal im Ernst: Ich glaube, wenn ein Thema nicht wirklich in einem brennt, dann hält man es nicht durch, einen Roman fertig zu schreiben.

Gabriele Albers: stellt gerne fiese Fragen – und nimmt auch in „Nordland“ kein Blatt vor den Mund!

Das stimmt, liebe Gaby. Wobei ich das Schreiben trotz aller Leidenschaft auch manchmal als nichts als Arbeit betrachte, die eben getan werden MUSS, auch wenn man Kopfschmerzen hat oder keine Lust … Wie ist das bei Dir?
Gaby: Klar. Schreiben ist Arbeit und manchmal gehört auch dazu, dass man einfach weitermacht, egal, wie wenig Lust man in dem Moment verspürt. Aber ich finde, solche Momente werden mehr als aufgewogen durch die vielen Momente, in denen es läuft, in denen man in einen Flow kommt, in denen man merkt, wie die Geschichte von ganz allein voranschreitet und ich mich als Autorin dann hinterher irgendwann frage: Das hab ich geschrieben? Echt?

Und Du, Carl, würdest Du Dein Buch lesen, wenn es nicht von Dir wäre?
Carl: Ich denke ja. Immerhin steckt ein bisschen von all meinen Lieblingsbüchern / Filmen / Videospielen darin. Außerdem verwirkliche ich in ihnen, was ich mir von anderen Geschichten erhofft hätte. Kennst du das, wenn du eine Geschichte liest und einen sauguten Einfall hast, wie es weitergehen könnte? Und dann, wenn du das Buch zu Ende gelesen hast, denkst du: Hey, meine Idee war viel besser!
Stimmt, das kenne ich. Das kennen sogar sehr viele, schätze ich. Der elementare Unterschied ist wie ich finde immer der, das jeder klugschwätzen kann – aber ein Buch selbst zu Ende schreiben, das schaffen die Wenigsten, das ist die erste große Hürde. Ich glaube, dazu schreibe ich mal einen Blogbeitrag …

Habt Ihr eigentlich irgendwo die Auflösung für Eure Geschichten deponiert, nur für den Fall der Fälle?
Gaby: Ich fühle mich gerade wie George R.R. Martin, vielen Dank für die Frage, liebe Monika. Auf meinem Rechner ist das gesamte Hintergrundmaterial deponiert, also alle Backstories, die möglichen Entwicklungen und Verwicklungen und natürlich auch das Ende. Solltest du also im Fall der Fälle die Reihe zu Ende schreiben wollen, würdest du dort reichlich Material finden 😉
Carl: Nein. Carl tot = Geschichte tot.
Nein, wie gemein!

Habt Ihr eigentlich Verträge über alle Teile oder wird jedes Mal neu verhandelt?
Gaby: Ich habe eine mündliche Zusicherung vom Verleger, dass er den nächsten Teil veröffentlichen will. Als Hamburgerin reicht mir das.
Carl: Es wird jedes Mal neu „verhandelt“. Oder würde, wenn ich eine Verhandlungsgrundlage hätte.

Habt Ihr schonmal in einem Buch jemanden sterben lassen, der Euch im realen Leben geärgert hat?
Gaby: Nein, niemals, wer macht denn so was? – Mit diesem Gedanken spielt man manchmal, nicht wahr? Aber bislang ist es mir noch nicht gelungen, reale Personen in meinen Geschichten unterzubringen. Insofern konnte ich sie auch noch nicht eines grausamen Todes sterben lassen.
Ich auch nicht, liebe Gaby, das würde ich NIE machen! *Hust*

Und Du, Carl?
Carl: Es kommt grundsätzlich niemand in meinen Geschichten aus dem realen Leben vor. Manchmal benutze ich die Namen von jemandem und manchmal bestimmte Charaktereigenschaften.
Tatsächlich? Was ist mit Carl?
Carl: Der heißt zwar wie ich, aber als ich das letzte Mal in den Spiegel geschaut habe, war ich kein Schrumpfkopf.
Hahaha. 😀

Wie war Eure erste Lesung, wie war Eure letzte Lesung?
Gaby: Aufregend. Und immer noch aufregend.
Carl: Die erste war genau richtig! Das war im Dark Flower während der LBM. Ich war total nervös, komm rein und sehe, dass da nur eine Handvoll Leute sitzen. Also alles easy.
Die letzte Lesung war auf der LBM18. Das hat sich als etwas kompliziert erwiesen. Es ist echt schwer, gleichzeitig denen etwas zu bieten, die Band 1 schon kennen, und denen, die nicht.

Carl bei seiner ersten Lesung im Dark Flower, bei der ich dabei sein durfte. Was soll ich sagen? Er las es und ich kaufte es! 🙂

Gibt es noch etwas, was Ihr erzählen wollt?
Gaby: Vielleicht die Geschichte, wie wir beide, Monika, uns in Leipzig bei der Autorenrunde kennengelernt und uns dann am nächsten Tag zufällig wieder über den Weg gelaufen sind? Ich total nervös, weil mein Meet and Greet mit den Verlagen unmittelbar bevorstand. Und du mega verständnisvoll, weil du das im Jahr davor selbst durchgemacht hattest. Du hast mir da den acabus Verlag sehr ans Herz gelegt, bei denen ich mich im Vorfeld gar nicht beworben hatte. Aber dann durfte ich tatsächlich außer der Reihe und spontan bei denen pitchen. Das Ergebnis? Nordland. Happy ever after.
*Hachz* Mein Plan ist ja, dass Du diese Geschichte eines Tages vor unseren Enkeln auf der Preisverleihung erzählst, wenn wir gemeinsam für unser Lebenswerk geehrt werden. Deal? 😉
Gaby: Guter Plan!

Ihr habt ja Beide mit Eurer jeweiligen Reihe debütiert. Was, findet Ihr, ist dabei überraschend gut gelaufen und was werdet Ihr nächstes Mal besser machen? Habt Ihr da einen Tipp für angehende Debütanten?
Gaby: Ich fand es sehr faszinierend, wie am Ende die vielen kleinen Mosaiksteine an ihren Platz gefallen sind und ein Bild (also einen Roman) ergeben haben. Aber, und das ist auch mein Tipp für angehende Debütanten und Debütantinnen, ich glaube es wäre leichter gewesen, wenn ich mit etwas Kürzerem angefangen hätte. Einen 600-Seiten-Roman zum x-ten Mal zu überarbeiten dauert einfach länger, als wenn man „nur“ 300 Seiten geschrieben hätte.
Carl: Es war überraschend „leicht“ einen Verlag zu finden. Nach dem Meet & Greet auf der LBM hatte ich gleich Angebote von zwei verschiedenen Verlagen. Ich weiß nicht, ob ich etwas hätte besser machen können. Ich glaube einfach, unter den gegeben Umständen, ist es so gut gelaufen, wie es ging. Ich hätte es anders machen können, aber ob das besser wäre, kann ich beim besten Willen nicht sagen. Ich kann nur jedem Verlagssuchenden empfehlen, zum Meet & Greet zu gehen. Selbst wenn ihr keinen Verlag findet, bekommt ihr ein professionelles Feedback.

Und jetzt überzeugt die Leser mit allem, was Ihr habt: Wieso sollte jemand ausgerechnet Euer Buch kaufen?
Gaby: Darf ich an dieser Stelle einfach aus der E-Mail einer Leserin zitieren?
„Vor fünf Minuten habe ich es zugeklappt, nachdem ich es heute, vor lauter Spannung, nicht mal mehr auf dem Weg zum Klo weggelegt habe! Es wurde in der letzten Zeit immer mehr zu einer Droge und hat meine Gedankenwelt beeinflusst, ob ich im Theater bei „Effi Briest“ saß oder meinen Mann geweckt habe, um in seinen Armen zu heulen, weil (Spoiler) … ich bin so beeindruckt, das ist kein Buch, das ich einfach nur lese, das ist ein Buch das Einfluss nimmt und mich inspiriert und zum Nachdenken bringt, ach ich könnte noch soviel sagen… ich bin ja auch noch mit halbem Geist und Körper in Nordland und das einzige was mir sehr missfällt ist, dass ich mir jetzt nicht sogleich den Nachfolger besorgen kann.“
Carl: Weil ihr sowas noch nie gelesen habt! Es ist eine abgefuckte Story mit einem skrupellosen Protagonisten. Drogen und Alchemie lassen seine Realität verschwimmen. Uralte Mythen werden lebendig und bringen eine antike Technologie zurück. Böse Geister und ein gottähnliches Energiewesen bedrohen die Welt. Und während Godric End im Gefängnis seine Geschichte erzählt, steht eine dunkle Vorhersage im Raum: Die Welt wird untergehen.

Vielen Dank für das Interview, Ihr Beiden, es hat mir (wie immer mit Euch) viel Spaß gemacht! 🙂

Wenn auch Ihr Euch jetzt nicht entscheiden könnt, welches der Bücher Ihr lesen wollt, macht es so wie ich – und lest alle! 🙂

Die wunderbare Gaby Albers findet Ihr hier:
https://www.gabriele-albers.de/
Und „Nordland“ hier:
https://www.acabus-verlag.de/belletristik_9/literatur_2/roman_12/nordland-hamburg-2059-freiheit_9783862825493.htm
sowie bei allen gängigen Buchverkaufsstellen.

Den wunderbaren Carl Wilckens findet Ihr hier:
https://carlwilckens.de/
13 – Das Tagebuch (Band 1)“ hier:
https://www.acabus-verlag.de/belletristik_9/phantastik_4/low-fantasy_49/dreizehn-die-anstalt-band-2_1390.htm
Und „13 – Die Anstalt (Band 2)“ hier:
https://www.acabus-verlag.de/belletristik_9/phantastik_4/low-fantasy_49/dreizehn-die-anstalt-band-2_1390.htm
Carls Bücher könnt Ihr natürlich ebenfalls bei allen Buchgeschäften kaufen.

13 Fragen an Mika Jänisen

Er ist jung, er ist wild und vor allem ist er gnadenlos talentiert: heute habe ich mir Mika Jänisen gekrallt – und ihm 13 Fragen gestellt, die mir nach der Lektüre von „Wonders Macht“ auf den Nägeln brannten. Meine Rezension zum Buch gibt es später, jetzt ist erst mal der Autor an der Reihe:

  1. Lieber Mika, stell uns doch mal bitte Dein Buch „Wonders Macht“ vor.

Tag Welt, das hier ist „Wonders Macht“:

WM ist ein Mystery-Thriller mit Horrorelementen, Science-Fiction-Anteilen und ein bisschen Humor. Es ist mein absolutes Herzblutwerk und das Buch, das mich als Manuskript schon seit meiner Jugend begleitet; umso surrealer ist es für mich, das Ding nun endlich in den Händen halten zu können.

In „Wonders Macht“ begleiten wir sechs Rekruten einer internationalen Polizeischule auf ein düsteres Anwesen mitten in den norwegischen Wäldern, wo sie ein leerstehendes Gebäude kontrollieren sollen. Für die fünf Jungs und das Mädel ist der Abend als Strafeinsatz vorgesehen, um sie für diverse Verfehlungen abzustrafen und somit vorerst vom Silvesterfeiern abzuhalten. Die allgemeine Motivation hängt also verständlicherweise eher im Keller. Ihr Vorhaben, ein paar blöde, öde Stunden möglichst schnell rumzubringen, um dann wieder nach Hause zu fahren, wird dann allerdings doch relativ schnell zunichte gemacht; denn natürlich ahnt niemand von ihnen, was auf dem Anwesen wirklich vor sich geht. Und das ist nicht nur jenseits von allem, was sie sich nicht einmal in ihren wildesten Träumen ausgemalt hätten – sondern auch absolut tödlich.

  1. Du hast lange an Deinem Debütroman „Wonders Macht“ gearbeitet. Wann bzw. weswegen hast Du Dich entschlossen, Dich auf die Suche nach einem Verlag zu machen?

Ich kann das heute gar nicht mehr wirklich an Zahlen festmachen – eben weil es so lange gedauert hat. WIE lange darf man echt gar keinem erzählen… Ich habe ja damals zu Schulzeiten bereits daran geschrieben, da mich die Protas und die Welt drumherum seit meiner Kindheit begleiten. 1999 habe ich irgendwann mal „Fertig“ unter das Manuskript gesetzt – heute lach ich drüber. Nach weiteren +10 Überarbeitungen in den nächsten Jahren (und auch mal längeren Phasen der Pause dazwischen) hat sich irgendwann eine völlig neue Story ergeben. Wirklich richtig daran gearbeitet (und vor allem auch endlich das Ende geschrieben), habe ich dann so ab ca. 2015/2016. Das war dann auch der Zeitpunkt, als ich gemerkt habe, dass ich das wirklich ernst meine, das Ding zu veröffentlichen. Ausschlaggebend waren einige doch eher lauter werdende Stimmen von Testlesern, die mir nicht nur das ausreichende Talent zum Schreiben bescheinigten, sondern mir androhten, mir die Finger zu brechen, wenn ich nicht endlich aus dem Quark käme damit. ;-P
Schlussendlich bin ich tatsächlich ein gläubiger Mensch und denke mir oft, dass man Talente im Leben nicht ohne Grund mit auf den Weg bekommt. Ich hatte das Gefühl, mir diese Sache schuldig zu sein: mir meinen Lebenstraum mit diesem Buch zu erfüllen.

„November 2017: endlich isser da, der langersehnte Autorenvertrag \o/“

  1. Du hast mit Lando, Damon, Kaido, Nitha, Aramis und Spark gleich sechs Hauptfiguren erschaffen, sie sogar „gezeichnet“ (siehe unten). Mal Hand aufs Herz und mal ganz unabhängig davon, wer in „Wonders Macht“ (über)lebt oder nicht: Wen würdest Du – wenn es nach Dir ginge – am ehesten sterben lassen?

Das ist eine fiese, gemeine Frage. Bin sicher, das weißt du. Das ist ein bisschen wie „Soll ich lieber deinen Vater oder deine Mutter erschießen?“ >>‘
Unabhängig von WM lautet die Frage ja indirekt eher „Auf wen könntest du am ehesten verzichten“? Antwort: Auf niemanden. Aber wenn ich wirklich wählen müsste, dann… Seite 201, direkt der erste Name. (Ja, ich weiß – das war jetzt gemein.) Aus dem recht profanen Grunde, dass uns rein vom Wesen/Charakter her am wenigsten verbindet und ich nicht gefühlt direkt einen Teil von mir selbst töten müsste. Bzw. nur einen kleineren Teil – irgendwo sind es ja alles „Splitter“.

  1. Wie bist Du auf den genialen Namen „Wonder“ gekommen?

Ganz ehrlich, das hab ich mich unlängst auch noch gefragt – und ich hab keinen blassen Schimmer. Oo Ist schon zu lange her. Keine Ahnung. War anscheinend einfach da. Gibt auch keinen rationalen Grund dafür, war einfach so.

  1. Du schreibst nicht nur klasse, Du bist auch ein echtes Zeichen- und Airbrushgenie! Von welchem dieser Talente würdest Du Dich – von einer fiesen Kollegin vor die Wahl gestellt – am ehesten verabschieden?

Erst soll ich Protas killen, dann meine Skillz … *g* Na schön, also ich schätze, in dem Fall würde ich auf das Malen verzichten. Das Schreiben ist mir zu heilig und bedeutet mir zu viel. Mein Zeichentalent betreibe ich dann doch eher hobbymäßig und nehme mir da auch ein Stück weit das Recht heraus, das auch mal ein paar Wochen/Monate in die Ecke zu schieben, wenn ich keine Lust drauf habe. Darüber hinaus schätze ich beim Schreiben immer diese Tatsache, dass ich dazu fast nix brauche. Ok, Laptop evtl… oder Zettel und Stift. Aber der Rest kommt aus mir heraus. Beim Malen müsste ich auf zu viele Hilfsmittel zurückgreifen (Airbrushgun, Kompressor, Farben, Beamer, Vorlagen, Schablonen, Tape…) Ich mein, es macht wirklich Spaß – aber da geht es mehr um die Technik. Nicht um das, was in mir drin ist. Versteht man, was ich meine?

„Hier kombiniere ich kurz Arbeitsplatz 1 mit Arbeitsplatz 2: Laptop und Airbrushstaffelei.“

  1. Was nervt Dich am Autorendasein?

Dass man damit weniger verdient, als ne McD*n*lds-Putzfrau. -_- (Oder um es in deinen eigenen Worten zu sagen: „Davon kannste wenn du Glück hast einmal schick essen gehen.“)
Gemessen an Zeit und Herzblut und Aufwand hat man (zumindest als Debütautor in einem Kleinverlag am unteren Ende der Karriereleiter) gefühlt irgendwie unterm Strich so überhaupt gar nichts von diesem „überragenden Talent“. Und oft einfach eine sehr begrenzte Leserzahl, was noch trauriger ist. Man will ja für ganz viele Menschen schreiben – nicht bloß für eine Hand voll. Außerdem nervt es mich, dass man im weiteren Verlauf anscheinend nur Geld verdienen kann, wenn man Lesungen abhält und sich ständig präsentiert wie ein Rockstar. Liegt mir nicht. Ich will nicht (vor)lesen, ich will, dass die Leute das selber lesen. Ich will nur schreiben.

  1. Was liebst Du am Autorendasein?

Den ganzen Rest.
Ich kann Welten erschaffen, Protas zum Leben erwecken und sterben lassen, kann so viele Bilder und Emotionen im Kopf der Leser entstehen lassen – zumindest wenn ich’s drauf habe; ich hab den ultimativen God-Mode in der Hand!

Ich kann plötzlich fremden Menschen die Dinge zeigen, die mir seit der siebten Klasse im Kopf rumschwirren. Ich kann sie teilhaben lassen, mitnehmen – und dafür sorgen, dass sie mir Schmerzen androhen, wenn ich nicht weiterschreibe. *g* Das ist irgendwie toll. Und das Gefühl, für das alles von Lesern mit begeisterten Worten belohnt zu werden, ist unbeschreiblich und das beste Gefühl, das ich jemals hatte. Das ist, als hätte plötzlich alles einen Sinn. Ich liebe das.

  1. Verrate uns Deine Pläne für die Zukunft!

Naja, „Wonders Macht“ ist zwar schon irgendwo in sich abgeschlossen, lässt aber einige Fragen offen – das ist mir bewusst. Um ehrlich zu sein war die Grundfassung dieses Buches auch um fast 400 Seiten länger damals. ;D Das passte aber alles nicht mehr in die Story. Was böte sich also mehr an, als Teil 2? ^^ Den schreib ich seit einer Weile – und ich hoffe, ich brauche nicht nochmal 15 Jahre dafür. (Da ich aber mittlerweile innerhalb einer AG schreibe und ein paar Testleser zum Treten bei mir habe, bin ich ganz guter Hoffnung.) Der Nachfolger des WM-Auftaktes trägt den Namen „Traumgänger“ – und das ist im Grunde schon alles, was ich zunächst mal für die Zukunft plane. Hätte ich einen Wunsch in dieser Richtung frei, würde ich der guten Fee mit glänzenden Augen von meiner Vision einer PSBD-Buchreihe berichten, die am liebsten nie aufhört. Aber das tut sie in meinem Kopf ohnehin nicht.

„Der Grund, weshalb ich im Moment nicht so zum schreiben komme wie sonst: Marduk – 11 Wochen alt.“

  1. Gibt es etwas, dass Du beim nächsten Buch anders machen wirst oder was Du angehenden Autoren mit auf den Weg geben möchtest?

Ich mache automatisch schon so einiges anders, das bleibt gar nicht aus. Fängt dabei an, dass ich zumindest versuche, ganz grob vorzuplotten. Bei WM hab ich das überhaupt nicht getan. Und nein, ich hab auch keine Ahnung, wie ich das gemacht habe. Bin letztens noch gefragt worden, wie ich mir diesen Plot ausgedacht habe, ohne das vorher geplant zu haben. Hat anscheinend funktioniert – aber ich hab auch oft genug hier gesessen, mich total verzettelt und dann mit Bindfäden und Reißzwecken irgendwelche Timeline-Boards gebastelt, weil ich nicht mehr weiterkam.

Technisch schreibe ich (hoffentlich) mittlerweile auch „besser“ als bei WM; ich hatte mittlerweile genug Zeit, zum üben. Ich mach diese häufigen Perspektivsprünge auch nicht mehr. Das wurde mir ausgetrieben. *g* (Aber einige sind in WM noch drin, weil ich mich nicht davon trennen wollte und konnte.) Generell ist aber mein ganzes Grundgefühl anders als früher; eben weil ich – so hoffe ich – beim Hybrid Verlag so viel Rückenwind für meine PSBD-Reihe bekomme und schon allein diese ganze Zitterei wegfällt, dafür überhaupt ein Zuhause zu finden. Ich muss es jetzt halt nur selbst fertigschreiben, das ist meine einzige Hürde.
Angehenden Autoren kann ich – völlig subjektiv – auf den Weg geben, trotz der Einbußen durch geringe Mittel keine Scheu vor Kleinverlagen zu haben. Wenn man, wie ich, viel Wert darauf legt, sich selbst zu verwirklichen, ist das das Beste, was man tun kann. Und sowieso sollte man niemals den Traum vom eigenen Buch begraben. Man muss nur wirklich kritikfähig sein und bereit, daran zu feilen. Wenn ich mir heute die „fertige“ WM-Version von 1999 angucke, versinke ich vor Scham im Boden.

„Retroalarm, die Urversion von Wonders Macht: – hier war ich Anno 1999 mal davon überzeugt, ein Buch fertiggeschrieben zu haben. Das war allerdings erst 2018 der Fall. ;D“ Ich glaube, lieber Mika, das kennen wir alle! 😀

  1. Womit kann man Dich als Leser so richtig ärgern?

Unsympathischen Charakteren, unglaublich langweiligen Plots mit 0815-Verläufen und schrecklichen Kitsch-Romance-Einlagen. Oh, und mit völlig unspektakulären und unbefriedigenden Enden von ansonsten megaspannenden Büchern. Und wenn mein Lieblings-Chara draufgeht! Ich ertrag sowas echt nur sehr schwer.

  1. Dein Lieblingssatz aus dem Buch?

Hmmm, schwierig… ich schwanke zwischen:

»Also, wenn jetzt beispielsweise da hinten an der Wegkreuzung ein Eichhörnchen rumliegen würde, könntest du quasi von hier aus die Körpertemperatur ermitteln und im Dunkeln erkennen, ob die Schwanzspitze noch zuckt?«

und

„»Und während wir im Turm von einem Monsterwerwolf angegriffen werden und einer nach dem anderen in diesem Hause spurlos verschwindet, kommt ein Raumausstatter vorbei und legt einen Flokati in die Küche oder was?«

*lol*

  1. Von welchem Buch wünschst Du Dir, dass Du es geschrieben hättest?

Jetzt wollt ich grad erst „Die Bibel“ schreiben, aber ich glaub, dann würd ich zu viele Hater-Mails kriegen. Ach, keine Ahnung. Glaub wenn ich „ES“ oder „Harry Potter“ geschrieben hätte, wären eventuelle finanzielle Engpässe zumindest passé, das wäre auch ganz nett. Aber wahrscheinlich auch nur, wenn ich zudem in den USA leben würde und nicht hier.
Ach nein, ganz im Ernst: Ich will gar keine fremden Bücher schreiben. Meine eigenen reichen mir.

„Meine damalige Prota-Artworks; da sich im Lektorat die Nationalität der Protas zum Teil geändert hat, sind hier zum Teil dringend Updates fällig.“ Ich erkenne … hm … Lando, Kaido, Spark und Aramis. Und Damon.

  1. Jokerfrage: Hier darfst Du Dir eine Frage aussuchen und beantworten. 🙂

Okay. \o/

Öh…

Na schön: Welche Pflanze wirkt tödlich, wenn man fünf Minuten unter ihr steht?

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Die Seerose.

*schenkelklopf*

*räusper*

Yeah, danke dass ich hier sein durfte.

Es war mit wie immer ein Vergnügen! 🙂

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„Wonders Macht“ bekommt Ihr direkt beim Hybrid Verlag, bei allen gängigen Online-Shops oder beim Buchhändler Eures Vertrauens! 🙂

Produktinformationen:
  • Auflage: Neuerscheinung (16. März 2018)
  • Autor: Mika Jänisen
  • Sprache: Deutsch
  • Taschenbuch: 500 Seiten
  • Größe: 15,2 x 3,2 x 21,1 cm
  • Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren